Geliebte der Finsternis
musste sie in seinen Armen spüren, ihren Körper unter seinem.
Als sie sich aufbäumte und den Gipfel der Ekstase erreichte, grub sie ihre Fingernägel in seine Haut. Er wartete, bis ihre Erschütterungen verebbten. Dann stillte er auch sein Verlangen.
Ganz vorsichtig sank er auf sie hinab, um weder ihr
noch dem Baby zu schaden. Jetzt wollte er nur noch ihre Nähe fühlen, ihre nackten Beine um seine geschlungen.
»Geht es dir gut?«, wisperte sie. »Sonst hast du es nicht so eilig.«
Tief berührt von ihren Worten, schloss er die Augen. Nur Cassandra kannte ihn wirklich. Seine Gewohnheiten. Seine Vorlieben und Abneigungen. Daran erinnerte sie sich. Nach all den Jahrhunderten war sie die erste Frau, die solche Dinge registrierte.
Was sollte er ohne sie tun?
Es klopfte an der Tür.
»He, Cass?«, rief Chris. »Falls du noch wach bist - ich habe eine Pizza für dich bestellt, weil du gesagt hast, die würdest du so gern essen. In ein paar Minuten wird sie geliefert.«
Als Wulf die Stirn runzelte, kicherte sie. Ihre beiden Körper waren immer noch vereint. »Nachdem du hier heruntergegangen warst, gestand ich ihm, für eine Peperoni-Pizza würde ich töten«, erklärte sie. Etwas lauter fügte sie hinzu: »Danke, Chris, ich komme gleich hinauf!«
Wulfs Stirnfalten vertieften sich. »Solltest du dich nicht ausruhen?«
»Machst du Witze? Wo ich doch für eine Pizza töten würde …«
» Das hättest du früher sagen sollen. Dann hätte Chris die Köchin gebeten, eine Pizza für dich zu backen.«
»Ja, ich weiß. Aber als ich nach oben ging, hatte Marie schon angefangen, das Huhn zu braten, ich wollte ihre Gefühle nicht verletzen. Sie ist so nett.«
»Zweifellos. Schade, dass sie mich nicht kennt.«
Seit fast acht Jahren arbeitete Marie in Wulfs Haus. Irrtümlich hielt sie Chris für den Boss. Sie hatte Cassandra erzählt, sie sei von Chris’ Vater eingestellt worden. Vor
drei Jahren sei seine Mutter ans andere Ende der Stadt gezogen, denn hier habe sie sich ständig an den Tod ihres Mannes erinnert.
Chris’ Mutter hatte ihn dazu überreden wollen, sie in das neue Domizil zu begleiten. Aus offensichtlichen Gründen war er bei Wulf geblieben. Sein Vater hatte ihm das Haus treuhänderisch hinterlassen. Deshalb konnte die Mutter es nicht verkaufen und ihn nicht zwingen, bei ihr zu wohnen.
Wie oft Wulf der Köchin in den letzten acht Jahren begegnet war, vermochte er nicht zu zählen.
»Tut mir so leid, Wulf«, seufzte Cassandra.
»Schon gut, daran bin ich gewöhnt.«
Er zog sich von ihr zurück, schloss seine Hose und half ihr, sich anzukleiden. Weil er fürchtete, sie würde stolpern, trug er sie die Treppe hinauf.
Im Wohnzimmer legte er sie auf das Sofa, brachte ihr ein Kissen und eine Decke. Gerührt über seine Freundlichkeit, lächelte sie.
Dann entriss er Chris die TV-Fernbedienung und gab sie Cassandra.
»He!«, protestierte der Junge empört.
»Du bist nicht schwanger«, betonte Wulf.
»Okay«, murrte Chris. »Mal sehen, ob ich jemals ein Baby für dich mache!«
»Wenn es dazu kommt, wird mein Kind schon Enkel haben.«
»Oh, oh, oh!«, jammerte Chris entsetzt. »So was will ich nicht hören, du Hornkopf.«
Dieses Schimpfwort benutzte er sehr oft, um Wulf zu ärgern. Wie er der verblüfften Cassandra erklärt hatte, rührte es vom irrigen Glauben her, die Wikinger hätten im Mittelalter gehörnte Helme getragen.
»Jetzt reicht’s mir endgültig«, fuhr er fort. »Ich werde in Stanford weiterstudieren. In St. Paul geht mir der Schnee ohnehin auf den Geist. Vielleicht werde ich dort nicht flachgelegt. Aber da tragen die Mädchen wenigstens keine Parkas.«
Kat betrat das Zimmer und verdrehte die Augen. »Bilde ich mir das nur ein? Oder streiten die zwei jedes Mal wie Kleinkinder, wenn sie zusammen sind?«
»Ganz eindeutig, sie streiten wie Kleinkinder«, sagte Cassandra. »Wahrscheinlich versuchen sie eine olympische Disziplin draus zu machen.«
Chris öffnete den Mund und wollte einen Kommentar abgeben. In diesem Moment läutete es an der Tür. »Ah, die Pizza«, verkündete er und stand auf.
Durch Cassandras Körper strömte ein sonderbares Zittern. Sie rieb ihren Nacken und sah sich um.
»Bist du okay?«, fragte Kat.
»Ja, ich glaube schon …«, erwiderte Cassandra. Sie fühlte sich nur - so eigenartig.
Den Kopf an der Sofalehne, beobachtete sie durch die offene Tür, wie Chris mit der Pizzaschachtel in der Hand am Hauseingang stand und den Lieferanten bezahlte.
»Moment
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