Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte der Nacht

Geliebte der Nacht

Titel: Geliebte der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
Vom Netzwerk:
ein heiliges Eheversprechen. Das ich dir nicht geben kann.“
    Dem verletzten Ausdruck in ihrem schönen Gesicht nach hätte er sie ebenso gut schlagen können. „Kannst du nicht … oder willst du es nicht?“
    „Spielt das eine Rolle? Ich sage dir, dass es nicht passieren wird, weil ich es nicht zulasse. Wenn wir eine Blutsverbindung miteinander eingehen würden, wäre ich so lange an dich gebunden, wie Leben in meinem Körper ist. Solange du lebst und atmest, wärst du nie wieder frei von mir. Die Verbindung würde mich zwingen, dich überall ausfindig zu machen, wohin auch immer du fliehst.“
    „Warum denkst du, dass ich vor dir fliehen würde?“
    Er atmete schwer. „Weil das, wogegen ich ankämpfe, mich eines Tages erwischen wird. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass du bei mir sein könntest, wenn es so weit ist.“
    „Du sprichst von der Blutgier.“
    „Ja“, antwortete er. Es war das erste Mal, dass er es wirklich zugab. All diese Jahre hatte er es geschafft, es vor allen geheim zu halten, es zu verbergen, sogar vor sich selbst. Aber nicht vor ihr.
    „Blutgier ist die größte Schwäche für die Männer meiner Art. Es ist eine Sucht – eine furchtbare Seuche. Wenn sie einen erst in ihren Krallen hat, sind nur sehr wenige Vampire stark genug, ihr zu entkommen. Sie werden zu Rogues, und dann sind sie endgültig verloren.“
    „Wie geschieht das?“
    „Das ist bei jedem anders. Manchmal schreitet die Krankheit ganz allmählich fort. Der Hunger wächst, also stillst du ihn. Du stillst ihn, wann immer er ruft, und eines Nachts wird dir bewusst, dass das Bedürfnis niemals gestillt ist. Bei anderen kann schon ein einziger unvorsichtiger Genuss dafür sorgen, dass sie die Grenze überschreiten.“
    „Und wie ist es bei dir?“
    Sein Lächeln fühlte sich angespannt an, mehr wie ein Fletschen seiner Zähne und Fangzähne. „Ich habe die zweifelhafte Ehre, dass in meinen Adern das Blut meines Vaters fließt. Auch wenn die Rogues Bestien sind, sind sie Waisenkinder im Vergleich zu der Geißel, von der unser Volk abstammt. Für Gen-Eins-Angehörige ist die Versuchung immer gegenwärtig. Sie brodelt wilder in uns als in jedem anderen. Um die Wahrheit zu sagen – ich musste seit meinem ersten Schluck gegen die Blutgier ankämpfen.“
    „Du hast also ein Problem, aber zumindest letzte Nacht hast du es überstanden.“
    „Ich war imstande, es im Zaum zu halten, was zu einem großen Teil dir zu verdanken ist, aber es wird jedes Mal schlimmer.“
    „Du kannst es wieder schaffen. Wir werden es gemeinsam durchstehen.“
    „Du kennst meine Geschichte nicht. Ich habe bereits meine beiden Brüder an die Krankheit verloren.“
    „Wann?“
    „Vor sehr langer Zeit.“ Sein Blick war finster, als er an eine Vergangenheit zurückdachte, die er nicht ans Licht zerren wollte. Aber die Worte kamen schnell über seine Lippen, ob er nun wollte oder nicht. „Evran, der Mittlere von uns dreien, wurde zum Rogue, kurz nachdem er erwachsen war. Er fand den Tod in einem der alten Kriege zwischen dem Stamm und den Rogues. Doch er kämpfte für die falsche Seite. Marek war der Älteste und Furchtloseste. Er, Tegan und ich gehörten zu dem ersten Kader von Stammeskriegern, die sich gegen die letzten Alten und ihre Rogues-Armeen erhoben. Wir gründeten den Orden etwa zur Zeit der großen Pest in Europa. Weniger als hundert Jahre später gewann die Blutgier die Oberhand über Marek, und er suchte die Sonne auf, um seinem Elend ein Ende zu setzen. Selbst Tegan ist der Sucht vor langer Zeit nur knapp entgangen.“
    „Das tut mir leid“, sagte Gabrielle sanft. „Du hast so viel an die Blutgier verloren. Und an diesen Krieg mit den Rogues. Ich verstehe, warum du Angst davor hast.“
    Ihm lag eine schnoddrige Bemerkung auf der Zunge – irgendein Schwachsinn, den er ohne Zögern jedem Krieger aufgetischt hätte, der unverschämt genug war, anzudeuten, dass er, Lucan, vor irgendetwas Angst hatte. Aber die abschätzige Erwiderung blieb ihm im Hals stecken, als er Gabrielle ansah. Er wusste, dass sie ihn sehr gut verstand, besser als alle anderen, die er in seiner langen Existenz gekannt hatte.
    Sie kannte ihn auf einer Ebene, die noch nie jemand erreicht hatte, und ein Teil von ihm würde das vermissen, wenn die Zeit gekommen war, sie in ihre Zukunft zu den Dunklen Häfen zu schicken.
    „Mir war nicht klar, dass die Geschichte zwischen dir und Tegan so lange zurückreicht“, meinte Gabrielle. „Du hast ihn bis letzte Nacht

Weitere Kostenlose Bücher