Geliebte der Finsternis
für einen frühen Zeitpunkt.« Behutsam zog er sie auf seinen Schoß.
Cassandra machte es sich unbefangen auf seinen Schenkeln bequem, weil sie merkte, wie selbstverständlich er ihre Nähe inzwischen empfand.
»Ja, ich weiß.« An seine Brust gelehnt, schob sie ihren Kopf unter sein Kinn. »Die Freuden nächtlicher Geschöpfe.« Sie seufzte. »Als kleines Mädchen versuchte ich Sonnenschein ins Leben meiner Mutter zu bringen. Ich fühlte mich elend, weil sie die Sonne niemals wirklich gesehen oder gespürt hatte. Deshalb wollte ich das Licht in Schraubgläsern einfangen. Als mir das misslang, sammelte ich Glühwürmchen in mehreren Gläsern und sagte ihr, wenn wir genug beisammen hätten, würde es wie die Sonne aussehen. Da lachte sie und umarmte mich, dann ließ sie die Glühwürmchen frei und erklärte mir, man dürfe kein Lebewesen gefangen halten.«
Wulf lächelte. Wie gut konnte er sich die kleine Cassandra vorstellen, die ihrer Mutter Gläser voller Glühwürmchen präsentiert hatte. »Sicher war sie sehr glücklich über dein Geschenk.«
Zärtlich streichelte sie seinen Unterarm. Ein wohliger Schauer rann durch seinen ganzen Körper. »So wie meine Mutter war auch meine ältere Schwester. Sie vertrug die Sonne überhaupt nicht. Wenn sie länger als drei Minuten draußen blieb, verbrannte ihre Haut.«
»Tut mir leid.«
Eine Zeit lang schwiegen sie. Wulf schloss die Augen und ließ sich von Cassandras Rosenduft betören. So weich fühlte sie sich an, die Rundungen voller und weiblicher seit der Schwangerschaft.
Wie inbrünstig er sich nach ihrem Geschmack sehnte.
»Glaubst du, das Sterben tut weh?«, hauchte sie.
Durch sein Herz fuhr ein heftiger Schmerz. »Warum tust du dir das an, Darling?«
»Natürlich versuche ich den Gedanken zu verdrängen - wirklich. Aber ich stelle mir ständig vor, was in ein paar Monaten geschehen wird. Dann werde ich den Sonnenschein nie mehr sehen.« Sie richtete sich auf, die Augen voller unvergossener Tränen. »Und dich auch nicht - Kat - diesen schäbigen Keller …«
»Mein Apartment ist nicht schäbig.«
Da schenkte sie ihm ein bittersüßes Lächeln. »Gewiss, ich sollte für die Vorzüge meines Schicksals dankbar sein. Wenigstens weiß ich, wann ich sterben werde, so kann ich alles in Ordnung bringen.«
Nein, das konnte sie nicht. Denn je länger er mit ihr zusammen war, desto enger fühlte er sich mit ihr verbunden.
In der Morgendämmerung zu erwachen und Cassandra neben sich zu spüren, die Frau, die ihn kannte …
Seufzend erhob sie sich von seinem Schoß und ging zum Bett.
Nach zwei Schritten taumelte sie.
Blitzschnell sprang er auf und hielt sie fest, bevor sie stürzen konnte. »Was ist denn los?«
»Nur ein kleiner Schwindelanfall.« In der letzten Woche hatte sie öfter darunter gelitten.
»Soll ich einen Dienstboten beauftragen, Blut für eine Transfusion zu beschaffen?«
»Nein, ich glaube, es hängt mit der Schwangerschaft zusammen.«
Er trug sie zum Bett und legte sie behutsam darauf.
Lächelnd genoss sie den Anblick und die Fürsorge ihres Wikingerkriegers. Was immer sie brauchte oder wünschte, er ließ es ihr bringen, oder er kümmerte sich selber darum.
Ehe er sich aufrichten konnte, küsste sie seine Lippen.
Seine Reaktion verwirrte sie, denn er erwiderte den Kuss mit wilder Glut. Hungrig erforschte seine Zunge ihren Mund und tanzte mit ihrer, als sie seine Fangzähne spürte, erbebte sie.
Wieder einmal spürte sie das Raubtier in ihm, den Barbaren, und sie schmeckte seine Gier nach Blut, nach der Erlösung. Atemlos zerrte er ihr Hemd nach oben und umfasste ihre Brüste.
Die besitzergreifende Berührung entlockte ihr ein lustvolles Seufzen. Normalerweise ging er sehr sanft mit ihr um. Aber in dieser Nacht spürte sie seine animalische Leidenschaft.
So schnell riss er ihr die Jeans und den Slip vom Leib, dass sie kaum wahrnahm, wie der Baumwollstoff und die Seide verschwanden. Er machte sich nicht einmal die Mühe, seine Hose auszuziehen, und streifte sie nur über seine Hüften hinab, damit er mit ihr verschmelzen konnte.
Von süßer Lust überwältigt, weinte sie beinahe. In vollen Zügen genoss sie jede einzelne seiner ungestümen Bewegungen. Immer tiefer drang er in sie ein.
Wulf vermochte kaum nach Luft zu ringen. An diese Frau durfte er sich nicht binden, denn in ein paar Monaten würde ihm nichts anderes übrig bleiben, als sie gehen zu lassen. Trotzdem war er seinen heißen Emotionen hilflos ausgeliefert.
Ja, er
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