Geliebte der Finsternis
So gut und richtig fühlte sich sein Gewicht an. So wundervoll.
Lächelnd hob er den Kopf, immer noch mit ihr verbunden. »Das war unglaublich. Danke.«
Cassandra erwiderte das Lächeln.
Als sie sein Gesicht berühren wollte, hörte sie ihren Wecker klingeln.
Ruckartig fuhr sie aus dem Schlaf hoch. Dann schaltete sie den Wecker aus. Ihr Herz pochte immer noch viel zu schnell. Erst ein paar Sekunden später merkte sie, dass ihr Haar nicht mehr geflochten war. Ihr Nachthemd lag zerknüllt am Boden.
Wulf schreckte ebenfalls aus dem Schlaf empor. Atemlos schaute er auf seine Uhr. Kurz nach sechs, wie ihm die Aktivitäten im Erdgeschoss verrieten, musste der Tag anbrechen.
Mit schmalen Augen sah er sich in der Dunkelheit um. Nichts Ungewöhnliches.
Aber der Traum …
Erstaunlich real.
Er drehte sich zur Seite und umklammerte sein Kissen. »Zum Teufel mit diesen übernatürlichen Kräften«, murmelte er. Niemals ließen sie ihn in Ruhe. Jetzt quälten sie ihn auch noch, indem sie ihm Dinge vorgaukelten, die er niemals besitzen konnte.
Bevor er wieder einschlief, hätte er fast geschworen, er würde an seiner Haut den schwachen Duft von Rosen und Puder riechen.
»Hi, Cass«, grüßte Kat, als Cassandra am Frühstückstisch Platz nahm.
Cassandra antwortete nicht. Immer wieder sah sie Wulf in ihrer Fantasie - spürte seine Hände auf ihrem Körper.
Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie schwören, er wäre immer noch bei ihr.
Doch sie wusste nicht, wer ihr Traumliebhaber war. Warum die Erinnerung sie immer noch verfolgte.
Wie unheimlich das alles ist, dachte sie beklommen.
»Bist du okay?«, fragte Kat.
»Ja, ich glaube schon. Letzte Nacht habe ich nicht gut geschlafen.«
Kat berührte die Stirn ihrer Freundin. »Obwohl du fiebrig aussiehst, fühlst du dich kühl an.«
Ja, Cassandra hatte Fieber. Aber nicht wegen einer Krankheit. Beinahe wünschte sie, wieder einzuschlafen, den mysteriösen Mann wiederzusehen und den ganzen Tag Liebe mit ihm zu machen.
Kat reichte ihr die Cornflakes. »Übrigens, Michelle hat angerufen. Sie wollte sich bei dir bedanken, weil du sie gestern mit Tom bekannt gemacht hast. Heute Abend wird sie ihn wieder im Inferno treffen. Sie wollte wissen, ob wir mitkommen.«
Bestürzt zuckte Cassandra zusammen, Kats Worte hatten eine Erinnerung geweckt. Plötzlich erschien die Disco in ihrer Fantasie, und sie sah die Daimons.
Schaudernd dachte sie an die Angst, die sie empfunden hatte.
Aber vor allem erinnerte sie sich an Wulf .
Nicht der zärtliche Liebhaber ihrer Träume, sondern der schwarz gekleidete, furchterregende Mann, der vor ihren Augen die Daimons getötet hatte.
»Oh, mein Gott«, hauchte sie, als all die Einzelheiten glasklar vor ihrem geistigen Auge auftauchten.
» In fünf Minuten wird sich niemand in dieser Bar an mich erinnern.« Seine Worte dröhnten in ihren Ohren.
Aber sie erinnerte sich an ihn. Sogar sehr gut.
Hatte er sie nach Hause begleitet?
Nein. Wie sie sich deutlich entsann, war er auf der Straße davongegangen. Erleichtert atmete sie auf. Sie wusste auch, dass sie in den Club zurückgekehrt war, zu ihren Freundinnen.
Später war sie allein ins Bett gegangen.
Und sie war nackt erwacht. Erhitzt und so erfüllt vom Liebesgenuss.
»Allmählich mache ich mir Sorgen, Cass.«
Seufzend verdrängte Cassandra ihre Gedanken. Natürlich, es musste ein Traum gewesen sein. Etwas anderes ergab keinen Sinn. Aber wenn man mit übernatürlichen Wesen wie Daimons und Dark Huntern zu tun hatte, wirkte alles merkwürdig.
»Keine Bange, mir geht’s gut. Aber heute Morgen gehe ich nicht zu meiner Vorlesung. Ich glaube, wir müssen Nachforschungen anstellen und was erledigen.«
»Bist du sicher?« In wachsender Besorgnis runzelte Kat die Stirn. »Normalerweise würdest du keine Vorlesung versäumen.«
»Stimmt«, bestätigte Cassandra lächelnd. »Hol deinen Laptop. Mal sehen, was wir über die Dark Hunter herausfinden.«
»Warum?«, fragte Kat verblüfft.
In all den Jahren, während Cassandra vom Volk ihrer Mutter verfolgt worden war, hatte sie nur zwei Bodyguards die Wahrheit ihrer Welt anvertraut.
Das erste Mädchen war gestorben, als Cassandra erst dreizehn Jahre alt gewesen war - in einem Kampf, der sie beinahe selbst getötet hatte.
Die zweite Beschützerin war Kat. Im Gegensatz zum ersten Bodyguard hatte sie die Wahrheit gut verkraftet. Sie schaute Cassandra nur an, blinzelte und sagte: »Cool. Kann ich sie alle töten, ohne im Knast zu
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