Geliebte der Nacht
wenn Lucan flach auf dem Rücken lag. „Mir geht es gut“ – er brach mit einem gequälten Knurren ab – „verdammt … ihr sollt … euch um … ihn kümmern.“
Gabrielle kniete sich neben Gideon. Sie streckte die Hand aus, um ihm das Ende der Aderpresse abzunehmen. „Ich kann das machen.“
„Sind Sie sicher? Das ist eine hässliche Sache. Sie müssen wirklich Ihre Hände direkt hineindrücken, um es festzuziehen –“
„Ich mache das schon.“ Sie nickte energisch. „Machen Sie, was er sagt. Kümmern Sie sich um Rio.“
Der verletzte Krieger auf dem Boden neben Lucan litt deutlich erkennbar Höllenqualen. Auch er blutete stark aus Wunden und am Rumpf einer schrecklichen Verletzung am linken Arm. Die zerfleischte Extremität war in einen blutdurchtränkten Fetzen gehüllt, der vielleicht vorher ein Hemd gewesen war. Sein Gesicht und seine Brust waren so verbrannt und aufgerissen, dass er nicht wiederzuerkennen war. Er begann tief in der Kehle zu stöhnen, ein herzzerreißendes Geräusch, das Gabrielle heiße Tränen in die Augen schießen ließ.
Als sie sie wegblinzelte, bemerkte sie, dass Lucans Blick aus blassgrauen Augen auf sie gerichtet war. „Hab den … Scheißkerl … gekriegt.“
„Pst.“ Sie strich ihm schweißdurchtränkte Strähnen aus der geschundenen Stirn. „Lucan, bleib einfach still liegen. Versuch nicht zu reden.“
Aber er ignorierte sie, schluckte mit trockener Kehle und stieß die Worte mühsam hervor. „Vom Nachtclub … Der Scheißer war heute da.“
„Der dir entkommen war?“
„Diesmal nicht.“ Er blinzelte langsam. Sein Blick war so wild wie starr. „Kann dich jetzt … nie mehr verletzen …“
„Ja“, bemerkte Gideon launig hinter ihnen. „Und du hast verdammtes Glück gehabt, dass du noch am Leben bist, du Held.“
Gabrielle schnürte sich die Kehle noch mehr zu, als sie auf ihn hinunterblickte. Trotz all seiner Beteuerungen, dass die Pflicht zuerst kam und dass es für sie nie einen Platz in seinem Leben geben konnte, hatte Lucan heute Nacht an sie gedacht? Er blutete und war verletzt – wegen etwas, was er für sie getan hatte?
Sie nahm seine Hand und drückte sie an sich, um wenigstens einen Teil von ihm in den Armen halten zu können. Sie presste seine gebogenen Finger an ihr Herz. „O Lucan …“
Savannah kam herbeigelaufen, den Arm voll Decken und Verbänden. Niko folgte dicht hinter ihr und schob die rollende Krankenliege vor sich her.
„Erst Lucan“, sagte Gideon zu ihnen. „Legt ihn in ein Bett und kommt dann zurück, um Rio zu holen.“
„Nein.“ Lucan stöhnte, aber es klang mehr nach Entschlossenheit als nach Schmerz. „Helft mir auf.“
„Ich glaube nicht, dass du –“, sagte Gabrielle, aber er versuchte bereits allein vom Boden aufzustehen.
„Ganz ruhig, mein Großer.“ Dante schritt ein und schob eine starke Hand unter Lucans Arm. „Du hast da draußen ganz schön was abbekommen. Warum machst du nicht eine kleine Verschnaufpause und lässt dich zur Krankenstation schieben?“
„Ich habe gesagt, mir geht es gut.“ Als Gabrielle und Dante jeweils einen seiner Arme stützten, hievte Lucan sich in eine sitzende Position. Er keuchte ein wenig, blieb aber aufrecht. „Hab ein bisschen was abbekommen, aber scheißegal … geh in mein eigenes Bett. Ich lasse mich … nicht dahin bringen.“
Dante warf Gabrielle einen Blick zu und rollte mit den Augen. „Er ist so dickköpfig, dass er meint, was er sagt.“
„Ja. Ich weiß.“
Sie lächelte, dankbar für die Sturheit, die ihn seine Stärke nicht verlieren ließ. Vorsichtig schoben sie und Dante ihre Schultern unter Lucans Arme und stützten ihn mit ihren Körpern, während er langsam auf die Beine kam.
„Hierher“, sagte Gideon zu Niko, der die Krankentrage in die richtige Position für Rio brachte, während Savannah und Danika taten, was sie konnten, um seine Wunden abzubinden und seine schmutzige, zerfetzte Kleidung sowie die jetzt nutzlosen Waffen zu entfernen.
„Rio?“ Evas Stimme war hoch, als sie in das Durcheinander hineinlief, den Rosenkranz noch immer umklammert. Sie trat an die geöffnete Aufzugkabine heran und wich augenblicklich zurück, wobei sie ein ersticktes Geräusch von sich gab. „Rio! Wo ist er?“
„Er wird sich nicht unterkriegen lassen, Eva“, sagte Niko und trat einen Schritt von der beladenen Trage weg, um Eva den Weg abzuschneiden. Er führte sie mit fester Hand weg, bevor sie dem Verletzten zu nahe kommen konnte. „Heute Nacht hat
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