Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
lassen. Aber er war eben nur ein netter Kerl. Das mit Quinn war anders.
Verdammt, warum begegnete er ihr ausgerechnet jetzt?
Sie berührte seinen Arm, und als er ihn nicht gleich wegzog, wurde sie mutiger, ging auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
„Vielleicht war es einmal an der Zeit, dass jemand das für dich tut.“ In seinen Mundwinkeln erschien wieder ein Lächeln. Nicht das aufgesetzte, übertriebene, mit dem er Clarissa bedachte. „Lass uns gehen“, schlug er vor, „oder findest du langsam Gefallen an diesen kleinen Scharmützeln?“
„Sicher nicht. Gehen wir.“ Sie sah sich noch einmal um, ehe sie den Saal verließen, hielt aber nicht nach Clarissa Ausschau, sondern nach dem Mann mit der Narbe. Sie entdeckte ihn nicht. Dennoch beschlich sie wieder das Gefühl, unter Beobachtung zu stehen.
„Wer war der Mann mit der Narbe?“
Morrighan setzte sich auf einen Sessel, zog ihre Schuhe aus und massierte die schmerzenden Zehen. Den ganzen Weg in ihr Zimmer hatten sie kein Wort gesprochen. Das Schweigen war nicht von ihr ausgegangen. Quinn schien vielmehr damit beschäftigt, jeden, der sich in ihrer Nähe aufhielt, misstrauisch unter die Lupe zu nehmen. Als wollte er sich versichern, dass ihnen von keiner Seite Gefahr drohte.
„Ich habe niemanden mit einer Narbe bemerkt.“ Er lockerte seine Krawatte und öffnete die obersten Hemdknöpfe.
Oh Gott, sie benahmen sich wie ein Ehepaar. Sie musste unwillkürlich an Clarissa und ihren Mann denken. Doch als Quinn das Jackett auszog, wusste sie, wie albern der Vergleich war.
„Wen hast du dann bemerkt?“ Sie bildete sich das nicht ein. Nicht sein Verhalten auf dem Empfang und nicht das auf dem Weg in ihr Zimmer. Quinn hielt nach jemandem Ausschau.
„Ich bin müde, Horatio“, wich er aus. Er log nicht einmal, er wich nur aus. „Du wolltest doch, dass ich mich schone. Verschieben wir deine Spekulationen auf morgen.“
Worauf er spekulierte, war klar. „Du hast recht, ich bin ebenfalls reif fürs Bett.“ Sie erhob sich und ging zur Schlafzimmertür.
„Willst du mich nicht mitnehmen? Du hast doch zugegeben, dass du für meine Verführungskünste nicht unempfänglich bist.“
Sie drehte sich zu ihm um. Er stand ohne Hemd da. Mehr als nur ein leckerer Schokomuffin. Doch falls er glaubte, das brächte ihn ein Stück näher an das, was er vielleicht anmanövrierte, hatte er sich geschnitten.
„Nicht unempfänglich, aber auch nicht willenlos. Und ich bin immer noch Ärztin …“
„Pathologin.“
„Das verstehe ich auf keinen Fall unter schonen.“ Sie stolperte über eine große Papiertüte, die im Weg stand.
„Pass auf, da ist …“
„Schon geschehen.“
„Entschuldige, ich hatte es eilig.“
Er ging neben ihr in die Hocke und half ihr, den Inhalt der Tüte aufzuheben. Seine Uhr musste ihm ein sehr dickes Polster verschafft haben. Wahrscheinlich hatte er dem exklusiven Herrenausstatter in der Lobby erzählt, dass die Fluggesellschaft nicht nur sein Gepäck, sondern auch seine Kreditkarte verschlampt hatte.
„Es war ja für einen guten Zweck.“ Morrighan hielt eine Zahnbürste hoch, die sie zwischen den üblichen Sachen, die ein Mann für wichtig erachtete, fand. „Du hast anscheinend vor, länger zu bleiben?“
„Ich gehe davon aus, dass du mintfrische Küsse bevorzugst. Ich kann natürlich auch weiterhin deine benutzen.“
Er klappte ihre Kinnlade hoch, nahm ihr die Zahnbürste ab und marschierte ins Badezimmer. Ehe sie protestieren konnte, schloss er die Tür hinter sich.
„Wehe, du benutzt meine Zahnbürste“, rief sie ihm hinterher.
„Jetzt nicht mehr.“
Morrighan nahm die Tüte und räumte den Inhalt in eine Schublade. So tief war bisher kein Mann in ihr Leben vorgedrungen. Nie gab es eine fremde Zahnbürste in ihrem Bad oder eine Schublade, die sie für jemanden freiräumte. Gut, das hier war nur eine Art Leben in einem eigenen Mikrokosmos. Aber es war dennoch erstaunlich, keinerlei Beklemmung bei dem Gedanken zu verspüren, dass Quinn ihr auf die Pelle rückte. Ihr Blick fiel auf ihr lächelndes Gesicht im Ankleidespiegel.
Verdammt, sie war ziemlich dicht davor, glücklich zu sein.
Sie trat näher an ihr Spiegelbild. Vor dem Empfang hatte sie nur ein dezentes Make-up aufgetragen, keines, das die Augenschatten oder die Blässe ihrer Haut restlos kaschierte. Sie griff nach einem Feuchttuch und wischte sich das Gesicht sauber. Meine Güte, sie sah beinah gesund aus. Verrückt oder nicht, sie
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