Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
ging. „Ein anaphylaktischer Schock könnte passen, obwohl die Heftigkeit absurd ist.“
„Wodurch ausgelöst? Durch das Sekret? Hat es sie erst getötet, ehe es das Gewebe angriff?“
„Das ist doch alles wirres Zeug.“ Das Zittern wurde so stark, dass Morrighan es kaum schaffte, ihre Handschuhe auszuziehen. „Es muss eine andere Erklärung geben.“ Sie taumelte einige Schritte zurück. „Ich glaube, ich brauche eine Pause.“
„Brauchst du dein Hexamethason?“
Seine emotionslose Stimme überraschte sie. Quinn stand mit versteinerter Miene auf der anderen Seite des Stahltischs und machte keine Anstalten, ihr zu helfen.
„Ja.“ Sie rieb ihre Hände, als das Taubheitsgefühl die Finger hinaufkroch. „Dummerweise habe ich es auf dem Zimmer vergessen.“
„Ich hole es.“
Sie starrte noch einige Sekunden, nachdem er verschwunden war, auf die geschlossene Kellertür. „Danke für deine Hilfe“, flüsterte sie und blinzelte die Tränen weg, die der Schmerz verursacht haben musste.
Quinn rannte beinah durch die düsteren Kellergänge, gelangte nicht schnell genug in die oberen Stockwerke. Sie brauchte das Medikament, versuchte er sich einzureden, doch er wusste, dass er sich nicht so beeilte, um wieder zu ihr zurückzukehren, sondern um von ihr wegzukommen. Der Tod einer Unschuldigen änderte alles. Er zeigte ihm, wie leichtfertig er die Gelegenheit hatte verstreichen lassen, Morrighan zu töten. Die Sceathrach zu töten. Welcher kranken Illusion gab er sich hin, mehr als Abscheu für die Bestie, die sie war, zu empfinden? Sie mochte die Frau nicht selbst getötet haben. Sie mochte entsetzt über die Grausamkeit der Tat sein, aber sie war schuld daran. Sie war im Grunde eine Mörderin. Gleichgültig, was sein Verstand ihm einredete, es fiel unendlich schwer, von der Illusion abzulassen, dass sie keine Bestie war und all das nicht ausgelöst hatte. Es fühlte sich unendlich falsch an, sie zu meiden, statt jede Sekunde in ihrer Nähe bis in alle Ewigkeit auszudehnen, ihren Schlaf zu bewachen, statt sie währenddessen zu töten. Sich nicht dafür zu verachten, ihr eben nicht geholfen zu haben.
Er durfte es nicht. Er durfte nichts mehr tun, das ihr Leben erträglicher machte und verlängerte. Er hatte bereits viel zu viel getan. Er hatte durch seine Fähigkeit, so rudimentär sie auch ausgebildet war, das kranke Gewebe in ihrem Kopf zurückgedrängt. Ihr etwas mehr Zeit geschenkt.
Zeit, die ihr nicht zustand.
Ein Kribbeln erfasste seine Finger, erinnerte ihn an den Moment, als er den Tumor bekämpft und ihr die Schmerzen genommen hatte. Ihm war, als verlangte seine Mutter über die ihm vererbte Gabe, Morrighan auch jetzt zu helfen.
Was wusste seine Mutter schon über sie? Wo immer sie ihr Tod hingeführt hatte. Wohin sein Vater geglaubt hatte, dass der Tod sie bringe, in der Hoffnung, sie dort wiederzusehen. Von dort aus konnte seine Mutter nicht beurteilen, was zwischen ihm und Morrighan existierte. Seine Mutter hatte ja nicht einmal ihn gekannt. Wieso glaubte sie, dass es wichtig für ihn wäre, Morrighan zu retten?
Er ballte die Hände zu Fäusten, um das Kribbeln zu vertreiben. Fast wünschte er, dass der Anfall, den Morrighan durchlitt, der letzte wäre. Dass sie nicht mehr lebte, wenn er zurückkehrte. Er lehnte sich an eine Wand. Die modrige Kühle der Steine sickerte in seine Haut und ging eine unheilige Allianz mit der Grabeskälte der Druidenrunen ein. Es wäre alles so viel einfacher. Morrighans Tod würde weitere verhindern. Niemand müsste mehr sterben. Die Kälte füllte ihn aus, ließ keinen Platz für die Trauer, die der Gedanke an Morrighans Tod auslöste.
Ein Schrei, der abriss, kaum dass er Quinn erreichte, machte ihn diesen grausamen Wunsch vergessen.
„Das ging aber schnell.“ Morrighan erhob sich mühsam. „Bist du gerannt?“
Sie musste sich für einen Moment an der Wand abstützen, an der sie zusammengekauert auf Quinns Rückkehr gewartet hatte. Die wenigen Schritte, die sie auf ihn zumachte, taumelte sie mehr als zu gehen. Sie versuchte, durch Blinzeln wieder eine klare Sicht zu erhalten. Mehr als einen dunkelgrauen Schleier, von dem sich verschwommen ein Schatten abhob, den sie mit viel Fantasie als Quinn identifizierte, bekam sie nicht hin.
Der harte Schlag, der sie traf, schleuderte sie durch den Raum. Sie hörte einen Schrei. Ihren Schrei. Die schreckliche Vermutung, dass Quinn nicht der sein könnte, für den sie ihn hielt, war schmerzhafter als der brutale
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