Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
Treffer. Der Aufprall an der Kellerwand trieb ihr die Luft aus den Lungen. Die Gewalt, mit der ihr Kopf gegen die Steine prallte, raubte ihr das Bewusstsein. Das Letzte, woran sie dachte, als die Schwärze sie einhüllte, war: Nicht Quinn – sie durfte sich nicht so in ihm getäuscht haben.
Sie wusste nicht, wie lange sie bewusstlos war, aber sie glaubte zu wissen, warum. Wer sie geschlagen hatte. Quinn. Aber warum erst jetzt? Er hätte sie auf der Straße töten können. Er hätte dieses ganze Theater nicht veranstalten müssen. Ihr nicht vorspielen müssen, dass ihm etwas an ihr läge. Sie blinzelte ihre Tränen fort. Sie würde ihm nicht die Genugtuung bereiten, zu weinen oder gar um ihr Leben zu betteln. Sie würde es ihm so schwer wie möglich machen, sie umzubringen. Aber sie würde nicht betteln.
Seltsame Geräusche holten sie in die Wirklichkeit zurück. Geräusche, die von den kahlen Wänden widerhallten und anschwollen, bis es ihr endlich gelang, sie einzuordnen. Schmatzgeräusche. Ihr erster Gedanke galt Quinn. Er war es nicht, der sie angegriffen hatte. Dass etwas viel Schrecklicheres sie quer durch den Raum befördert hatte und sich nun an der Leiche zu schaffen machte, als der Mann, den sie von der Straße aufgelesen hatte, lauerte irgendwo in ihrem Kopf. Sie war zunächst nur unendlich erleichtert, dass Quinn kein Lügner war. Ihr zweiter Gedanke galt der Leiche, über die sich jemand hermachte. Die jemand fraß! Ohne es zu wollen, zog ihr Verstand diesen Schluss, gegen den ihr Magen heftig rebellierte. Sie schluckte bittere Galle.
Sie hatte Fälle von Kannibalismus nie auf dem Tisch gehabt, aber darüber gelesen. Psychopathische Täter, die ihr Opfer ganz besitzen wollen, sich Teile einverleibten. Innereien, Extremitäten, Genitalien, die Palette war so breit gefächert wie Übelkeit erregend.
Es gab eine ganze Menge Gestörter da draußen. Aber wie gestört musste jemand sein, sich über einen derart zerfallenen Körper herzumachen?
Sie versuchte, auf die Füße zu kommen, schaffte nicht einmal, ihre zitternden Hände aufzustützen. Sie keuchte vor Anstrengung. Die grauenvollen Schmatzgeräusche wollten nicht aufhören. Eine weitere Welle Übelkeit überkam sie. Dann plötzlich. Stille.
Morrighans Herz setzte einen Schlag aus. Sie hörte schwere Schritte auf sich zukommen, kämpfte darum, aufzustehen. Ihre Sicht war immer noch verschwommen. Sie musste sich allein auf ihre Hände verlassen, die nicht nur stark zitterten, sondern auch taub waren. Nutzlose Anhängsel ihrer Arme. Noch nicht ganz nutzlos. Einzelne, noch funktionsfähige Nervenenden in den Fingerspitzen vermeldeten einen Fund, etwas, an dem sie sich möglicherweise hochziehen konnte. Sie schluchzte vor Erleichterung auf, als ihr Gehirn die verstümmelte Meldung für sie übersetzte. Ihre Hände klammerten sich an das schwere Edelstahlregal. Das würde ihr Gewicht aushalten, ohne dass sie befürchten musste, es umzureißen.
Sie mobilisierte alle Kraft, die in ihr steckte, und zog sich auf die Füße. Das Regal klapperte, aber es blieb stehen. Sie rang um Luft und lehnte sich an. Jetzt musste sie nur noch den Mut finden, loszulassen. Ihre Hände lösten sich widerstrebend, da erreichten sie die schweren Schritte auch schon. Der Kerl hatte keine Eile gehabt, zu ihr zu kommen. Wahrscheinlich gönnte er sich das Vergnügen, ihr bei dem verzweifelten Kampf zuzusehen. Jetzt war für ihn der Zeitpunkt gekommen, ihren Hoffnungsschimmer zum Erlöschen zu bringen.
Morrighan wurde gepackt. Die Hände auf ihren Schultern waren groß und kräftig, zerrten an ihr. Der feste Stoff des Overalls riss. Scharfe Fingernägel ritzten schmerzhaft in ihre Haut, fanden jedoch keinen festen Halt. In ihrer Panik klammerte sich Morrighan an das Regal. Metall schnitt in ihre Hand und das Regal geriet in Bewegung, aber es verlieh ihr ausreichend Halt, um mit der freien Hand nach ihrem Angreifer zu schlagen. Ihre Faust traf auf etwas widerlich Weiches, sank förmlich darin ein. Dann wieder kollidierten ihre Knöchel mit etwas so Hartem, dass sie vor Schmerz aufschrie und befürchtete, sich die Finger gebrochen zu haben. Doch das hatte sie nicht, also schlug sie blind auf alles, das sie für ihren Angreifer hielt. Der stieß sie gegen das Regal. Schmerz explodierte in ihrem Kopf, etwas Feuchtes lief ihr ins Auge. Aus dem grauen Schleier wurde ein blutiger. Der Ruck, mit dem sie zurückgerissen wurde, war zu viel. Sie wurde hochgehoben, als wollte der Kerl sie
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