Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
Blut befreite. Sie bewunderte die Eleganz seiner Bewegungen, die Geschmeidigkeit seines Muskelspiels, das ohne das verschmierte Blut deutlicher zum Vorschein kam. Sie schüttelte betont geschäftig das Badelaken aus, breitete es auf dem Bett aus und schielte zu seinen Füßen.
Keine Socken, das musste wehtun. Es kam ihr bisher nicht in den Sinn, aber bei näherer Betrachtung passten seine Kleidungsstücke nicht zueinander. Obenrum mit konservativem Wollmantel und Hemd war er fürs Büro gewappnet. Untenrum, mit martialisch anmutenden Stiefeln und Drillichhosen, für einen Krieg. Als hätte er in Eile alles gegriffen, was er fand und dabei Sachen erwischt, die ihm nicht gehörten. Hose und Stiefel passten, Hemd und Mantel saßen knapp. Eine groteske Kleiderzusammenstellung, zahlreiche stumpfe Verletzungen und eine nächtliche Flucht. Wie hieß also das Resümee dieser Überlegungen?
Hübsche Füße.
Sie stöhnte innerlich über diesen Fehlschuss ihres Verstandes.
„Etwas entdeckt, das dir gefällt?“
Hervorragend, jetzt hielt er sie für eine beschissene Autofahrerin, ein kaltes Miststück und eine Fußfetischistin. Das lief richtig gut. „Das muss ich später auswaschen.“ Seinen fragenden Blick beantwortete sie mit einem Nicken zu dem blutverschmierten Handtuch, das nach seiner Reinigungsaktion zu seinen Füßen landete. Insgeheim beglückwünschte sie sich zu ihrem Schachzug.
Er legte sich auf das ausgebreitete Badelaken. „Ich strapaziere deine Gastfreundschaft über, also ist das mein Job.“
In ihrem Kopf formte sich ein ‚
Auf keinen Fall
’, aber sie beließ es bei einem Schulterzucken. Was wollte er unternehmen, wenn sie die Handtücher mit ins Bad nahm, sobald sie sich die fällige Dusche gönnte?
Physisch gesehen eine ganze Menge.
Vor ihrem geistigen Auge rangen sie um die Handtücher, ohne dass körperliche Gewalt eine Rolle spielte. Ihr Blick wanderte über die weichen Laken, landete schließlich auf ihrem Patienten, den sie so gar nicht unter medizinischen Aspekten betrachten wollte. Selbst das Narbenmuster auf seiner Brust, das ihr während der Reanimation entging, begutachtete sie nur in zweiter Linie als Medizinerin. Sie bewunderte die Kunstfertigkeit, mit der die Klinge geführt wurde. Ein minimal invasiver Eingriff, der die Hautbarriere nur insoweit durchstieß, dass sich feines Narbengewebe bildete. Ein sich schwach abzeichnendes Muster, das die Frage aufdrängte, ob sie es nicht bemerkte, weil die Narben haptisch unauffällig waren. Das Kribbeln unter ihren Fingerspitzen weckte sie aus der Faszination, die das Kunstwerk in ihr auslöste.
„Handschuhe …“, stammelte sie, „ich brauche Handschuhe.“ Ihre Hand zuckte zurück, hinterließ eine verräterische Gänsehaut auf seiner Brust. Und die Illusion eines silbernen Schimmerns. Weitere Halluzinationen hießen, dass sie die Untersuchung schnellstmöglich beenden musste. Hektisch kramte sie nach Handschuhen.
Seine Finger schlossen sich um ihr Handgelenk. „Verzichtest du mir zuliebe auf Latex?“
Ihre Libido erkannte in seiner Frage sofort eine Anzüglichkeit, zum Glück wurde sie nicht von ihr beherrscht. Sie schluckte eine geistreiche Bemerkung herunter und berief sich auf ihre Professionalität. „Tut mir leid, Hygieneprotokoll … Möglicherweise kann ich während des Abtastens darauf verzichten“, knickte sie angesichts seines Lächelns ein. Ihrer Professionalität tat das keinen Abbruch. Sie war auch ohne Latex durchaus fähig, sich auf die medizinischen Fakten zu konzentrieren.
Sie tastete seinen Brustkorb ab, tat ihr bestes, die sich in unterschiedlichen Stadien des Abbaus befindlichen Hämatome zu verschonen. Gelang es ihr nicht, verzog er keine Miene. Ihre Gedanken wandten sich dem Rätsel hinter den Fakten zu. Wer richtete ihn so zu? Er wirkte nicht wie ein Schläger, eigentlich entsprach er eher ihrem Bild eines guten Kerls. Sollte sie sich in ihm täuschen, ging er wahrscheinlich selten als Verlierer aus einer Schlägerei hervor. Wollte oder konnte er sich nicht wehren? Vor ihrem geistigen Auge entwickelte sich ein Szenario, in dem er aus dem Bett einer Blondine gezerrt wurde und Prügel von dem erzürnten Ehemann einsteckte. Im Hintergrund wimmerte seine Gespielin, er solle ihrem Mann nichts tun, dem er mit Leichtigkeit das Genick brechen könnte. Das passte zu ihm. Ein Ritter, sicher nicht ohne Tadel, aber sich letztendlich seinem Kodex treu.
Das gleichermaßen absurde und logische Bild Quinns in Rüstung
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