Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
und Waffenrock drängte sich ihr auf. Blutgetränkt – vom Blut seiner Feinde – mitten auf dem Schlachtfeld, ein gewaltiges Schwert in den Händen.
„Tut mir leid …“
„Kein Problem.“ Wies er die gefühlt hundertste Entschuldigung für die Male ab, da sie Knochen durch eines seiner Hämatome auf Reibung überprüfte. Was musste passieren, dass er sich beschwerte? Eine Kollision mit einem Güterzug?
„Nein, das war unnötig. Ich war unkonzentriert.“ Sie dufte ihrer Fantasie keine weiteren Ausflüge gestatten.
„Ich verdanke dir so viel …“
„Schmerzen“, beendete sie seinen Satz.
„Eine kostenlose Mitfahrgelegenheit, Unterkunft für die Nacht, medizinische Versorgung, angenehme Gesellschaft, eine Dusche, eine warme Mahlzeit …“
„Die Küche ist sicher geschlossen.“ Ihr Magen schoss quer und protestierte knurrend gegen die Aussicht bis zum Frühstück vertröstet zu werden.
„Ich setzte alle Hebel in Bewegung, dass du nicht hungrig ins Bett gehst“, ergriff er die Partei ihres Magens.
„Viel Glück.“ Das meinte sie ernst. Sie halluzinierte vielleicht auch, weil Pillen die einzige Nahrungsgrundlage des Tages bildeten.
„Verrätst du mir deinen Namen?“, wechselte er überraschend das Thema.
„Stand auf der Buchungsbestätigung.“ Verdammt, der nagende Hunger machte sie unkonzentriert und aggressiv. Beides ließ sie an ihm aus, indem sie schnippisch auf eine harmlose Frage reagierte und seinen Unterarmknochen durch ein dunkelviolettes Hämatom abtastete, das sie mühelos hätte umgehen können.
„Nur der erste Buchstabe deines Vornamens, Dothúir Cavanaugh.“
Sie mochte, wie er Dothúir auf Gälisch aussprach. Eigentlich glaubte sie, sich zu entsinnen, es müsse Dotáir heißen. Doch so viel Aufmerksamkeit hatte sie in den Sprachkurs nicht investiert, um es mit Bestimmtheit sagen zu können.
Sie entschied, dass es ausreichte, seine Beine durch den Drillich abzutasten, anstatt ihn zu bitten, die Hose auszuziehen. Ihr war nicht ganz wohl, die Untersuchung auf diese Weise auszuführen, aber noch viel weniger traute sie ihrer Professionalität.
„Soll ich raten?“, forderte er ihre Antwort ein. „Du erscheinst mir nicht wie eine Mary, Madison oder …“
„Morrighan.“
„Mhór Rioghain, die Königin der Toten. Wie passend.“
„Wie bitte?“
„Du wurdest nach der Königin der Toten benannt, auch als die Göttin des Krieges gekannt, wusstest du das nicht? Du bist doch Irin, oder?“ Er wirkte erstaunt.
„Zur Hälfte“, antwortete sie so automatisch, wie sie es sich angewöhnt hatte, wenn sie auf ihre Herkunft angesprochen wurde. „Mein Vater war Ire, meine Mutter Deutsche. Ich wurde aber in Boston geboren.“
„Daher der kleine, eindeutig nicht-irische Akzent, der sich ab und zu einschleicht.“
„War mir nicht bewusst. Ich habe nie in Deutschland gelebt und meine Mutter sprach selten Deutsch. Ich kenne nur ein paar Kinderlieder.“ Seine Verhörmethoden waren effizienter als ihre. Am Ende wüsste er alles über sie im Gegenzug nichts über ihn. Sie musste auf der Hut sein.
„Dein Akzent ist nicht sehr ausgeprägt, aber sehr charmant.“
Er befand sich nach einer Weile der Wortkargheit eindeutig wieder im Flirtmodus. Sie log sich in die Tasche, wenn sie sich nach der Stille zurücksehnte. Aber sie würde besser auf die Punkte ihres imaginären Untersuchungsprotokolls achten als bei seinen ersten Flirtattacken. „Ich bin jetzt soweit durch mit der Untersuchung.“
Er schwang die Beine über die Bettkante.
„Nur noch den Rücken.“ Sie legte ihm die Hand auf die Schulter, um ihn am Aufstehen zu hindern und so zu drehen, dass sie die letzten Punkte auf ihrer Liste abhaken konnte. Er zuckte zusammen. In ihrem Gehirn trafen sich gleich zwei sensorische Beobachtungen. Unter ihren Fingerspitzen auf seiner Schulter spürte sie klebrige Feuchtigkeit und auf dem Badelaken sah sie tiefrote Verschmierungen. Weder das Blut auf seinem Schulterblatt noch das auf dem Laken stand in irgendeinem Zusammenhang mit den Kopfverletzungen.
„Das ist unnötig.“
„Das entscheide ich. Wir hatten einen Deal.“
„Betrachte ihn als nichtig.“ Er stand auf, sorgsam bedacht, ihr nicht den Rücken zuzukehren.
„Keine medizinische Untersuchung, keine Übernachtung.“ Sie drohte ihm nur ungern, aber es war zu seinem Besten. Den Macho durfte er spielen, wenn er ihr Abendessen auftrieb. Sie griff nach seinem Arm, notfalls zwang sie ihn, sich zu setzen. Er war schneller,
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