Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
derjenige, der zu Mitgefühl fähig war – ein, sie zu lieben?
Sie versuchte, mehr aus seinem Blick zu lesen. In Rebeccas Augen sah sie die Leere, die eine gestohlene Seele hinterließ, Nathairs Augen blieben ihr jedoch ein Rätsel.
„Es bereitet auch mir Schmerzen, aber ich kann nicht einfach über deinen Versuch hinwegsehen, mich zu hintergehen. Selbst dein klägliches Scheitern tröstet mich nicht.“
Sein Finger drang tiefer in die Wunde und fühlte sich wie ein scharfes Messer an. Morrighan biss sich auf die Unterlippe, um dem Schmerz etwas entgegenzusetzen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, was sie dazu brachte, noch fester zuzubeißen. So fest, dass sie Blut schmeckte. Ihr Blut.
Vermischt mit Quinns.
Nathairs Gesicht war plötzlich über ihrem, seine Zunge fuhr über ihre Lippen. Wie Quinn es getan hätte. Doch Nathairs Zunge löste nicht das gleiche angenehme Prickeln aus, sondern einen überwältigenden Schmerz, als wäre sein Speichel ätzende Säure. Nathair verharrte dicht über ihr. Das Smaragdgrün seiner Augen glühte bedrohlich. Der innere Kampf, der eben noch in ihnen getobt hatte, war vorüber. Der Teil von ihm, der so etwas wie Zuneigung, vielleicht Liebe, für sie empfand, war unterlegen. Nathair verzog die Lippen verächtlich, drehte sich von ihr weg und spuckte aus.
„Widerlich. Es ist also wahr, du bist die Blutsverbindung mit ihm eingegangen.“ Er sah sie wieder an. „Wie konntest du mir das antun? War ich nicht gut zu dir? Musstest du bei der erstbesten Gelegenheit zu diesem Blutsäufer rennen? War die Erniedrigung, dich in seinem Bett zu wissen nicht groß genug?“
Er zog den Verband zu ihrer Taille hinunter, betrachtete die tiefen Furchen, die sich von ihren Rippen bis weit über den Bauch zogen, mit Befriedigung. Morrighan starrte nicht auf die Verletzung, sondern auf Nathairs Hand, die nichts Menschliches mehr an sich hatte. Sie hatte kurz nach der Vereinigung krallenbewehrte Hände erhalten. Die Erinnerung jagte ihr einen kalten Schauder über den Rücken und weckte den Wunsch, es wäre eine einmalige Sache gewesen. Aber im Vergleich zu dieser Klaue waren sie … schön. Nicht überzogen von feucht glänzender, grünlich schwarzer Reptilienhaut. Ihre Krallen waren nahezu filigran und menschlichen Fingernägeln ähnlicher als diese gekrümmten, pechschwarzen … Klingen. Ja, das waren sie, zehn gefährlich scharfe Klingen. Fünf davon schwebten über ihrem verletzten Bauch.
Morrighan zog ihn unter Schmerzen ein, bemühte sich, flach zu atmen. Keinesfalls wollte sie in die Nähe dieser Klingen kommen.
„Meinst du, ich sollte dir verzeihen? Oder verdienst du es, gleich hier und jetzt vernichtet zu werden?“ Sie ignorierte seine Fragen, ihre Aufmerksamkeit galt seiner Klaue. Vorsichtig bewegte sie sich rückwärts, weg von der Gefahr
„Du bleibst hier!“ Die Klaue grub sich in ihren Bauch. Morrighan schrie. Die Klingen stachen und schnitten gleichzeitig. Sie drehten sich in ihr und schlossen sich um ihre unteren Rippen, hielten sie. Der Schmerz raubte ihr beinah die Besinnung. Doch die erlösende Bewusstlosigkeit blieb aus. Stattdessen musste sie miterleben, wie Nathair sie an ihren Rippen zu sich heranzog.
„Versuch das noch einmal“, zischte er, „und ich könnte es genießen, dir wehzutun.“
Ihr Atem ging stoßweise. Jeder einzelne Zug verstärkte die Schmerzen, doch sie schaffte es nicht, ihn zu beruhigen. Ihre Augen waren blind vor Tränen.
„Bitte“, flehte sie, „verzeih mir.“ Etwas in ihr heulte vor Wut auf. Verfluchte sie für ihre Schwäche. Dafür, dass sie es wagte, sich derart demütigen zu lassen. Es war ein seltsamer Zweiklang von Stimmen in ihrem Kopf. War nicht nur die Sceathrach voller Zorn?
„Dir verzeihen?“
Morrighan lag halb aufgerichtet unter ihm, stützte sich auf den Unterarmen ab, um den Zug auf ihre Rippen zu verringern.
„Du hast zugelassen, dass er dein Blut verunreinigt. Jetzt habe ich nicht mehr nur das Bild von seinen widerlichen Fingern auf deinem Körper vor Augen. Jetzt habe ich ihn vor Augen, weil du nun seine Kreatur bist. Eine Blut saufende Mischung aus der, die du warst und der, die du bald sein wirst.“
Am liebsten hätte sie ihn gefragt, was er damit meinte. Wer war sie? Warum spürte sie mehr als die Kälte der Sceathrach in sich? Warum wusste sie, dass sie ihre Fänge und Klauen nicht Quinn, aber auch nicht der Ausgeburt des Bösen verdankte? Nathair richtete sich langsam auf die Knie auf. Morrighan
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