Geliebte der Nacht
es eine Explosion gegeben. Er hat das Schlimmste abbekommen.“
„Nein!“ Sie schlug voller Entsetzen die Hände vor das Gesicht. „Nein, du irrst dich. Das ist nicht mein Rio! Das kann nicht sein!“
„Er lebt, Eva. Aber du musst stark für ihn sein.“
„Nein!“ Sie begann in wilder Hysterie zu schreien und versuchte sich gewaltsam zum Aufzug durchzukämpfen, um in der Nähe ihres Gefährten zu sein. „Nicht mein Rio! Gott, nein!“
Savannah trat zu ihr und fasste Eva unter dem Arm. „Komm hier weg“, sagte sie sanft, aber fest. „Sie wissen, wie sie ihm helfen müssen.“
Evas verzweifelte Schluchzer erfüllten den Korridor. Gabrielle empfand eine ganz persönliche Mischung aus Erleichterung und eiskalter Angst. Sie fürchtete um Rio, und es brach ihr das Herz, sich vorzustellen, was Eva fühlen musste. Sie verstand diesen Schmerz nur zu gut. Es hätte auch Lucan sein können, der an Rios Stelle blutend und reglos auf der Trage lag. Ein paar Millimeter – Bruchteile einer Sekunde – waren vielleicht alles, was darüber entschieden hatte, wer von den beiden Kriegern in einer immer größer werdenden Blutlache um sein Leben kämpfte.
„Wo ist Tegan?“, fragte Gideon, der konzentriert auf seine eigenen, sich schnell bewegenden Finger starrte, während er den verletzten Krieger geschickt versorgte, untersuchte und behandelte. „Ist er noch nicht zurück?“
Danika schüttelte den Kopf. Sie warf Gabrielle einen besorgten Blick zu. „Warum sollte er hier sein? War er denn nicht mit euch zusammen?“
„Wir haben ihn aus den Augen verloren, als wir in dem Rogues-Versteck waren“, erklärte Dante. „Nachdem die Bombe explodiert war, mussten wir alles daransetzen, Lucan und Rio so schnell wie möglich zum Quartier zurückzubringen.“
„Los jetzt“, sagte Gideon und packte das Kopfende von Rios Trage. „Niko, hilf mir, das Ding zu fahren.“
Die Frage nach Tegan wurde in den Hintergrund gedrängt, als alle sich beeilten, für Rio zu tun, was sie konnten. Sie machten sich gemeinsam auf den Weg zur Krankenstation. Gabrielle, Dante und Lucan kamen am langsamsten voran, da Lucan schwankte, sich an beiden festhielt und darum kämpfte, auf den Beinen zu bleiben.
Gabrielle warf ihm einen Blick zu. Sie wünschte sich so sehr, sein zerschlagenes und geschundenes Gesicht zu liebkosen. Als sie ihn mit blutendem Herzen ansah, schnellten seine dunklen Wimpern nach oben, und er begegnete ihrem Blick. Sie wusste nicht, was in diesem lang anhaltenden Augenblick der Ruhe inmitten des Chaos zwischen ihnen vorging, aber es fühlte sich warm und richtig an, trotz allem, was an den Ereignissen dieser Nacht schrecklich war.
Als sie den Raum erreichten, in dem Rio schon versorgt wurde, stand Eva neben der Krankentrage, über seinen schwer mitgenommenen Körper gebeugt. Tränen strömten ihr über die Wangen.
„Das hätte nicht passieren sollen“, stöhnte sie. „Es hätte nicht mein Rio sein sollen. Nicht so.“
„Wir werden für ihn tun, was wir können“, versprach Lucan. Sein Atem ging durch seine eigenen Verletzungen mühsam, und er krächzte. „Ich verspreche es dir, Eva. Wir werden ihn nicht sterben lassen.“
Sie schüttelte den Kopf und starrte auf ihren Gefährten hinab. Als sie ihm über das Haar strich, murmelte Rio unzusammenhängende Worte. Er war halb bei Bewusstsein und litt sichtlich unter starken Schmerzen. „Ich will, dass er sofort hier rausgebracht wird. Er soll in die Dunklen Häfen gebracht werden. Er braucht ärztliche Hilfe –“
„Er ist nicht stabil genug, um aus dem Quartier weggebracht zu werden“, sagte Gideon beruhigend. „Ich habe die Kenntnisse und die Ausrüstung, die ich brauche, um ihn vorerst hier zu behandeln.“
„Ich will, dass er hier rauskommt!“ Evas Kopf schoss nach oben, und ihr vor Zorn sprühender Blick glitt von einem Krieger zum anderen. „Er nützt keinem von euch jetzt etwas, also überlasst ihn mir. Ihr habt kein Recht mehr auf ihn – niemand von euch. Er gehört jetzt ganz mir! Ich will nur, was für ihn am besten ist!“
Gabrielle spürte, wie Lucans Arm sich bei dem hysterischen Ausbruch anspannte. „Dann darfst du Gideon nicht in die Quere kommen. Du musst ihn arbeiten lassen“, sagte er streng, schon wieder in der Rolle des Anführers, trotz seines eigenen üblen Zustandes. „Im Augenblick ist das Einzige, was zählt, Rio am Leben zu erhalten.“
„Du“, sagte Eva. Ihre Stimme klang kalt, als sie ihren tränennassen, wütenden
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