Geliebte der Nacht
Unaufhaltsam wie ein rollender Güterzug marschierte der Vampir hinter dem flüchtenden Rogue her und verschwand auf seiner tödlichen Verfolgungsjagd in den Tiefen des Lagerhauses.
„Die Luft ist rein“, brüllte Gideon irgendwo in der von Rauch und Staub erfüllten Dunkelheit.
Er hatte es kaum ausgesprochen, da spürte Lucan, wie eine neue Bedrohung näher kam. Seine Ohren erhaschten eine leise Bewegung über ihnen. Die Dachfenster über den unverdeckten Belüftungsschächten und Gerüsten des Lagerhauses waren durch ihre Schmutzschicht fast lichtundurchlässig, aber Lucan war sicher, dass sich von draußen etwas näherte.
„Achtung!“, rief er den anderen zu.
Im gleichen Moment zerbarst die Decke, und sieben weitere Rogues sprangen mit gezückten Waffen herab.
Woher waren sie gekommen? Die Informationen über das Versteck waren zuverlässig: sechs Individuen, die wahrscheinlich erst kürzlich zu Rogues geworden waren und unabhängig, ohne Gruppenzugehörigkeit, operierten. Also wer hatte die Kavallerie gerufen, die sie unterstützte? Woher wussten die von dem Angriff?
„Verdammter Hinterhalt“, knurrte Dante und sprach so Lucans Gedanken laut aus.
Es war absolut unmöglich, dass diese neue Kampfeinheit ganz zufällig eingetroffen war, und als Lucans Blick sich auf den größten der Rogues heftete, die nun auf sie losgingen, spürte er, wie finstere Wut sich in seinem Bauch zusammenzubrauen begann.
Es war der Vampir, der ihm in der Nacht des Mordes beim Nachtclub entkommen war. Der Scheißkerl von der Westküste. Der Rogue, der Gabrielle hätte töten können und es immer noch eines Tages tun konnte, wenn Lucan ihn jetzt nicht aus dem Verkehr zog.
Während Dante und die anderen das Feuer auf die von oben kommende Gruppe von Rogues erwiderten, hatte Lucan es nur auf dieses einzige Ziel abgesehen.
Heute Nacht würde er ihn erledigen.
Der Scheißkerl fauchte, als er sich näherte, das Scheußliche Gesicht zu einem Grinsen verzogen. „So treffen wir uns wieder, Lucan Thorne.“
Lucan nickte grimmig. „Zum letzten Mal.“
Gegenseitiger Hass brachte beide Männer dazu, ihre Schusswaffen zugunsten eines persönlicheren Nahkampfes wegzulegen. Blitzartig wurden Klingen gezogen, eine mit jeder Hand, als die beiden Vampire sich darauf vorbereiteten, auf Leben und Tod zu kämpfen. Lucan griff zuerst an und trug eine ernsthafte Schnittwunde an der Schulter davon, während der Rogue seinem Schlag mit Raubtierschnelligkeit auswich und jetzt auf seiner anderen Seite auftauchte, den Rachen angesichts ersten vergossenen Blutes triumphierend geöffnet.
Lucan schnellte mit der gleichen Geschmeidigkeit herum, und seine Klingen zischten haarscharf am großen Kopf des Rogue vorbei. Der Scheißkerl blickte auf den Boden, wo sein rechtes Ohr abgetrennt zu seinen Füßen lag.
„Jetzt fängt es erst richtig an, Arschloch“, knurrte Lucan.
In einem Wirbel aus Zorn, Muskeln und kaltem, tödlichem Stahl stürmten sie aufeinander los. Lucan war sich der Schlacht, die um ihn herum stattfand, bewusst. Die anderen Krieger behaupteten sich gut in dieser zweiten Runde. Aber sein Hauptaugenmerk – und sein gesamter Hass – war auf den Rogue gerichtet, der vor ihm stand.
Er spürte, wie seine Fangzähne sich durch die Kraft seiner Wut verlängerten und sein Blick sich schärfte, bis zwischen seinem Gesicht und dem, das ihn wild anknurrte, kaum noch ein Unterschied bestand. Sie waren gleich stark, aber Lucans Blut brannte heißer als das seines Gegners.
Lucan brauchte nur an Gabrielle zu denken, an die Angst, die diese Bestie ihr eingejagt hatte – schon kochte seine Wut hoch bis zum Siedepunkt.
Er nährte diesen Zorn und trieb den Rogue mit einem gnadenlosen Schlag nach dem anderen rückwärts. Er spürte die Schläge, die ihn selbst trafen, nicht, obwohl es davon zahlreiche gab. Er zwang seinen Gegner zu Boden und machte sich daran, den letzten, tödlichen Schlag auszuteilen.
Mit einem Aufbrüllen versenkte er seine Klinge tief in den Hals des Rogue und trennte den riesigen Kopf von dem übel zugerichteten Körper. Arme und Beine verkrampften sich, als der Vampir sich krümmte und auf dem Boden verendete. Lucans Wut hämmerte noch immer hart durch seine Adern. Er drehte seine Klinge in der Hand und rammte sie dem Scheißkerl hart in die Brust, was den Zerfall des Leichnams beschleunigte.
„Heilige Scheiße“, sagte Rio irgendwo in seiner Nähe, und seine Stimme klang hohl. „Lucan – über dir, Mann! Da ist noch
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