Geliebte der Nacht
eingetroffen«, entgegnete sie. Er hob die Augenbrauen.
»Ich habe leider nur noch eines frei«, meinte er. »Das reicht auch, dann teile ich mir meines mit der Amme meines Sohnes«, erwiderte sie.
»Sehr wohl.«
Er ging an ihr vorbei und verschwand, sie folgte ihm. In dem Moment kam er ihr schon wieder entgegen, kaum, dass sie ihn erreicht hatte.
»Ich werde Euch das Gemach zeigen.« Sie schüttelte den Kopf.
»Das wird nicht nötig sein, sagt mir bitte n ur, wo ich es finde«, entgegnete Cassandra.
Seine Miene verfinsterte sich etwas und er beschrieb ihr den Weg umständlich. Schließlich verabschiedete sie sich für die Nacht, nachdem sie mit vielen Gedankensprüngen herausgefunden hatte, dass das Schlafgemach sich gleich neben ihrem befand. Eilig ging sie wieder nach oben und in ihr Schlafzimmer zurück. James stand am Fenster und sah hinaus in die Finsternis.
»Ich habe ein weiteres Gemach bekommen können, mehr war nicht möglich«, sagte sie ihm in den Rücken. Er drehte sich zu ihr herum.
»Dann werden wir es uns wohl teilen?«, fragte James.
»Ich werde es mir mit der Amme und Aydan teilen«, antwortete Cassandra.
Seine Miene gefror und er nickte.
»Aber bitte gebt mir Gelegenheit mit Euch zu sprechen«, erbat er.
Sie seufzte, wusste nicht, ob sie es zulassen sollte, oder nicht.
»Nun gut«, willigte sie ein und wandte sich ab. Seine schweren Schritte verkündeten, dass er ihr folgte. Cassandra öffnete die Tür des weiteren Schlafzimmers und betrat es. Es war dunkel und sie spürte James Anwesenheit in ihrem Rücken. Seine Augen waren besser, als ihre und er schob sich an ihr vorbei. Vorsichtig schloss sie die Tür hinter sich und drehte sich wieder zu ihm herum. James hatte eine Öllampe entzündet, die auf einem Tisch stand und den Raum in ein gedämpftes Licht hüllte.
»Es tut mir leid, dass ich Euch so abweisend behandelt habe«, begann er.
»Warum habt Ihr es getan?«, fragte sie leise.
James musterte sie, wie sie vom schwachen Schein des Öllichts erhellt wurde und ihn ansah. Ihre Frage war berechtigt, doch wusste er nicht, ob er sie ehrlich beantworten sollte. Er war selten ein Freund von Lügen gewesen, auch wenn ihre Beziehung sich zu Anfang auf solchen aufgebaut hatte. Deshalb wollte er jetzt ehrlich zu ihr sein.
»Weil ich Euch nicht mehr anziehend fand«, gestand er. Sie schnappte nach Luft und wich einen Schritt zurück. »Nicht, weil Ihr hässlich seid. Euer Körper hatte sich so sehr verändert nach dem Wochenbett und Ihr wart nur noch für Aydan da. Ich war eifersüchtig und dann … wolltet Ihr mich wieder spüren und ich sah Eure Figur, die Veränderungen. Ich war so oberflächlich«, erklärte er.
Cassandra zog die Nase hoch und schluckte, er hörte beides überaus deutlich.
»Es tut mir so leid, meine Schöne«, hauchte er.
»Ihr habt mir wehgetan«, erwiderte sie heiser.
Sie war so verletzt, das spürte und bereute er jetzt zutiefst. James hatte nie darüber nachgedacht, wie es in ihr aussah, wenn er sich so verhielt.
»Bitte vergebt mir«, raunte er und sah zu Boden. Seine empfindlichen Ohren vernahmen ihre federleichten Schritte, als sie auf ihn zukam. »Werdet Ihr wieder wie früher sein?«, wisperte sie. Er nickte wortlos und sah, dass sie vor ihm stand. Langsam hob er seinen Blick und sah in die blauen Augen seiner Gemahlin.
»Ich liebe Euch, Cassandra«, sagte er fest und sie warf sich in seinen Arm.
James schloss die Arme um ihren zitternden Körper. Sie weinte und schmiegte sich an ihn.
»Ich habe Euch so vermisst, James.«
Er streichelte ihren Hinterkopf.
»Ich war ein Geck, blind und undankbar.«
Sie nickte an seiner Brust und legte ihre Hände auf seinen Rücken. Dann hob sie den Kopf und sah in seine grünen Iriden.
»Ich liebe Euch auch«, hauchte sie.
James beugte sich zu ihr herunter und versiegelte ihre Lippen mit einem zarten Kuss.
Cassandra wusste nicht, wie ihr geschah. Er war wieder der Alte. Hielt sie im Arm, küsste sie, koste ihre Wangen mit seinen Fingern und drängte sie zum Bett. Sie wollte ihn spüren, doch nicht hier, nicht jetzt. Noch nicht. James legte sie auf den Rücken und kam über sie. Er streichelte ihr Gesicht und sein Daumen glitt ihre Unterlippe entlang.
»Ich begehre Euch«, raunte er.
»Ob er nun ehrlich ist, oder ist das auch wieder eine Lüge?«, überlegte sie.
»James, ich … ich kann nicht«, sagte sie und rutschte unter ihm weg.
Sein Ausdruck spiegelte seine Verwirrung wider und er richtete sich zu
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