Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
sprach weit besser auf Quinn an als auf das Hexamethason.
„Vielleicht hätte ich mir ihn statt der Pillen verschreiben lassen sollen“, murmelte sie, während sie versuchte, den Reißverschluss des Kleides zu öffnen. Nach wenigen Zentimetern bewegte er sich nicht mehr. Sie wollte das Kleid einfach über den Kopf ziehen, gab jedoch auf, weil der Stoff gefährlich in den Nähten krachte.
„Wen hättest du dir verschreiben lassen sollen?“ Dank Quinn wurde ihre Gesichtsfarbe noch ein wenig gesünder.
„Kannst du mir beim Reißverschluss helfen?“ Sie hob ihr Haar über die Schulter, damit er einen Blick auf das Malheur warf.
„Also wovon hast du eben gesprochen?“
Er zog den eingeklemmten Stoff heraus, seine Fingerspitzen strichen über ihre Haut und lösten Gänsehaut aus. Aus der Nummer kam sie nicht so einfach raus. Ihre Blicke trafen sich im Spiegel. Die bernsteinfarbenen Sprenkel verschwanden einer nach dem anderen, zogen sie in ihren Bann. Das sanfte Braun seiner Augen wurde dunkel. Hatte er diese dichten Wimpern schon die ganze Zeit? Ihr Atem wurde schneller, aus dem Flattern im Bauch wurde ein Ziehen. Ihre Brustspitzen reagierten auf ähnlich verräterische Weise. Wärme breitete sich in ihrer Körpermitte aus, bis … sie den veränderten Blick in seinen Augen sah. Keine Verführung lag mehr darin, stattdessen Überraschung. Abscheu.
Morrighan fuhr herum, presste das Kleid vor ihre Brust. Quinns Augen waren pechschwarz, bedrohlich. Was immer sie sich gerade eingebildet hatte. Nichts war davon geblieben. Nur das Rasen ihres Herzens.
„Was ist das, Morrighan?“ Er sah sie an, als erwartete er keine Antwort. Als würde er sie bereits kennen. Und sie gefiel ihm nicht.
„Es ist nichts Ansteckendes, falls du das befürchtest.“
„Das ist es nicht, was ich befürchte.“ Er schien seine Wortwahl zu überdenken. „Ich wüsste nur gern, was es ist.“
Es sollte wohl leichthin klingen, aber sie hörte einen scharfen Unterton. Warf er ihr vor, nicht mit ihren Makeln hausieren zu gehen? Jedem anderen hätte sie eine entsprechend scharfe Abfuhr erteilt, aber Quinn gegenüber fühlte sie sich zu einer Erklärung verpflichtet. „Ich weiß selbst nicht genau, was es ist. Es ist auch nicht immer sichtbar.“ Sie presste ihr Kleid fester an sich. „Ich weiß, dass es ziemlich hässlich ist, aber da es keine medizinische Erklärung dafür gibt, kann ich nichts dagegen tun oder es entfernen lassen.“
„Es ist weit davon entfernt, hässlich zu sein.“
Sie hätte ihm gern geglaubt, wenn nicht dieser merkwürdige Unterton in seiner Stimme gewesen wäre, den sie nicht einordnen konnte.
„Darf ich es mir noch einmal ansehen?“
Das verschlug ihr kurzfristig die Sprache. „Warum solltest du das wollen“, fragte sie dann. Das war krank.
„Das war eine unverschämte Bitte. Wenn du nicht willst, dass es jemand sieht, akzeptiere ich das.“
Nichts akzeptierte er, stattdessen gab er ihr das Gefühl, sie habe ihm etwas Gravierenderes als eine Hautirritation verschwiegen.
„Es tut mir leid, Quinn.“ Verdammt, warum zeigte sie ihm das Ding nicht einfach? Er wusste bereits, dass sie nicht mehr lange zu leben hatte, warum sollte er davon nicht auch wissen? Sie wollte sich gerade umdrehen, da legte Quinn seine Hand an ihre Wange, küsste sie.
„Ich verstehe das, wirklich.“
Und warum schmeckte sein Kuss dann wie ein Abschied?
Er könnte ihr ein Kissen aufs Gesicht drücken oder ihr Genick brechen, während sie schlief. Quinn stand neben dem Bett und sah auf die Schlafende hinab. Es musste etwas sein, das schnell ginge und schmerzlos war. Ihre Leiche würde er über die Klippen entsorgen. Selbst wenn man sie fände, sähe es wie Selbstmord aus. Sie war todkrank. Niemand würde Verdacht schöpfen.
Es war grotesk zu glauben, sein größtes Problem wäre, sich nicht von Morrighan ablenken zu lassen. Jetzt stand er neben ihrem Bett und dachte über die Art ihres Todes nach. Schmerzlos sollte er sein, schnell …
Nein, nicht notwendig sollte er sein, verdammt noch mal!
Morrighan bewegte sich im Schlaf, als spürte sie, dass er in der Nähe war. Was er vorhatte. Sie drehte sich auf die Seite, ihm zugewandt, als hoffte sie, dass es ihm dann schwerer fiel, sein Vorhaben durchzuführen. Dass es ihm unmöglich wäre, es zu tun, wenn er sie ansehen musste. In dieser Nacht hatte sie ihr Haar nicht zu einem Knoten aufgedreht. Wie ein Schleier lag es auf dem Kissen. Ein dunkler Totenschleier. Er ging neben dem
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