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Geliebte der Ewigkeit (German Edition)

Geliebte der Ewigkeit (German Edition)

Titel: Geliebte der Ewigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Cillian
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schloss seine Finger um ihr Handgelenk. Nicht sanft wie vorhin, er war grob, wollte ihr offenbar wehtun und war mit seinen pechschwarzen Augen in einem wutverzerrten Gesicht wieder der Kerl, der sie über den Asphalt zerrte.
    „Bitte …“ Sie versuchte, mit der freien Hand seine Finger aufzubiegen. Sie erreichte, dass er auch ihr anderes Handgelenk packte. Nichts war von dem charmanten Ritter geblieben, nicht einmal von dem Mann, dem sie ihren Namen verriet. Er fixierte sie mit seinen kalten Augen, doch sie hatte den Eindruck, dass er sich im Moment weder ihrer noch seiner selbst oder seines Handelns bewusst war. „Quinn, ich bin es Morrighan.“ Dem Täter das Opfer als Person vor Augen führen, so ähnlich formulierte es die Kriminalpsychologie. Depersonalisierte er sie, wäre ihm ihr Wohlergehen gleichgültig. Sie kannte seine andere Seite, er drohte ihr mit einem Kuss, nicht einem gebrochenen Genick. Eine Fehleinschätzung?
    Erkennen und Bedauern lösten die Wut in seinen Zügen ab. „Verzeih mir.“ Seine Finger hielten ihre Handgelenke nun wie zerbrechliches Glas.
    Sie wich zurück, zog die Hände an ihre Brust, nahm eine schützende und gleichzeitig abwehrende Haltung ein. Sie rieb die schmerzenden Gelenke, auf denen feuerrote Male aufflammten. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Sie unterdrückte aufsteigende Tränen.
    „Bitte, Morrighan.“ Er streckte eine Hand aus. Sie sank gleich darauf nach unten. Er interpretierte ihren Blick richtig, sie kam unter keinen Umständen mehr auf Armeslänge an ihn heran.
    „Raus hier.“ Ihre Stimme kippte. Wie konnte sie sich von ihm einlullen lassen? Sie mochte ihn, hielt ihn für einen anständigen Kerl mit kleineren Flecken auf seiner weißen Weste. Ihre Menschenkenntnis war einen Dreck wert.
    „Wahrscheinlich ist es besser so.“ Kein weiterer Überredungsversuch, nur diese Kapitulation, mit der er ihr den Rücken zukehrte.
    „Mein Gott …“ Der Anblick änderte alles.
    Sie berührte seinen Rücken. Das Blut war größtenteils getrocknet, aber an einzelnen Stellen glitzerte es noch feucht im Schein der Deckenbeleuchtung. Wie hatte ihr das entgehen können? Sie sah sich die Verletzungen genauer an. Das waren keine zufälligen Schnitte, die seinen Rücken verunstalteten. Das waren Symbole.
    „Runen“, flüsterte sie.

    Das geflüsterte Wort warf Quinn zurück in das dunkle Verlies, in die Ketten, die seine Arme über den Kopf zwangen und ihn trotz der Schmerzen, die er ertragen hatte, aufrecht hielten. Der Gestank von verwestem Fleisch und Blut stieg ihm in die Nase. Das Blut seines Waffenbruders Adrian. Das verwesende Fleisch Adrians. Er sah dessen zerschlagenen Körper auf dem Boden liegen. Die weit aufgerissenen Augen. Er hatte versagt. Er hatte ihn nicht retten können. Die Erkenntnis stieg wie bittere Galle auf und mit ihr die Erinnerung.
    Eine kalte Klaue packte sein Haar, riss brutal seinen Kopf herum. „Sieh ihn dir an!“ Kalter Atem schlug ihm ins Gesicht. „Das geschieht mit denen, die sich mir widersetzen.“
    „Fahr zur Hölle, Nathair!“, brachte Quinn knurrend hervor.
    „Nein, du wirst zur Hölle fahren, Fuil druncaeir.“ Er genoss es sichtlich, Quinn in Rugalainn, der Sprache seines Volkes als Blutsäufer zu beschimpfen. „Und du wirst mich anflehen, dich dorthin zu schicken, wenn ich mit dir fertig bin.“
    Nathair bewegte sein Gesicht noch näher an Quinns. Ein Trugbild. Die Augen grün wie Smaragde, die Wangenknochen hoch und scharf geschnitten, die Nase aristokratisch schmal, der Mund ein wenig asymmetrisch, aber nicht auf abstoßende Art. Sein leicht gewelltes, kastanienbraunes Haar fiel ihm auf die Schultern. Er war beinah so groß wie Quinn, aber sein in einen langen Mantel gehüllter Körper war nicht so muskulös. Das Einzige, was ihn als die Kreatur verriet, die er in Wahrheit war, waren seine Hände, die nichts Menschliches hatten. Es waren Klauen mit rasiermesserscharfen Krallen, die Handrücken überzogen von einer glänzenden schwarzen Reptilienhaut. Der Zauber, mit dem Nathair das Trugbild seiner äußeren Erscheinung aufrechterhielt, erreichte seine Klauen im Moment nicht. Absichtlich nicht.
    „So, wie er es getan hat.“ Mit einem höhnischen Grinsen sah Nathair zu der Leiche, die kaum einen Meter entfernt lag.
    „Diabhalta créathúr!“ Quinn warf sich gegen die Ketten, versuchte, sie aus der Halterung über seinem Kopf zu reißen, um sie der teuflischen Kreatur, die sich so köstlich über seinen toten Waffenbruder

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