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Geliebte der Ewigkeit (German Edition)

Geliebte der Ewigkeit (German Edition)

Titel: Geliebte der Ewigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Cillian
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Gleichgesinnten traf oder das Opfer eines Überfalls? Da er eine Schädelrasur in naher Zukunft nicht in Betracht zog, musste sie sein Geheimnis auf anderem Weg lüften.
    „Das fühlt sich gut an“, holte er sie aus ihrem Rätselspiel.
    Was um Himmels willen machte sie da? Sie war stark vom üblichen Untersuchungsprotokoll abgewichen. Zärtliches Kraulen wurde nicht in einer einzigen Fußnote erwähnt. „Ich hole Wasser.“ Sie befreite im Salon eine Glasschale vom Obst, um sie im Badezimmer zu füllen. Während sie sich ein paar Handtücher unter den Arm klemmte, beobachtete sie, wie er entspannt auf der Bettkante saß. Viel zu entspannt.
    „Ich reinige die Wunde jetzt“, kündigte sie an und tauchte ein Handtuch in die Schale. Das Lächeln, mit dem er den Kopf in den Nacken legte, wirkte weniger aufgesetzt, wie sich ihr eigenes anfühlte. Er kämpfte nicht mit der medizinischen Unwahrscheinlichkeit seines Zustandes. Er brachte sich in eine strategisch überlegene Position, zwang sie, sich auf ihren Zehenspitzen balancierend, weit nach vorn zu lehnen. Näher konnte sie ihrem Körperschwerpunkt nicht kommen, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Leichter konnte sie es ihm nicht machen, sie von den Füßen zu reißen.
    „Nicht so weit in den Nacken, bitte.“ Nicht mehr über ihm um ihre Balance kämpfend, rechnete sie sich eine minimale Chance bei einem Übergriff aus. Plante er was, wäre jetzt der Moment zuzuschlagen. Ein Bereich ihres Gehirns rief mögliche Abwehrgriffe aus ihrem Selbstverteidigungskurs auf. Ein anderer beschäftigte sich mit der Frage, ob sie ihm so viel Hinterhältigkeit zutraute.
    Existierte eine Richterskala für Männer, die man auf der Straße aufgabelte und mit aufs Hotelzimmer nahm, bewegte sich bei ihm die Nadel ohne größere Ausschläge. Morrighan gab sich nicht der Illusion hin, ihr Urteil sei nicht durch sein hübsches Gesicht getrübt. Also befragte sie ihre Menschenkenntnis, die ihr dämlich grinsend zuriet.
    „Vergiss das Atmen nicht“, riet er ihr, statt sie von den Füßen zu reißen.
    Erleichtert füllte sie ihre Lungen mit Sauerstoff und dankte ihrer Menschenkenntnis für die zweite richtige Einschätzung eines anderen.
    „Das sollte genäht werden.“ Sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren war ihre Art, auch ihm zu danken, dass er kein hinterhältiger Mistkerl war. „So kann ich nicht für einen unauffälligen Wundschluss garantieren.“ Die Narbe verschwände zwar in seinem dichten Haar, dennoch störte sie der Gedanke.
    „Ich bin nicht eitel.“
    „Ist der Papst katholisch?“
    „Ich nehme an. Aber falls du darauf hinaus willst, ich hätte Grund zur Eitelkeit, danke für das Kompliment.“
    Sie vertagte den Ärger, erneut ihre Gedanken ausgesprochen zu haben. „Eine auf Beobachtung beruhende Feststellung, mehr nicht.“ Sie entnahm der Verbandstasche Betadine und Wundpflaster.
    „Kein Pflaster“, bremste er sie aus.
    Sie ließ sich nicht auf eine kindische Diskussion ein, benetzte Verbandsgaze mit Betadine, versorgte die Wunde am Haaransatz und wiederholte das Prozedere an seinem Hinterkopf. Im Stillen kämpfte sie mit der Tatsache, dass sein Charme nicht an ihr abprallte. Ihre Männerbekanntschaften waren eine Aneinanderreihung von Katastrophen und ihr Kennenlernen stand mit einem Unfall gleich zu Beginn unter keinem guten Stern. Dass sie bei ihm mehr als Notfallhilfe in Betracht zog, sprach für ihre Erschöpfung, das gleiche galt für die Sinnestäuschung, die ihr vorgaukelte, die Wundränder legten sich noch während der Versorgung aneinander. Sie brauchte dringend Schlaf und je professioneller sie sich verhielt, umso besser.
    Sie zog die Handschuhe aus und entnahm der Verbandstasche eine Taschenlampe, nicht größer als ein Kugelschreiber. „Um eine Commotio cerebri…“ Sie musste sich abgewöhnen, ihn mit Fachausdrücken zu verwirren. Sie untersuchte einen lebenden Patienten und sprach keine Untersuchungsergebnisse in ihr Mikro. „Um eine Gehirnerschütterung auszuschließen, teste ich die Pupillenreaktion.“ Als das Licht ihn traf, schloss er reflexartig die Augen und verzog das Gesicht.
    „Keine Differenz in der Pupillengröße. Keine Starre.“ Ihre eigenen Augen spielten ihr hingegen einen Streich, gaukelten ihr ein Eigenleben der Bernsteinsprenkel seiner Iriden vor. Erst die Wundränder und jetzt das. Eine solche Häufung erklärte sich nicht allein durch Übermüdung, sie halluzinierte. Ein Grund mehr, die Untersuchung zu forcieren. „Wie

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