Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
türkisfarbenen Augen ansah. Die schlanken Finger ihrer rechten Hand fuhren geistesabwesend über einen blutroten Rubinring an ihrer Linken, während sie ihn von oben bis unten musterte. Ihr Gesicht war von überirdischer Schönheit. Elfenhaft blass, schmal geschnitten, mit hohen Wangenknochen und leicht schräg stehenden Augen. Ihre Lippen waren unschuldig blassrosa. Aber ein wenig zu schmal für seinen Geschmack. Nicht, dass Lughaidh diese Art von Interesse für Cailleach hegte, mochte sienoch so schön sein. Ihn berührte sie nicht. Sie war ein Trugbild. Gerüchten zufolge hatte sie ihr einst makelloses Äußeres gegen einen gewaltigen Zauber eingetauscht, mit dessen Hilfe sie den mächtigsten Verbündeten der Fiannah blendete, den Tod. Diese Gerüchte besagten auch, dass Cailleach sich ihre Schönheit von einer der Kriegerinnen zurückholte, deren Herz sie verschlang. Wer wusste schon, wie lange diese gestohlene Schönheit tatsächlich währte? Möglicherweise hatte sie nach der Fiannah einer anderen ihre Schönheit gestohlen. Möglicherweise über die Jahrhunderte vielen. Er würde den Teufel tun und das mittels seiner Kräfte herausfinden.
Lughaidh wäre lieber, einer der Druiden würde die Zeremonie durchführen. Aber die Bhannah machte alles zu einer komplizierten Angelegenheit. Eine Blutsverbindung zwischen einem Rugadh und seiner Leathéan, die als weitgehend unlösbar galt, musste zerstört werden. Darüber hinaus musste die Zeremonie in einem anderen entscheidenden Punkt verändert werden. Es reichte nicht mehr aus, die sterbliche Hülle, und nichts anderes war Morrighan, zu töten und mittels Nathairs Blut wiederzuerwecken. Sie musste durch die Hand einer mächtigen Hexe sterben. Der mächtigsten unter ihnen, da Quinns Blut das eines Kriegers war. Und wer wusste schon, welchen Einfluss die nicht zu brechende Fiannah auf den Verlauf der Erweckung ausübte.
„Was macht Mhór Rioghain? Ist Asarlaírs Brut so widerspenstig wie früher?“
„Nein, sie ist recht fügsam.“ Lughaidh verneigte sich leicht vor ihr. Es missfiel ihm, vor ihr das Haupt zu beugen, weil er sie dabei nicht im Auge hatte. Der Schwarzen Hexe war nicht zu trauen. Nicht einmal, wenn man auf der vermeintlich gleichen Seite stand. Denn für Cailleach gab es diese gleiche Seite nicht und sie sah es als ihr Vorrecht an, Vereinbarungen aufzuheben, wann immer es ihr passte. Er verfluchte Quinn, der diesen teuflischen Handel mit der Schwarzen Hexe verschuldete. Er wünschte, der Rugadh wäre weniger zäh gewesen, hätte seine Geheimnisse ausgespuckt und wäre Morrighan nie über den Weg gelaufen.
„Dann wird die Zeremonie also wie geplant stattfinden?“ Sie fixierte Lughaidh, wollte überprüfen, ob er etwas vor ihr verbarg.
„Ja, Nêrah.“ Sie als seine Gebieterin zu bezeichnen widerte ihn an. Er nannte nicht einmal Nathair seinen Nêr, seinen Gebieter, obwohl der es war. Doch er hatte sich über die Zeiten das Privileg verdient, Nathair fast wie einem Gleichgestellten zu begegnen, ihm zu rechter Gelegenheit zu widersprechen und eine eigene Meinung zu haben. Er wusste von Untergebenen anderer Herren, die sich nichts davon herausnehmen durften. Obwohl einige das Fleisch und Blut ihres Nêr waren, behandelte der sie schlechter als Tiere und ihr Leben unterlag allein seiner Stimmung. Ähnliches erwartete er von Cailleach gegenüber ihren Leibeigenen.
„Gut.“ Cailleach bedeutete ihm mit einer leichten Handbewegung, zu gehen. „Ich will mich nicht länger als nötig mit dieser Angelegenheit befassen. Eigentlich wäre mir lieber, ich müsste es überhaupt nicht und Mhór Rioghain bliebe in der Verbannung bis ans Ende aller Tage.“ Sie verzog unwirsch den schmalen Mund. „Aber Nathair hat sie sich nun mal in den Kopf gesetzt. Er kann froh sein, dass ich ihm noch einen Gefallen schulde.“
Lughaidh verneigte sich und war erleichtert, die Tür hinter sich zu schließen. Er wollte nicht wissen, warum die Hexe Nathair einen Gefallen schuldete, aber er sollte sich lieber vor Cailleach in Acht nehmen. Wenn sie erst einmal quitt waren.
Kapitel 15
Quinn öffnete leise die Tür. Morrighans schlafender Körper wirkte verloren auf dem riesigen Bett. Verloren, aber schöner denn je. Das dunkle Rot ihres Kleides brachte die edle Blässe ihrer Haut wunderbar zur Geltung und der Schein der Kerzen verlieh ihrem dunklen Haar einen seidigen Schimmer.
„Willst du hier stehen bleiben und sie anstarren?“, zischte Cináed dicht hinter ihm, „oder
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