Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
zurückzuziehen, stand nicht mehr zur Debatte.
Quinn wartete, bis sie seiner Einladung nachkam und ließ sich ihr gegenüber nieder. Dieser Mann hatte Manieren. Fast ein wenig anachronistisch. Angesichts seiner Körpergröße erschien der Sessel winzig. Morrighan hingegen fand ausreichend Platz, die Beine unterzuschlagen. Eine Weile saßen sie schweigend da und bedienten sich an dem reichhaltigen Angebot. Hin und wieder gönnte Morrighan sich einen verstohlenen Blick auf das Spiel der Bauchmuskeln zwischen den Aufschlägen seines dank ihr knopflosen Hemdes, bis sich die Medizinerin einschaltete.
„Proteine schön und gut, aber mehr als das sollte es schon sein.“ Während sie ihren Teller randvoll beladen hatte, lagen auf seinem zwei Scheiben blutigen Roastbeefs. „Nona ist ein Genie am Herd, niemand sollte sich das entgehen lassen.“ Es wäre ausgesprochen bedauerlich, verschwände das ansehnliche Eightpack unter Fett, aber es ging jetzt weniger um Ästhetik. Vor seinem Körper lag eine schwerere Aufgabe als sie zu verführen. Morrighan tauschte ihren randvollen Teller gegen den Dessertteller mit Nonas fantastischem Käsekuchen aus. Das Dessert bliebe das einzige, das ihr die Nacht versüßte.
„Es wäre wohl auch keine gute Idee, Nona zu verärgern.“ Er schob das Roastbeef zugunsten eines Stücks Pastete beiseite und versenkte demonstrativ seine Gabel darin, führte das Stück aber nicht zum Mund. „Zufrieden?“
Sie nickte und nahm einen Schluck Rotwein.
„Verträgt sich das mit Hexamethason?“ Die volle Gabel senkte sich auf seinen Teller.
Billige Retourkutsche. „Ich bin hier die Ärztin. Ich weiß, was ich tue“, wies sie ihn zurecht. „Was stimmt nicht mit der Pastete?“ Oder ihm? Sie stellte ihr Glas ab und erhob sich.
Sein Blick folgte ihr mit einer Mischung aus Verwunderung und Misstrauen. Der Ausdruck wich Amüsiertheit, sobald sie mit der kleinen Taschenlampe aus dem Schlafzimmer zurückkehrte.
„Es geht mir gut, wirklich.“ Er schob sich die volle Gabel in den Mund, würgte die Pastete herunter.
Morrighan nahm ihm den Teller weg, den er auf den Knien balancierte. „Kindisches Verhalten ist kontraproduktiv. Ich war bei dem Unfall dabei …“
„Eigentlich hast du ihn verursacht.“
„Wie sollte ich reagieren? Niemand rechnet mit nächtlichen Spaziergängern.“ Oder Flüchtigen.
„Dass du bremst?“
Morrighan schluckte eine schnippische Bemerkung herunter, ihre Unaufmerksamkeit war unentschuldbar. „Ich habe gebremst“, rutschte ihr dann doch heraus.
„Zu spät“, beharrte er.
Gegen ihren Willen ließ sie sich von seinem Lächeln anstecken. Ihr gefielen diese kleinen Kabbeleien mehr und mehr. Sie schaltete die Taschenlampe ein, hob sein Kinn an und leuchtete in seine Augen. Reflexartig schlossen sich seine Lider, öffneten sich aber schnell wieder.
„Keine Pupillendifferenz. Keine Pupillenstarre.“ Es ging ihm tatsächlich gut.
„Siehst du, es ist alles in Ordnung.“
Seine heisere Stimme klang so, wie sich Morrighan fühlte. Als glühte seine Haut plötzlich, zuckte ihre Hand zurück. Ihre Finger hatten sich auf sein Schlüsselbein verirrt und ihr Daumen streichelte ohne medizinische Notwendigkeit seine Halsbeuge. Sie könnte sich herausreden, seinen Puls zu fühlen, aber dann hätte sie nicht so erschrocken reagieren dürfen. Und sie hätte es nicht mit dem Daumen tun dürfen. Die Taschenlampe entglitt ihren Fingern.
Seine Hand schnellte vor und fing sie auf. Es ging ihm tatsächlich gut, bei solchen Reflexen.
„Ich werde nicht aus dem Sessel kippen.“
„Äh …“ Mist, fiel ihr nichts Besseres ein als dieser debile Laut? Morrighan floh auf ihren Sessel, schnappte sich das Rotweinglas und zog die Beine an. Sie nahm einen viel zu großen Schluck und drehte den Stiel des bauchigen Glases, bis ihr schwummerig wurde. Hexamethason und Alkohol waren keine gute Kombination. Der Rotwein war ein hervorragender Beschleuniger, zweifellos, der den Schmerz hinter ihrem Auge auf ein erträgliches Maß sinken ließ. Passte sie jedoch nicht auf, wurde aus dem Schlaf, den sich ihr Körper herbeisehnte, eine Bewusstlosigkeit. Oder schlimmer, sie landete mit einem Fremden im Bett, mit nichts am Leib als dem nebligen Vergessen aus Alkohol und Tabletten.
Sie beäugte das Sofa. Selbst wenn er es sich einigermaßen einrichten könnte, sie brachte es nicht fertig, ihn mit seinen Verletzungen darauf zu verbannen. War zu viel verlangt, wenn sie wenigstens wissen wollte, mit
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