Geliebte der Nacht
Calebs Atem ging flach und er war blass, das konnte er im schwachen Licht, und mithilfe seiner übersinnlichen Sehkraft, erkennen. »Wo liegt Euer Gemach, meine Schöne?«, erfragte er.
»Geht hinein und nach oben, ich folge und zeige es Euch«, antwortete sie.
James stimmte zu und verschwand im Gasthaus, sie war ihm dicht auf den Fersen. Er hörte Cassandras Herzschlag hinter sich und erklomm die Stufen. Sein Blick schweifte über den Korridor, dann drehte er sich zu ihr herum.
»Wohin?«, fragte er.
Cassandra nickte nach rechts. Sofort setzte er sich in Bewegung und ging den Flur hinab. Sie beschleunigte ihre Schritte und überholte ihn schließlich. Cassandra und James erreichten die Tür. Der Schlüssel öffnete sie ihnen und gab den Weg in das geräumige Gemach frei.
Er schnalzte mit der Zunge.
»Würdet Ihr Eure Spitzen unterlassen und Caleb auf das Bett legen?«, bat sie gereizt.
»Verzeiht mir«, entgegnete er und brachte ihn zur Schlafstätte.
Vorsichtig legte er Caleb ab.
»Wann habt Ihr das Geschoss entfernt?«, fragte sie und musterte den Freund ihres Gemahls.
»Es war auf der Landstraße, vor nicht weniger als drei Stunden«, antwortete er.
»Wo wurde er getroffen?«, erkundigte sich Cassandra.
»Im Rücken«, erwiderte James und drehte Caleb auf den Bauch.
Der Ledermantel war zerrissen, wo der Pfeil ihn durchbohrt hatte und voller Blut.
»Wir müssen ihn entkleiden«, meinte sie und befreite seinen Arm aus dem Mantel.
»Warum?«, fragte James verwirrt.
»Weil die Verwundung gereinigt werden muss«, antwortete sie.
» Kann er sich das denn nicht denken?« , überlegte sie.
Cassandra mühte sich ab, um Caleb aus seinen Kleidern zu befreien.
»So helft mir doch«, herrschte sie James an, der tatenlos zusah.
»Natürlich, verzeiht mir«, erwiderte er kleinlaut und half ihr.
Gemeinsam entledigten sie ihren Freund seiner Kleidung und legten ihn wieder bäuchlings auf das Bett. Cassandra sah sich die Wunde an.
»Das war ein Giftpfeil«, stellte sie fest, nachdem sie die Verfärbung um die Fleischwunde genauer betrachtet hatte.
Sie erhob sich und ging an ihren Koffer. Schnell kramte sie darin und spürte James‘ Blick auf sich. »Wisst Ihr, dass Ihr wunderschön seid?«, fragte er. Sie erstarrte, sah ihn finster an und knurrte. James sank etwas in sich zusammen, als ihr Ausdruck ihn wie ein Hieb traf. Dann kam sie mit einer Phiole ans Bett und träufelte ein wenig von der blauen Flüssigkeit auf Calebs Verletzung. Es zischte und roch verbrannt. Die Essenz schäumte auf seiner Haut und fraß sich in diese hinein.
»Was ist das?«, wollte James wissen. »Das ist noch aus meiner Zeit als Jägerin. Es heilt Blessuren durch vergiftete Waffen binnen kürzester Zeit«, entgegnete Cassandra.
James nickte und wunderte sich, dass sie diese Tinktur bei sich hatte.
»Ich bedaure, wie ich Euch behandelt habe«, begann er vorsichtig.
»Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, James«, gab sie zurück. Er seufzte.
»Wann wird er wieder zu sich kommen?«, lenkte er um.
»Ich weiß es nicht. Das kommt darauf an, wie weit das Gift sich in seinem Kreislauf ausgebreitet hat«, antwortete sie und erhob sich.
»Ich werde beim Wirt zwei weitere Gemächer erbitten.« James sprang auf.
»Warum zwei?«
»Weil Ihr eines benötigt und ich eines benötige.« Cassandra sah ihn an, in ihren Iriden stand der Schmerz geschrieben. James schüttelte den Kopf. »Ich möchte mir eines mit meiner Gemahlin teilen«, raunte er.
Er s ah, wi e die Tränen in ihre Augen stiegen, doch bevor er reagieren konnte, wandte sie sich ab. Eilends verließ sie das Schlafzimmer und schritt den Flur hinab. Sie hinterließen eine feuchte Spur auf ihren Wangen und sie fuhr sich eilig mit den Fingern über ihr Gesicht, um sie verschwinden zu lassen. Sie suchte den Wirt, um zwei weitere Gemächer zu erbitten. Ihre Abreise am Morgen würde sich wohl verschieben, denn sie konnte James nicht mit Caleb zurücklassen. Auch wenn er sie verletzt hatte, bloßstellen wollte sie ihn nicht. Ihr Weg führte sie in die Gaststube. Der Wirt saß an einem Tisch und unterhielt sich, als Cassandra näherkam.
»Entschuldigt bitte meine später Störung«, sagte sie und machte ihn so auf sich aufmerksam.
Er sah sie an und lächelte breit.
»Ihr stört doch nicht, Lady Cassandra«, antwortete er und erhob sich. Sie nickte.
»Wie kann ich Euch behilflich sein?«, fragte er weiter.
»Ich benötige zwei Gemächer. Mein Gemahl und ein Freund sind
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