Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
seinen Nacken, um ihn näher an sich heranzuziehen. Sie küsste ihn. Fuhr mit der Zunge sacht über seine Lippen, tastete sich vor in seinen Mund. Er öffnete die Lippen, schmeckte ihr Blut, das aus der Platzwunde sickerte. Er sog seufzend ihre Oberlippe ein. Das war ihr Plan gewesen, ihm ihr Blut zu geben, das er unter dem Einfluss der Runen abgelehnt hatte. Die Erleichterung trieb ihm Tränen in die Augen. Sie hatte es geschafft, er war beinah wieder er selbst.
„Hilf mir, Quinn“, flüsterte sie in seinen Mund.
Endlich war er in der Lage, den schmerzhaften Griff um ihr Handgelenk zu lösen, die Arme um sie zu schlingen und sie wieder zu spüren.
„Ja, Morrighan, ich will dir helfen.“ Er sog ihre Lippe zärtlich ein. Es gelangte nicht sehr viel Blut auf diese Weise in seinen Mund und das war vielleicht gut so. Er durfte jetzt nicht in einen Rausch geraten. Sich nur so viel nehmen, um den Bann zu brechen. „Ich will dich von hier wegbringen. Irgendwohin, wo ich dich nie wieder loslassen muss.“ Verdammt, es kam zu wenig Blut aus ihrer Oberlippe, er benötigte mehr, wenn er frei sein wollte, viel mehr.
Alles!
Er ging sofort auf Abstand, aber schaffte es nicht, sich ganz von Morrighan zu lösen. Er wollte sie nie wieder loslassen.
„Dann gehen wir. Gleich jetzt.“
„Ich kann nicht, Morrighan. Nicht mehr.“ Die Runen verdichteten sich, umzingelten ihn und drängten ihn zurück. Verhöhnten ihn, weil er die Chance hatte verstreichen lassen, sich durch ihr Blut zu befreien.
„Bitte, Quinn.“ Ihr Flehen war wie eine ausgestreckte Hand, aber es war ihm unmöglich, sie zu ergreifen. „Bitte tu mir das nicht an. Ich …“
Sag es, Morrighan, sag es einfach, selbst wenn du nicht so empfindest. Sag, dass du mich liebst. Es wird mir die Kraft verleihen, mich zu befreien
.
„Was, Morrighan?“ Warum fiel es ihr so schwer, diese Worte über die Lippen zu bringen? Warum schnürten sie ihr die Kehle zu? Ihr Schweigen war, als zöge sie ihre helfend ausgestreckte Hand zurück. Er stemmte sich nicht mehr gegen die Einkreisung der Runen. Es war zwecklos. Worum sollte er auch kämpfen? Um ein leeres Gefäß? Die hohle Form der Sceathrach? „Nicht einmal jetzt kannst du es aussprechen. Weil du nicht zu diesem Gefühl fähig bist. Du kennst es nicht einmal.“ Das war nicht Morrighans Schuld, sie war nur ein Platzhalter. Die Druiden hatten ihr Möglichstes getan, um sie von allem fernzuhalten, das sie nicht nur auf eine Zuschauerin ihres eigenen Lebens reduzierte. Er zog sich in die Ecke seines Bewusstseins zurück, überließ Morrighan seinem Alter Ego. Es würde dafür sorgen, dass sie ihn hasste, wenn sie überhaupt zu diesem Gefühl fähig war.
„Doch ich kann es. Und ich kenne es, seit ich dir …“
„Nein, Mhór Rioghain. Der Tod kann nicht lieben. Du kannst es nicht.“ Damit zerrte er sie wieder mit sich. Den Gang hinunter. Richtung Westflügel. Er kannte diesen Teil des Hotels von seinen nächtlichen Streifzügen, aber er hatte damals nichts Auffälliges entdeckt. Jetzt signalisierte ihm die zunehmende Kälte der Runen, dass sie sich ihrem Ziel näherten. Er sank zu Boden, lehnte sich gegen die undurchdringliche Mauer aus Runen und beobachtete sich dabei, wie er eine durchsichtige Plastikplane zur Seite schlug. Sie trennte den wegen Umbauarbeiten geschlossenen Teil vom Rest des Schlosses. Der unbeleuchtete Gang war mit Werkzeugen verstellt, die die Handwerker zurückgelassen hatten. Seine Augen durchdrangen ohne Schwierigkeiten die Dunkelheit, während Morrighan hinter ihm herstolperte. Sie hatte die eine oder andere Verletzung davongetragen, war aber zu verängstigt, ihn zu bitten, Rücksicht darauf zu nehmen. Sein Alter Ego hätte ihrer Bitte wahrscheinlich nicht einmal entsprochen, wenn es das wollte, die Macht der Runen trieb es auf sein Ziel zu. Sie war sehr still geworden, aber sie vergoss immer noch Tränen. Seinetwegen, wie er befürchtete.
Versuch, mich zu hassen, Morrighan
, flüsterte er in die Stille in seinem Bewusstsein,
das wird es dir leichter machen. Das macht es mir leichter
.
Quinn blieb vor einer doppelflügeligen Tür stehen und stieß sie auf. Die Suite dahinter hatte nichts von dem Baustellencharakter, der den gesamten Westflügel beherrschte. Sie war luxuriös eingerichtet, im Kamin brannte ein wärmendes Feuer.
„Endlich bringst du sie mir.“
Ein Mann mit langen, kastanienbraunen Haaren erhob sich aus einem der Ledersessel vor dem Kamin und kam ihnen entgegen. Sein
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