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Geliebte der Ewigkeit (German Edition)

Geliebte der Ewigkeit (German Edition)

Titel: Geliebte der Ewigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Cillian
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sieht es mit Übelkeit oder Schwindel aus?“
    Er verneinte beides. Sie legte den Handrücken an seine Stirn und fuhr in einer langsamen Bewegung über seine Wange zu seinem Hals. „Kein Fieber.“ Seine Atmung zeigte keine Auffälligkeit, die Pupillen waren nicht starr und die Bewusstlosigkeit nach dem Unfall dauerte keine dreißig Minuten. „Irgendwelche Ausfallerscheinungen geistiger Art? Name? Adresse? Beruf?“ Statt ihr vorzubeten, wonach sie ihn fragte, nahm er sich an ihrer Wortkargheit ein Beispiel, nickte alles ab. Müdigkeit schien nicht seine oberste Direktive. Der Verdacht drängte sich auf, er durchschaue ihren vermeintlich taktisch klugen Schachzug. Wollte sie etwas über ihn erfahren, musste sie sich mehr ins Zeug legen.
    „Das Hemd, bitte. Und die Stiefel.“ Der folgende Teil der Untersuchung fand im Liegen statt, ein Badelaken als Unterlage würde Blutflecken und unwillkommene Fragen des Zimmermädchens vermeiden.
    „Reden wir nicht mehr miteinander?“
    Das fragte ausgerechnet er? Ging es darum, sie anzuflirten – in seiner Liga reines Instinktverhalten – gab er sich eloquent und mischte jede Menge irischen Schmelz unter. Verdammt, selbst das
Handbuch Gerichtliche Medizin
klänge aus seinem Mund wie eine Liebeserklärung. Aber wollte sie ein Fitzelchen persönliche Information hervorkitzeln, blockte er.
    „Ich konzentriere mich auf meine Arbeit.“ Das hätte sie von Anfang an tun müssen, statt ihn anzuschmachten. Leider hielt ihr Vorsatz nicht länger als Stoff seinen Oberkörper bedeckte.
    Meine Güte, das war beileibe nicht ihre erste Begegnung mit einem nackten Mann und bei Licht betrachtet unterschied er sich nicht von ihren Patienten. Männlich, Weißer, zwischen dreißig und fünfunddreißig Jahre alt, bei äußerlich guter physischer Verfassung. Er war ein durchschnittlicher Gast auf ihrem Autopsietisch, nur, dass er über einen Puls verfügte, dass er außergewöhnlich groß und in hervorragender physischer Verfassung war. Sein Teint glich lebendiger Bronze, nicht verfallendem Blaugrau. Sein Körper war nicht feucht und aufgebläht oder eingefallen und vertrocknet. Unter seiner Haut an Brust und Bauch bewegten sich definierte Muskeln. Der Anblick wurde durch verschmiertes und angetrocknetes Blut getrübt, nicht aber durch wuchernde Behaarung. Nicht ein einziges Härchen bis hinunter zu seinem tief sitzenden Hosenbund.
    Ihr Verstand brachte sie wieder auf Kurs. „Hämatome, wie erfreulich.“ Die Mehrheit verdankte ihre Existenz nicht dem Unfall. Dem Zerfallsgrad entsprechend datierte sie die Blutergüsse auf Tage und Stunden vor ihrem Zusammentreffen. Langsam fügte sich alles zu einem Ganzen. Er unternahm keinen nächtlichen Spaziergang, er war auf der Flucht.
    „Auch für mich erfreulich?“, erinnerte er sie erneut, dass sich ihre Gedanken nicht bloß in ihrem Kopf formten.
    „Entschuldigung, ich bin nicht an ein atmendes Untersuchungsobjekt gewöhnt.“ Im Stillen gratulierte sie sich zum wiederholten Beweis ihres unterentwickelten Einfühlungsvermögens.
    „Untersuchungsobjekt. Nett.“
    Eine weitere Entschuldigung machte es nicht besser, wahrscheinlich redete sie sich nur um Kopf und Kragen und bald nahm er es vielleicht nicht mehr mit Humor. Sie könnte ihre Übermüdung ins Feld führen oder den Krebs … Lieber sollte er sie für ein kaltes Miststück halten. Oder einfach für einen Profi. „Irgendwelche Schmerzen beim Atmen?“
    „Nein.“ Er nahm einen tiefen Atemzug. Sie erinnerte sich an die Minuten nach dem Unfall, seine Hand an den Rippen, völlig unmöglich, dass er keine Schmerzen verspürte.
    „Den Helden zu spielen, beeindruckt mich nicht.“ Sie sah ihm fest in die Augen, wartete auf ein verräterisches Zucken oder kleine Schmerzfältchen beim nächsten Atemzug.
    „Ich spiele nicht den Helden.“
    Wenn doch, war er verdammt gut, nichts verriet ihn. „Die Kollegen im Krankenhaus werden Röntgenaufnahmen anfertigen.“
    Sein Mund verzog sich zu einer unwirschen Linie, die Botschaft war angekommen und er diskutierte sie nicht. Das hieß noch lange nicht, dass er ihren Rat annahm und sich bald in fachkundige Hände begab. Das Übernachtungsangebot war vielleicht doch keine so dumme Idee, so behielt sie ihn im Auge. Ein Vorsatz, den sie sich zu Herzen nahm. Obwohl medizinisches Interesse eine untergeordnete Rolle spielte, während sie ihn beobachtete, wie er sich seiner Stiefel entledigte, sich ein Handtuch griff, es befeuchtete und seinen Oberkörper von

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