Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
Erinnerungen. Die der Fiannah Mhór Rioghain mit ihren eigenen, während ihrer menschlichen Existenz gesammelten. Es war beinah unmöglich, dem Durcheinander einen Sinn abzugewinnen.
Er hatte gehofft, der Heilschlaf würde ihren Verstand klären, aber dazu müsste es ihm gelingen, sie lange genug darin zu halten. Doch sie behielt den nervenaufreibenden Rhythmus von Schlaf- und Wachperioden aufrecht. Manchmal schreckte sie bereits nach wenigen Sekunden auf, dann schaffte sie zehn Minuten am Stück. Nie wusste er, ob sie ihn erkannte, wenn sie ihn sah. Ob er ein Krieger ohne Namen für sie war, den sie in der Schenke aufgegabelt hatte, ein bedeutungsloser Leannán, mit dem sie Teàrlach betrog, oder ihr Leathéan. Jedem dieser drei war sie sehr mitteilsam gegenüber und mit der Zeit fiel es ihm leichter zu verstehen, was sie ihm anvertraute. So erfuhr er von ihrem Suizidversuch und all den Dingen, die geschehen waren, nachdem er sie Nathair überlassen musste. Ihre unzusammenhängende Sprache täuschte ihn nicht über die Scham hinweg, die sie über ihre Taten empfand. Sein Versuch, sie zu überzeugen, dass nicht sie, sondern die Sceathrach aus Bosheit und purer Mordlust Nathairs Männer getötet hatte, prallte an ihr ab. Es war zu früh für Überzeugungsarbeit. Er sollte sich damit zufriedengeben, dass sie ihn immer öfter erkannte, wenn sie erwachte.
Manchmal schreckte sie aus ihrem Sekundenschlaf mit einem fremden Namen auf den Lippen. Anfangs nahm er es einfach hin, doch dann begann er, sie danach zu befragen. Er hoffte, ihre Hirntätigkeit anzuregen. Mit Erfolg. Es gelang ihr zunehmend, Unzusammenhängendes zu ordnen. Immer mehr fiel ihr zu den Namen ihrer Schwestern ein. Diese Erkenntnis zauberte ein Strahlen auf ihr Gesicht, das den erschreckenden Anblick des Schwachsinns in ihren Zügen verdrängte.
Er prägte sich alle Namen ein. Die besonderen Gaben, die Morrighan mit ihnen verband. Diese Informationen würden möglicherweise eines Tages von Nutzen sein. Aus der wüsten Mischung von Vergangenheit und Gegenwart hörte er heraus, dass die Druiden bei ihrer stümperhaften Suche nach einer bestimmten Fiannah alle, oder wenigstens einen Großteil der Seelen in die Freiheit entlassen hatten. Oder in den endgültigen Tod. Aber eine innere Stimme sagte, dass eine winzige Chance bestünde, dass sie sich auf einem ähnlichen Weg ins Leben kämpften wie Mhór Rioghain. Sie waren Asarlaírs Töchter, in ihnen lebte mehr Magie als in den Rugadh. Magie, die sich in ihrer Féirín manifestierte.
„Kieran.“ Das war kein Mädchenname, der sie aus der längsten Schlafperiode am Stück begleitete. Eine dreiviertel Stunde hatte sie friedlich neben ihm gelegen, ab und zu etwas im Schlaf gemurmelt. Das war ein gutes Zeichen. Auch dass sie nicht aus dem Schlaf hochfuhr.
Den Männernamen hielt er weniger für ein gutes Zeichen. Er wollte jetzt nicht von ihr hören, dass es einen weiteren Mann in ihrem Leben gab. Er wusste für seinen Geschmack schon viel zu viel über diesen Detective Cooper – Coop – bei dem sie sich unablässig entschuldigte und versuchte, ihm einen Mac auszureden. Morrighan hatte erzählt, sie habe die Beziehung beendet, weil sie Cooper nicht verletzen wollte, jetzt sah es aus, als endete die Sache mit dem Detective, weil er Männer in seinem Bett vorzog.
„Wer ist das?“
„Guten Morgen, Muimin.“ Sie hauchte einen Kuss auf seine Lippen. „Wie lange habe ich geschlafen?“ Sie streckte sich ausgiebig neben ihm und bettete das Kinn auf ihrer Hand, die auf seiner Brust lag. „Ich habe etwas völlig Verrücktes geträumt. Du hast dich von mir getrennt und ich bin bei meinem Bruder eingezogen. Meinem Zwillingsbruder.“ Sie verdrehte theatralisch die Augen, gab es aber schnell auf, weil es ihr Schmerzen bereitete, wie er ihrem leisen Stöhnen entnahm. „Ich bin ein Einzelkind und habe ganz sicher keinen Zwilling namens Kieran.“ Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. „Habe ich doch nicht, oder?“
Das waren die ersten klaren und zusammenhängenden Sätze. Erleichtert glättete er die steile Falte an ihrer Nasenwurzel mit einem Kuss. Und er dankte Asarlaír, weil sich kein weiterer Mann in Morrighans Verflossenenliste einreihte.
„Mir ist zwar neu, dass er einen Namen hat und dass er dein Zwilling ist, aber, ja, du hast einen Bruder.“ Er gab sich Mühe, Letzteres nicht wie einen Fluch über die Lippen kommen zu lassen. Er hasste den Kerl allein für die Art, wie er sich mehr oder weniger in
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