Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
Sie musste fast an der Quelle sein. Sie spürte ein schmerzhaftes Ziehen im Zahnfleisch. Etwas pikte in ihre Unterlippe. Sie öffnete die Lippen, weil ihre Zähne nicht mehr in den Mund passen wollten. Sie versuchte, zu ertasten, warum das so war.
„Fänge?“, fuhr sie aus einem Nickerchen. „Isch … Fänge?“
„Ja, Morrighan, du besitzt Fänge.“ Warum redete Quinn mit ihr wie mit einer Schwachsinnigen?
Einer der unbekannten Fänge bohrte sich in ihren tastenden Finger. „Ausch…?“ Die an ihrem Gaumen klebende Zunge wollte die Frage, warum ihr Finger nicht blutete, nicht über die Lippen bringen.
Blut! Das war es! Das war, was sie so in seinen Bann zog. Und sie hatte es gefunden. Fauchend stieß sie ihre neuen Fänge an der Stelle in Quinns Hals, an der sein Blut träge aus einer bestehenden Wunde quoll. Vergaß augenblicklich ihr Bedauern, so brutal zu sein, als Wärme und ein berauschender Geschmack ihren Mund füllten und die Kehle hinabrannen. Mehr, sie wollte mehr davon. Sie packte Quinns Haar am Hinterkopf und zog ihn daran weit in den Nacken. Sein Knurren kitzelte unter ihren Lippen. Eine Warnung, wie sie instinktiv wusste. Gleichzeitig aber schmiegte sich der schöne Krieger, der ihr Lager teilte, in die Falle, die sie im Grunde für ihn war. Vielleicht eine tödliche, selbst für einen … Was war er noch mal? War er der Leathéan, den ihr Vater für sie geschaffen hatte? Er musste es sein, denn er schmeckte richtig. Also sollte sie ihm nicht mehr als nötig wehtun, gleichgültig, wie sehr sie sein Blut begehrte. Unter Aufbietung ihres kümmerlichen Willens lockerte sie den Griff in seinem Haar und kämpfte gegen die Gier an. Aus festen, für ihn schmerzhaften Zügen wurden kontrollierte. Sie streichelte seinen Nacken, wie sie es bei diesem anderen Mann getan hatte, dessen Namen ihr entfallen war. Der sie mit einer Soith betrogen hatte.
Quinn strich über Morrighans Rückgrat. Das Máchail kribbelte unter den Fingerspitzen. Sie murmelte etwas im Schlaf und schmiegte sich an ihn. Nachdem sie sich genährt hatte, erlaubte er ihr, zu schlafen. Mehr noch, er förderte ihren Schlaf durch eine Trance. Den Schaden, den der ungestillte Blutdurst in ihrem Körper angerichtet hatte, zu beheben, benötigte Zeit und Ruhe. Er unterstützte sie mit seinen Heilkräften so gut es ging. Er war Zeuge der unglaublichen Selbstheilungskräfte einer Fiannah geworden, aber die Verwüstungen der Mishásta brachten sie an ihre Grenzen. Noch dazu schadete Morrighan ihrem Körper zusätzlich durch einen Selbstmordversuch, dann das Blutbad, das sie in Nathairs Schlafzimmer angerichtet und der Kampf gegen eine mächtige Hexe, der ihr viel abverlangt hatte. Und da war noch Lughaidhs Versuch, ihre Seele zu verschlingen. Was sie seine Rückkehr von den Toten gekostet haben mochte, wusste er nicht abzuschätzen.
Die oberflächlichen Kratzer und Bissspuren waren nicht das Problem, auch nicht die angegriffenen Muskeln oder Sehnen, selbst ihre inneren Organe heilten gut. Das Problem war ihr Verstand. Er war stark in Mitleidenschaft gezogen. Negative Folge des einzig Guten, das man der Mishásta abgewinnen konnte. Ihr nach Nahrung gierender Körper konsumierte den Tumor restlos. Das bösartige Gewebe war sicher ein wahrer Leckerbissen, die Energie, die eine aggressiv wachsende Geschwulst barg.
Die Bhannah hatte den Tumor nicht einfach weggezaubert. Ein solches Wunder existierte nicht einmal in seiner Welt. Aber sein Blut, der Zyklus der Wandlung und die Wiederherstellung ihrer wahren Natur hätten den Krebs an Kraft verlieren und letzten Endes verschwinden lassen. Geschädigtes Gewebe hätte sich erneuert und sämtliche Symptome der Krankheit wären verschwunden. Die Mishásta forcierte alles ein wenig. Eigentlich ein Segen, hätte ihr Körper sich in seinem verzweifelten Blutdurst nicht dem gesunden Hirngewebe zugewandt und Morrighan unter Umständen irreparablen Schaden zugefügt. Jedes Mal, wenn sie einnickte, befürchtete er, sie würde nicht mehr aufwachen. Und tat sie es, war er entsetzt über die Geschwindigkeit, mit der ihr Verstand abbaute. Sie schien in seinen Armen zu einer Fremden zu werden. Manchmal wünschte er, sie wäre nur eine Fremde und nicht die Frau, die er liebte. Doch es war Morrighan, deren Worte sich schwerfällig über die Lippen schleppten. Sie war es, die nicht fähig war, ihre Gedanken zu fokussieren und ihre Erlebnisse in einen völlig falschen Zusammenhang fügte. Sie mischte alte mit neuen
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