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Geliebte der Ewigkeit (German Edition)

Geliebte der Ewigkeit (German Edition)

Titel: Geliebte der Ewigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Cillian
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konzentrieren, suchte er hektisch das Zimmer ab, ermahnte sich zur Ruhe und entdeckte sie auf dem Boden unweit des Bettes. Der Pyjama, den er ihr angezogen hatte, bestand nur noch aus Fetzen. Sie musste ihn sich förmlich vom Leib gerissen haben. Keine Überraschung. Eine der schmerzhaftesten Symptome des Mishásta, des ungestillten Blutdursts, war Hypersensibilität. Jede Berührung kam Rasierklingen gleich, die sich in die Haut schnitten, selbst die zarte Seide des Pyjamas wurde auf diese Weise zu einem grausamen Folterwerkzeug.
    Warum hatte er sich darauf versteift, dass ihr Zustand mit ihrer Trennung zusammenhing und das Eigentliche übersehen? Morrighans Lichtempfindlichkeit hätte ihm eine Warnung sein müssen. Ihr Blut, das nur träge aus den Wunden sickerte. Ihr im Wandel begriffener Körper verbrauchte alles, was ihm zur Verfügung stand. Nach dem Blut machte er sich über die Reserven her. Reserven in Form innerer Organe, Muskeln, Bänder, Nervenzellen, überhaupt allem, das Energie für den Wandlungsprozess versprach. Ihre Fänge, die Klauen, die Schnelligkeit, mit der sich Morrighan bewegte und von ihren Wunden genesen war, täuschten darüber hinweg, dass sie sich in einem von einer gewöhnlichen Roghnaigh nicht unterschied. Nach Eintritt in den Zyklus der Wandlung benötigte sie Blut, viel Blut, vorzugsweise das ihres Gefährten.
    Verzweifelte Roghnaigh, deren Leathéan kurz nach der Wandlung den Tod fanden, schaffen es, sich durch menschliches Blut oder das eines Namhionann am Leben zu halten, verfielen aber gleichzeitig ungehemmter Blutlust, weil Menschen oder Namhionann ihr nicht geben können, was ihre Gefährten ihnen gaben.
    „Morrighan?“ Er ging neben ihr in die Hocke und berührte sacht ihre Schulter.
    „Fass mich nicht an“, fauchte sie, schlug nach ihm. Ihre Bewegungen waren langsam und sie war nicht in der Lage, sich zu wandeln, um ihren Worten mit Klauen und Fängen Nachdruck zu verleihen. Das würde sich ändern, wenn Blutlust und Wahnsinn den Schmerz vertrieben.
    „Ich bin es, Quinn.“ Es war wahrscheinlich absolut sinnlos, ihr das zu sagen. Erneutes Fauchen und kraftloses Schlagen antworteten ihm erwartungsgemäß. Sie war bereits so weit, dass sie nicht mehr wusste, wer er war. Das änderte sich erst, wenn sie ihn schmeckte.
    Mishásta bringt Vergessen. Einer der Gründe, warum Betroffene über alles herfielen, das ihnen begegnete, selbst wenn sie noch nicht dem Wahnsinn verfallen waren. Sie suchten instinktiv nach ihrem Leathéan. Manchmal half ihnen der Geruch.
    Den Versuch war es dennoch wert. Quinn schob sich näher an sie heran. Ihre ungezielten Schläge trafen ihn eher zufällig und es dauerte eine zähe Weile bis ihre unkoordiniert agierenden Finger sein Hemd erwischten. Ein verzweifeltes Lachen begleitete ihren ersten Erfolg, der darin bestand, dass sich ihre Hand um den rechten Aufschlag schloss. Sie kämpfte sich unter der Anstrengung ächzend hoch, bis sie vor ihm saß. Dann schlug sie ihm ins Gesicht, unabsichtlich, eigentlich visierte sie den linken Aufschlag seines Hemds an. Sie zerrte ihn zu sich heran, schnüffelte an ihm. Sie leckte über seine Halsbeuge, um ihrer Erinnerung auf die Sprünge zu helfen. Erkannte sie ihn nicht und schaffte sie es auch nicht, ihre Wandlung herbeizuführen, um ihm ihre Fänge in den Hals zu schlagen, hieß das eigentlich noch nichts.
    Wären sie über längere Zeit getrennt gewesen.
    Aber sie hatte seine Haut vor Kurzem geschmeckt – sie hatte ihn geküsst – und der Geruch seines Blutes dürfte ihr noch gegenwärtig sein. Erkannte sie ihn jetzt nicht, hieße das, er wäre nicht der, den sie suchte. Nicht ihr wahrer Gefährte. Sein Blut röche falsch für sie und der Geschmack auf ihrer Zunge änderte nichts an dieser Tatsache.
    Sie schien sich der Bedeutung ihres Verhaltens bewusst, gab nicht auf und versuchte auch nicht, ihn auf andere Weise zu verletzen, um an sein falsches, aber nicht weniger überlebenswichtiges Blut zu kommen. Menschliche Zahnabdrücke und Spuren lächerlich stumpfer Fingernägel zeugten davon, wie sie sich auf der verzweifelten Suche nach Blut malträtierte. Sie schnüffelte erneut, leckte über seine Haut und presste sogar die Lippen auf seinen Hals. Sie war wild entschlossen, ihre Erinnerung an die Oberfläche zu zwingen.
    „Sábhail má, Quinn.“ Es war ein leises Krächzen, aber das Schönste, das er seit Langem von ihr hörte. Nicht Teàrlach oder einfach ihren Leathéan bat Morrighan, sie zu retten,

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