Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte der Ewigkeit (German Edition)

Geliebte der Ewigkeit (German Edition)

Titel: Geliebte der Ewigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Cillian
Vom Netzwerk:
verdankte ein mutmaßlicher Serienmörder seine Freiheit. Die Freiheit, junge Mädchen bestialisch zu verstümmeln. Vor ihrem Tod. Der Antritt zum Appell bei ihrem Chef und die Wahl, vor die er sie stellte, waren eine logische Konsequenz gewesen. Ihre Trotzreaktion hatte nichts mit Logik zu tun, nur mit ihrem Starrsinn, ihrem Unverständnis für die möglicherweise ehrlich gemeinte Sorge ihres Chefs. Fünf Minuten, mehr Zeit hätte sie sich nicht nehmen müssen, um über Dr. Sudlers Worte nachzudenken. Sein Ultimatum belief sich sogar auf vierundzwanzig Stunden. Schlafen sollte sie über ihre endgültige Entscheidung. Doch was tat sie? Sie bestand darauf, dass es ihr Leben war, dass es ihr gutes Recht war, es an die Wand zu fahren und kündigte.
    „Selbst wenn es ein gutartiger Tumor ist, bei dieser Größe spielt es keine Rolle. Lassen Sie ihn entfernen, Morrighan.“
Sie hatte immer noch die in tiefe Sorgenfalten gelegte Stirn ihres Chefs vor Augen und den abweisenden Klang ihrer eigenen Stimme im Ohr.
„Danke für den Hinweis, Boss, aber ich habe bereits eine Alternative in Erwägung gezogen.“
Erwachsen, wirklich erwachsen, Morrighan Cavanaugh. Die Erinnerung verschwand so schnell, wie sie gekommen war, als sie mit dem behandschuhten Zeigefinger durch den normalerweise massiven Beckenknochen stieß.
    „Mein Gott“, flüsterte sie und konnte sich eines gewissen unprofessionellen Grauens nicht erwehren.
    „Was ist?“ Quinn kam aus seiner dunklen Ecke und trat an den Edelstahltisch.
    „Die Auflösung macht auch vor dem Hartgewebe nicht Halt. Als wäre das gesamte Innenleben der Toten mit etwas versetzt worden, das eine Art Selbstverdauung in Gang gebracht hat. Oder besser, als hätte jemand ihr etwas injiziert, das alles Verwertbare in ihr andaut.“
    „Wie durch Magensäure oder Gallenflüssigkeit?“ Er klang nicht so überrascht, wie er eigentlich sein sollte.
    „Ich weiß, wie verrückt sich das anhört.“
    „Vielleicht ist es verrückt.“ Sein Blick strafte seine Worte Lügen. Er sah aus, als fände er das ganz normal. „Wie war das noch einmal mit dem Andauen?“
    „Es ist nur eine Vermutung. Aber bei dem, was ich vor mir sehe, ist es das einzig Vergleichbare, das mir einfällt.“ Sie berührte erneut den Beckenknochen, ihr Finger glitt hindurch wie durch Butter. „Líadan sollte sich das ansehen.“ Sie wäre mindestens so fasziniert wie sie.
    „Wer ist Líadan?“
    „Sie ist unsere forensische Entomologin, unsere Käferflüsterin. Ein wenig abgedreht, das hier wäre genau ihr Ding.“ Dass sie bipolar war, musste Quinn nicht wissen. Líadan hatte ihr das im Vertrauen mitgeteilt. Auch ihm gegenüber würde sie dieses Vertrauen nicht brechen. Sie hatte zu viel Respekt davor, wie ihre Kollegin mit ihrer Krankheit zurechtkam. Ganz im Gegensatz zu ihr. „Aber in unserem Beruf muss man wohl ein wenig abgedreht sein.“
    Er lächelte, aber sie wurde das Gefühl nicht los, er täte das nur, weil er annahm, sie erwartete diese Reaktion. Warum war er so distanziert? Weil sie professionell war?
    „Womit ist dieses Phänomen vergleichbar?“ Das Lächeln war bereits wieder verschwunden.
    „Fliegenmaden.“ Seine hochgezogene Augenbraue überraschte sie nicht. „Maden verfügen nicht über ausreichend kräftige Fresswerkzeuge. Um sich zu nähren, müssen sie das Gewebe durch die Ausscheidung eines Sekrets außerhalb ihres Körpers vorverdauen. Erst dann sind sie in der Lage, das Gewebe aufzunehmen und zu verwerten. Selbst wenn es eine Möglichkeit gäbe, dieses Verdauungssekret aus Maden zu isolieren oder künstlich herzustellen, Knochen können davon nicht zersetzt werden.“
    „Nehmen wir trotzdem an, dass ein Verdauungssekret für die Zerstörungen verantwortlich ist. War das auch die Todesursache?“
    „Ich hoffe nicht.“ Das Schwindelgefühl war für einen Augenblick überwältigend und in ihrer rechten Hand verspürte sie einen leichten Tremor. Sie versuchte unauffällig, das Skalpell in ihrer zitternden Hand abzulegen.
    „Was hältst du dann für die Todesursache?“
    „Als ich die Blasen auf ihrer Haut gesehen habe, dachte ich an eine Barbituratvergiftung, aber die symptomatischen Holzer-Blasen befinden sich normalerweise nur an den Auflagestellen. Nicht überall, wie hier. Und dann diese immense Schwellung, die Wärmeentwicklung und die Hautrötungen.“ Sie hielt sich am Tisch fest.
    „Also?“
    Sie wusste nicht, ob sie froh sein sollte, dass er nicht bemerkte, wie schlecht es ihr

Weitere Kostenlose Bücher