Geliebte der Nacht
musterte seinen Spross lächelnd, streichelte durch das dunkle Haar und sah dann Cassandra an.
»Er ähnelt Euch sehr, meine Schöne«, sagte er.
Einen Augenblick versteifte sie, bevor sie entspannte und nickte.
»Aber seinem Vater ist er wie aus dem Gesicht geschnitten. Ich sah Gemälde von Euch aus Eurem Kindesalter«, erwiderte sie.
»Ihr wart ein wunderhübscher Junge«, fuhr sie fort.
»Nicht hübscher, als seine Mutter. Davon bin ich fest überzeugt«, lächelte er.
Ihre Mundwinkel zuckten nicht einmal, stattdessen legte sie den Kopf schief und ihr Blick taxierte ihn einen Moment.
»Wie dem auch sei. Ich möchte bald aufbrechen, mein Bruder erwartet mich«, verkündete sie.
James seufzte leise und sah in Aydans Augen. Er verlor sich in den Iriden des Jungen und drückte ihn dann an sich.
Eine Weile hielt er das Kind so und sog seinen Geruch tief ein. »Er duftet sogar, wie seine Mutter« , dachte er. Daraufhin wandte er sich Cassandra zu.
»Ich werde Caleb Bescheid geben«, meinte er und verließ gemeinsam mit seinem Sohn das Schlafgemach.
»Ich habe ihn schon aufgesucht«, rief sie ihm hinterher.
James hatte es zwar gehört, aber er wollte ihr dennoch ein wenig Ruhe gönnen. Sein Auftauchen hatte sie verwirrt, das hatte er an ihrem Duft bemerkt. Bald darauf schritt Cassandra aus dem Zimmer und sah sich auf dem Korridor um. Die Rechnung für die Gästezimmer war bereits beglichen und so sah sie nach James, Aydan und Caleb. Sie fand sie in ihrem ursprünglichen Raum. Lächelnd betrachtete sie die Männer, wie sie mit ihrem Sonnenschein spielten. Mit einem Räuspern machte sie auf sich aufmerksam.
»Würden die Herren mich zur Kutsche begleiten?«, fragte sie amüsiert.
Sie erhoben sich auf der Stelle und grinsten sie an. »Aber natürlich«, antworteten sie im Chor.
Dann nahm der Graf seinen Sohn in die Arme und sie kamen auf Cassandra zu.
Die beiden flankierten die Gräfin und schlenderten durch das Gasthaus. Als sie im Freien waren, wurden sie von den Einwohnern Foschinas begafft, dabei war es gar nicht selten, dass sich Adlige hier aufhielten. Sie halfen ihr in die Droschke, wie auch der Amme und gaben dem Kutscher ein Zeichen. Der Gastwirt hatte ihre Pferde versorgt, sie aufgezäumt und zur Pferdedroschke gebracht, die sich in Bewegung setzte. Die Herren saßen auf und folgten ihr nach Dulanis.
Kapitel 9
~ Cassandra & Garrett ~
Als sie Dulanis erreichten, erwartete Garrett, Cassandras Bruder, sie bereits. Die Gräfin stieg aus der Droschke und lief zu ihm.
»Ich grüße dich«, sagte sie und umarmte ihn anschließend.
Garrett erwiderte sie und meinte: »Wie auch ich dich begrüße, Cassandra.«
Sie lösten sich voneinander. James und Caleb kamen zu ihnen und begrüßten ebenfalls den Herzogssohn. Gemeinsam betraten sie dann die Sommerresidenz.
»Ich habe dir dein Gemach vorbereiten lassen. Für die Bediensteten steht der Ostflügel bereit und dein Gatte, wie auch euer Freund werden ein Schlafgemach bekommen«, verkündete Garret. »Und nun lass uns Tee trinken«, fuhr er fort und legte die Hand seiner Schwester auf seinen Unterarm.
Die Geschwister gingen in den Salon.
James und Caleb blieben einen Moment in der Eingangshalle stehen.
»Sollen wir ihnen folgen?«, fragte Caleb.
»Ich denke schon«, antwortete James und sagte: »Ich werde Aydan holen und dann gehen wir ihnen einfach nach.«
Garrett wusste nichts von dem Fluch der beiden Herren. Cassandra hatte es ihm verschwiegen, denn sie wollte nicht, dass er es mit der Angst zu tun bekam. Sie nahmen, einander gegenüber, Platz.
»Es gibt einen Grund, warum ich dich eingeladen habe, Cassandra«, begann er.
Sie sah ihn fragend an.
»Dann wirst du ihn mir bestimmt gleich mitteilen«, entgegnete sie.
Der Tee stand bereits auf dem Tischchen und sie schenkte zwei Tassen ein.
»Ein geheimnisvoller Bund von Jägern hat sich erhoben. Ich wurde benachrichtigt, dass sie jene verfolgen, die auch du einst gejagt hast. Allerdings ...« Garrett seufzte.
»Allerdings was, Garrett?«, fragte sie.
»Allerdings schlachten sie wahllos Menschen ab, die sie verdächtigen solche Monster zu sein. Sie haben bereits einige Adlige ermordet, deren Anwesen ausgeraubt und dann die sterblichen Überreste verbrannt. Wundersam ist, dass nur das Silber verschwunden. Ich frage mich, warum sie Personen abschlachten. Cassandra glaube mir, ich sah die Leichname und es war furchtbar. Vater weiß nicht, wie er gegen diese Mannen ankommen soll und ich weiß es
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