Geliebte der Finsternis
den ganzen Unsinn innerhalb weniger Sekunden beenden. Aber wenn er sich einmischte, wäre alles noch schlimmer.
Nein, dieses Problem musste sie allein lösen.
Außerdem war es ihr inzwischen egal, was die eine oder die andere Göttin wollte. In den letzten fünf Jahren hatte sie Cassandra lieb gewonnen, und ihre Freundin durfte nicht manipuliert, geschweige denn verletzt werden.
Höchste Zeit, dass Artemis und Apollymi endlich aufhörten, Cass zu belästigen.
Corbin stieg aus dem Auto, und Kat folgte ihr in die Garage.
Dann betonte sie, während die Dark Huntress ihre Haustür aufsperrte: »Glauben Sie mir, wir gehören zum selben Team.«
Corbin starrte sie an, als zweifelte sie an ihrem Verstand. »Klar, Schätzchen. Und jetzt gehen Sie rein, damit ich Sie im Auge behalten und dran hindern kann, Cassandra wieder ihren Feinden auszuliefern.«
Erbost nutzte Kat ihre Kräfte, damit die Tür verschlossen blieb. Corbin rüttelte an der Klinke und hämmerte mit ihrer Faust gegen das Holz.
»Überlegen Sie mal!«, fauchte Kat. »Wenn ich Cass umbringen wollte - meinen Sie nicht, ich hätte in den letzten fünf Jahren genug Gelegenheiten dazu gefunden? Warum hätte ich bis jetzt warten sollen?«
Corbin wandte sich von der Tür ab. »Wie kann ich denn sicher sein, dass ihr euch seit fünf Jahren kennt?«
»Am besten fragen Sie Cass danach.« Kat lachte sarkastisch.
Nachdenklich schaute Corbin in ihre Augen. »Warum haben Sie Cassandra heute Abend allein gelassen und in Gefahr gebracht?«
Ohne mit der Wimper zu zucken, erwiderte Kat mit möglichst eindringlichem Blick, um ihre Aufrichtigkeit zu bekunden. »Ich schwöre Ihnen, hätte ich gewusst, dass diese gemeingefährlichen Irren aufkreuzen, hätte ich keinen Fuß vor die Wohnungstür gesetzt.«
Trotzdem zweifelte Corbin immer noch an ihr, was ihre Miene deutlich verriet. Einerseits bewunderte Kat das Verantwortungsbewusstsein der Frau, andererseits hätte sie ihr am liebsten den Hals umgedreht.
»Nun, ich weiß nicht recht …«, begann Corbin langsam. »Vielleicht sind Sie ehrlich. Oder Sie sind ein Miststück.«
»Okay.« Frustriert warf Kat die Arme hoch. »Brauchen Sie einen Beweis?«
»Haben Sie einen?«, fragte Corbin.
Kat hob den Saum ihres Rocks und zeigte ihr die Tätowierung oberhalb der linken Hüfte - einen Pfeil und einen Bogen, das Kennzeichen der Göttin Artemis.
Verblüfft riss Corbin die Augen auf. »Sie sind keine Dark Huntress. Das weiß ich. Was sind Sie?«
»Eine von Artemis’ Dienerinnen. Genau wie Sie beauftragt, Cassandra zu beschützen. Bringen Sie mich sofort zu ihr!«
Wulf klopfte kurz an, öffnete die Tür und beobachtete, wie Cassandra ihre Augen abwischte. Bei diesem Anblick erstarrte er. »Weinst du?«
»Nein«, entgegnete sie und räusperte sich, »ich hatte nur was im Auge.«
Er merkte ihr die Lüge an. Aber er bewunderte ihre Charakterstärke. Nur ganz selten begegnete man einer Frau, die ihre Tränen nicht benutzte, um die Männer zu manipulieren.
Zögernd betrat er das Zimmer. Weil sie geweint hatte, entstand ein brennender Schmerz in seiner Brust. Schlimmer noch, er empfand das verrückte Bedürfnis, Cassandra zu umarmen und zu trösten.
Doch er durfte es nicht tun. So schwer es ihm auch fiel, er musste Distanz wahren.
»Das - eh - habe ich mir von Chris ausgeliehen.« Er reichte ihr eine Jogginghose und ein T-Shirt.
»Danke.«
Wulf konnte seinen Blick nicht von ihr losreißen, von dem langen rotblonden Haar, das sie aus dem Gesicht gestrichen hatte. Obwohl sie ihn in diesem Moment an ein
verängstigtes kleines Mädchen erinnerte, spürte er ihre eiserne Willenskraft.
Eine Hand an ihrer kalten Wange, hob er ihren Kopf und zwang sie, ihn anzuschauen. In einem Traum würde er sie jetzt auf das Bett legen, ihre Lippen kosten.
Ihr den Pullover ausziehen.
»Hast du dein Leben lang solche Kämpfe ausgefochten?«
Sie nickte. »Unentwegt wurde meine Familie von Daimons und Apolliten verfolgt. Manchmal waren sie zu Hunderten hinter uns her, jetzt haben sie es nur noch auf mich abgesehen. Meine Mutter erklärte meinen Schwestern immer wieder, wir müssten Kinder bekommen und den Fortbestand der Dynastie sichern.«
»Warum hast du es nicht getan?«
Cassandra schnüffelte leise. »Warum sollte ich? Wenn ich sterbe, werden meine Feinde erkennen, wie unsinnig der Mythos ist, mein Tod würde sie befreien.«
»Also hast du niemals erwogen, als Daimon weiterzuleben?«
Sie schüttelte seine Hand ab, wich zurück,
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