Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
Vermählungsgeschenk an dich. Wenigstens die Runen, die ihn schwächen …“
„Nein, Nathair. Seinen Eid nicht erfüllt zu haben, sollte Strafe genug sein.“ Sie ballte die Faust zusammen, in der sie die silberne Träne verwahrte. „Er soll mit der Gewissheit leben, gescheitert zu sein.“
„Das ist brillant.“ Nathairs Finger strich über den harten Zug um ihren Mund. Er war eigentlich immer da, jetzt dürfte er sich noch tiefer eingegraben haben. Ein angeborener Ausdruck der Verbitterung, für die es niemals Gründe gab. Bis zu diesem Zeitpunkt.
„Zunächst dachte ich, deine Vorliebe für diesen Blutsäufer wäre echt, ein wenig zu echt für meinen Geschmack.“ Er küsste ihre Stirn. Warum nur fühlte es sich an, als täte er das nicht zum ersten Mal? „Aber jetzt erkenne ich die Sceathrach in dir. Durchtrieben und rachsüchtig. Mit der Gewissheit des Versagens zu leben ist weit besser als der Tod. Der wäre eine Gnade, die er nicht verdient.“
„Nein, Morrighan! Lieber sterbe ich, als dich diesem Schicksal zu überlassen. Mi muimh thá, Leathéan.“
Sie widerstand dem Impuls, ihn anzusehen. Hörte nur, wie er sich verzweifelt gegen die starken Arme wehrte, die ihn hielten. Sie wollte zu ihm laufen und darauf vertrauen, dass sie sich irgendwie gemeinsam aus dieser Ausweglosigkeit befreien konnten, aber das war reine Wunschvorstellung, die ihm den Tod brächte. Sie besaß die Verantwortung für sein Leben und sie beabsichtigte, sie auch zu übernehmen.
„Dein Tod wäre umsonst, Quinn.“ Sie sah Nathair an, als sie das sagte. Sie wusste, dass sie eine schlechte Lügnerin war und sich verraten würde, wenn sie Quinns Blick begegnete. „Ich empfinde nicht dasselbe für dich. Du hast es selbst zu mir gesagt, ich bin zu diesem Gefühl nicht fähig. Ich kenne es nicht.“
„Das ist nicht wahr! Die Runen haben es mich sagen lassen. Das war nicht ich!“
Ich weiß, Quinn
. „Lass ihn gehen, Nathair, ich ertrage ihn nicht mehr in meiner Nähe.“
Morrighan starrte auf die geschlossene Tür. Quinn wehrte sich nicht mehr, als sie ihn hinausführten. Sie fühlte sich innerlich leer, aber auch erleichtert.
„Ich sollte mich wirklich hüten, mich desselben Verbrechens schuldig zu machen wie der Blutsäufer. Wer weiß, welch perfide Strafe du dir für mich ausdenken würdest?“ Nathair wollte ihre Hand ergreifen, zögerte jedoch im letzten Moment und bemerkte wohl das Zittern ihrer geschlossenen Faust.
Selbst wenn sie es gewollt hätte, sie wäre nicht in der Lage gewesen, sie zu öffnen. Die Träne darin war längst getrocknet, aber solange sie nicht nachsah, war sie immer noch da und gab ihr Halt. „Ich bin nicht in der Position, Sie zu bestrafen.“ So wie sie Quinn nicht bestrafte, nur sich selbst.
„Oh doch, das bist du oder vielmehr wirst du es bald sein.“ Er legte eine Hand unter ihr Kinn. Nur widerwillig wandte sie den Blick von der Tür ihm zu. Es ging nicht darum, dass sie Nathair nicht ansehen wollte. Das Trugbild, von dem Quinn sprach, war perfekt. Vielleicht hatte er sich an den Vorlieben der Sceathrach orientiert, warum sonst sollte sein Anblick ihr so vertraut sein?
Ihr, dachte Morrighan, der Sceathrach, die sie war und auch wieder nicht. Wie nannte sie Nathair noch? Ein Gefäß. Und genauso fühlte sie sich.
„Werde ich noch wissen, wer ich war, wenn ich die Sceathrach bin?“
„Eine interessante Frage.“ Nathair gab sich mit der Hand zufrieden, die Morrighan nicht so krampfhaft zusammenballte, und führte sie zu einem der Sessel vor dem Kamin. Er nahm auf dem anderen Platz. Zwischen ihnen stand ein kleiner Tisch, darauf zwei große bauchige Gläser und eine Karaffe aus Kristall. Die dunkle Flüssigkeit sah aus wie Blut, doch es war Wein, wie der Geruch verriet, nachdem Nathair ihr Glas gefüllt und sie es angenommen hatte. Eine groteske Wiederholung der Nacht, in der sie Quinn kennengelernt hatte.
„Werde ich vergessen?“ Sie wünschte, es würde so kommen. Wie sollte sie mit der Erinnerung an Quinn weiterleben? Es sei denn … Sie spann den Gedanken nicht zu Ende.
„Das kann ich dir nicht sagen. Erinnerungen sind eine heikle Sache. Die Seele ist es, die sie verwahrt.“
Früher hätte sie Nathair ausgelacht. Die Seele existierte nicht und die Zentren des Denkens und Erinnerns waren die Gedanken- und Antriebsfelder in der Großhirnrinde. Das hätte sie ihm entgegengehalten. Doch inzwischen glaubte sie nicht nur an die Existenz ihrer Seele, sondern auch an die
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