Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
doch ihre Fingerspitzen erwiderten sie einen Atemzug lang. Dann zog sie die Hand zurück.
„Aber ich werde Ihnen möglicherweise etwas tun. Bitte, ich will das nicht.“ Ihr Blick huschte über sein Gesicht, suchte vielleicht etwas Vertrautes. „Ich habe schon so viele getötet. Ich habe ihn beinah getötet.“ Wieder wanderten ihre silbernen Augen über ihn.
„Wen hast du beinah getötet?“ Quinn trat entgegen ihrer Bitte einen weiteren Schritt näher, stand jetzt dicht vor dem Bett. Sie reagierte auf seine Nähe nicht mit Flucht, musterte ihn stattdessen mit zusammengezogenen Augenbrauen von oben bis unten.
„Ich weiß es nicht.“ Sie klang verzweifelt. „Sein Gesicht. Es ist verschwunden. Ich wollte ihn nicht vergessen, dennoch ist er fort“, flüsterte sie.
„Ich bin es. Ich bin derjenige, den du töten wolltest.“ Quinn war mit einer schnellen Bewegung bei ihr auf dem Bett, ergriff ihr Handgelenk und nahm ihr jede Möglichkeit, zu flüchten.
„Nein, ich werde Sie töten!“ Das war keine Drohung. Es war die Warnung einer verängstigten Frau, die ihre eigene Reaktion mehr fürchtete als ihn.
Quinn beendete mühelos ihren Versuch, seine Finger aufzubiegen, um von ihm loszukommen. Sie schnaubte, war in diesem Augenblick wieder die Morrighan, die er kannte. Leider verstrich der Augenblick viel zu schnell.
„Ich bin derjenige, den du nicht vergessen wolltest.“
Sie studierte aufmerksam sein Gesicht. So hatte sie ihn in ihrer ersten Nacht angesehen, nicht aus rein medizinischem Interesse, wie er damals vermutet hatte. Doch dann schüttelte sie den Kopf. „Ich sehe Sie zum ersten Mal in meinem Leben.“
Sie wehrte sich nicht mehr gegen seinen Griff, ihr rasender Herzschlag beruhigte sich, sie fasste zusehends Vertrauen.
„Ich werde dich jetzt loslassen, Morrighan. Ich will dir nicht wehtun. Aber du musst mir versprechen, nicht wegzulaufen.“ Sie nickte, in ihren Augen zeigte sich kein Erkennen, aber auch keine Falschheit.
„Du musst dich erinnern.“ Er streichelte ihre Wange. Sie schmiegte sich in seine Berührung.
„Es tut mir leid.“ Silberne Tränen glitzerten in ihren Augen. Quinn beendete die Berührung, doch Morrighan wollte nicht so schnell aufgeben. Sie hob ihrerseits die Hand, strich eine Strähne aus seiner Stirn und lächelte zaghaft. Sie war wieder Morrighan. Das Lächeln wich einem nachdenklichen Ausdruck. Ihr Finger fuhr über seine Braue. Als er sie zweifelnd anhob, tauchte das vorsichtige Lächeln wieder auf. Es blieb, während sie die Linie seines Wangenknochens nachzeichnete, seinen Kiefer bis hinunter zum Kinn. Ihr Daumen strich sacht über seine Lippen. Jetzt beugte sie sich vor zu ihm. Schnupperte an ihm.
„Ich erinnere mich an diesen Duft“, flüsterte sie dicht an seinem Hals. Ihr Atem strich schrecklich vertraut über seine Haut. „Ich wünschte, ich könnte mich an Sie erinnern.“ Zum ersten Mal vertrieb ihr Lächeln den harten Zug um ihre Lippen. Egal, was sie sagte, ein Teil von ihr erinnerte sich an ihn.
„Quinn, du solltest dich beeilen.“ Cináed war wieder näher getreten. Sein Blick glitt vielsagend zur Tür. „Noch kann ich niemanden kommen hören, aber das ist lediglich eine Frage der Zeit.“
Quinn griff nach dem Ledersäckchen ohne Morrighan aus den Augen zu lassen, die auf Cináeds Erscheinen hin auf Abstand gegangen war.
„Nein, so einfach ist das nicht.“ Sein Freund hielt ihn zurück. „Ehe du den Saphir einsetzt, muss sie sich an dich erinnern oder sie wird es möglicherweise nie wieder.“
„Aber sie könnte sich erneut in mich verlieben.“ Quinn wandte seinen Blick nicht von Morrighan ab. Versuchte herauszufinden, was sie mehr beunruhigte, der Inhalt ihrer Unterhaltung oder Cináed. „Ein Neuanfang ohne Geheimnisse und Lügen.“
Diese Worte richtete er weniger an seinen Freund als an Morrighan. Ihm war nicht entgangen, dass sie näher gerückt war. Sie wollte hören, worüber sie sprachen. Dabei wanderte ihr Blick wiederholt zu dem kleinen Lederbeutel, den er umklammert hielt. Verdunkelten sich ihre Augen? War noch jemand an dem Saphir interessiert?
Morrighan wurde unruhig, das Drängen der Sceathrach, ihren Einfluss auszudehnen, entging ihr nicht. Sie suchte seinen Blick und sofort verschwanden die schmutzigen Anthrazitschlieren aus dem hellen Silber ihrer Augen. Es war verrückt, aber ihn anzusehen half ihr, die Sceathrach zurückzudrängen. Lughaidh war nicht so erfolgreich in seinem Versuch, jede Erinnerung an ihn
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