Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
wem sie das Bett teilte? Wie Geschwister selbstverständlich, nicht wie Liebende.
Ein hübsches Gesicht und ein toller Körper allein brachten sie nicht dazu, sich auf ihn zu stürzen. Ihr Privatleben war kümmerlich, aber sie war keine triebgesteuerte Idiotin. Und sein anziehendes Äußeres barg finstere Tiefen.
Wie also anfangen, ohne dass es wie ein Verhör klang?
„Schickes Hemd.“
„Betreibst du Konversation oder bedauerst du, es mir vom Leib gerissen zu haben?“
„Ich bewundere Ihren Geschmack.“
Seine Augenbraue hob sich. Nicht auf ihre Aussage hin, sondern ihr demonstratives Distanzverhalten. Es war albern, das kleine Wörtchen Du tat nicht weh. Aber der Rattenschwanz, der sich unweigerlich anschloss. Ihr Leben war wie ein To Go, die Menschen in ihrer Umgebung verschwanden recht schnell, wenn sie sie erst richtig kennenlernten. Sie auf Abstand zu halten war weniger belastend. Die Begegnung mit Nona machte ihr das erneut bewusst. Ihr Übernachtungsgast schickte sich nicht an, fester Bestandteil ihres Lebens zu werden, eine Affäre oder gar ein Freund. Besser so, sie war eine miese Affäre und eine noch beschissenere Freundin. Quinn sollte Coop fragen, ihren Ex und einzigen besten Freund. Nicht, dass er sich selbst noch als solchen sah, nachdem er ihr nicht einmal eine SMS zum Abschied Wert war.
„Küsse ich so schlecht?“
„Wie bitte?“
„War keiner meiner Küsse so gut, dass du bereit wärst, mich zu duzen?“
Die Erkenntnis sickerte träge in ihr Hirn. „Ich habe dich beatmet. Es war eine medizinische Notwendigkeit.“
„Ich mag deine medizinischen Notwendigkeiten, aber es stört mich, auf Armeslänge gehalten zu werden.“
Bei seiner Spannweite wäre ihre Armeslänge nicht genug, sie seufzte und gab sich geschlagen. Er würde sehen, was er davon hatte. „Aber ich habe
dir
nicht das Hemd vom Leib gerissen.“
„Nun ja …“
„Dein Leben sollte dir die paar Knöpfe wert sein.“
„Das ist es.“ Die hübschen kleinen Sprenkel in seinen Augen entwickelten ein Eigenleben. Wurden dunkler. Verschwanden. „Sie wären es mir auch wert gewesen, wenn du sie mir bei anderer Gelegenheit abgerissen hättest.“ Das samtige Streicheln seiner Stimme auf ihrer Haut wirkte wie ein Weckruf.
„Wir schweifen vom Thema ab.“ Sie griff nach ihrem Glas, um die Verlegenheit hinunterzuspülen. „Ich wollte darauf hinaus, dass es nicht zu deiner Hose passt.“
„Und ich dachte, zu Schwarz passt alles.“ Er gab sich geknickt über seinen modischen Fauxpas.
Ein süßes Ablenkungsmanöver, das sie in Versuchung führte, ihr kleines Verhör abzubrechen. „Das meine ich nicht. Deine Hose ist, sagen wir einmal, sportlich“, – militärisch –, „das Hemd“, – das gern ein oder zwei Nummern größer sein dürfte –, „sehr elegant.“ Nicht, dass der Anblick nicht erfreulich war.
„Du arbeitest nicht zufällig für den Crowner in Boston?“
„Du meinst den Coroner.“ Sie wies ihn darauf hin, dass er die altertümliche Bezeichnung für den Leichenbeschauer gewählt hatte. Erneut huschte das Bild von ihm in einer mittelalterlichen Rüstung durch ihren Kopf. Genüsslich genehmigte sie sich einen Schluck des vollmundigen Weines. Nur einen kleinen, sonst war sie betrunken, ehe sie mehr über ihn herausfand, als dass ihm langes Haar gut zu Gesicht stünde. Es würde im Wind wehen, wenn er seine Feinde auf dem Schlachtfeld niedermähte. Sie einhüllen, wenn sie unter ihm läge, sobald er siegreich und keineswegs müde zu seiner Königin zurückkehrte.
Halt! Stopp! Quinn war kein Ritter und sie ganz bestimmt nicht seine Königin.
„Ich arbeite für den Chief Medical Examiner.“ Sie blieb bei der Gegenwartsform, obwohl sie sich keine Illusionen darüber machte, ihre spontane Kündigung wäre nicht ernst genommen worden. Jeder Pathologe, der ein langweiliges Dasein im Krankenhauskeller fristete, um mehr oder weniger die Arbeit seiner Kollegen aus den oberen Etagen abzusegnen, würde sich darum reißen. „Es gibt keinen Coroner in Boston.“
„Du bist also von Berufs wegen neugierig?“ Seine Augen musterten sie wach. Die Verführung, die eben noch darin lag, war verschwunden. Leider.
„Und du? Weichst du von Berufs wegen Fragen aus?“ Es war eine nervige Angewohnheit, wenn sie eine Frage mit einer anderen beantwortete, aber sie konnte nicht dagegen ankämpfen. Fragen definierten ihre Welt. Sie stellte lieber eine zu viel als eine zu wenig.
„Ich kann mich an keine Frage
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