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Geliebte der Nacht

Geliebte der Nacht

Titel: Geliebte der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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davor, die härtesten Aufgaben zu übernehmen. Ich scheue mich auch nicht, mich zur Zielscheibe von Wut oder sogar Hass zu machen, wenn die Entscheidungen, die ich treffe, dem Wohlergehen des Stammes dienen. Das ist mir alles scheißegal.“
    „Nein, das stimmt nicht“, erwiderte Gabrielle sanft. „Aber du musstest einem Freund Schmerz bereiten, und das belastet dich jetzt schon sehr, sehr lange.“
    Der Blick, den er ihr zuwarf, zeigte, dass er ihr eigentlich widersprechen wollte, aber vielleicht hatte er nicht die Kraft dazu. Nach allem, was er durchgemacht hatte, war er müde, todmüde, obwohl er das kaum freiwillig zugeben würde, nicht einmal ihr gegenüber.
    „Du bist ein guter Mann, Lucan. Du hast ein sehr edles Herz unter diesem harten Panzer.“
    Er knurrte geringschätzig und süffisant. „Nur jemand, der mich erst ein paar Wochen kennt, kann den Fehler machen, das anzunehmen.“
    „Wirklich? Ich könnte mir vorstellen, dass einige Leute hier dir da widersprechen würden. Einschließlich Conlan, wenn er noch am Leben wäre.“
    Seine Augenbrauen zogen sich zusammen wie Gewitterwolken. „Was weißt du darüber?“
    „Danika hat mir erzählt, was du für ihn getan hast. Das Begräbnisritual. Dass du ihn bei Sonnenaufgang nach oben gebracht hast. Um ihn zu ehren, hast du dir Verbrennungen zugezogen –“
    „Himmel noch mal“, schnauzte er und sprang auf die Beine. Aufgeregt schritt er neben dem Bett hin und her und hielt zwischen den Schritten immer wieder an. Seine Stimme war rau, ein mühsam beherrschtes Brüllen. „Ehre hatte damit nichts zu tun. Willst du wissen, warum ich das getan habe? Es waren Schuldgefühle. In der Nacht des Bombenanschlags am Bahnhof sollte eigentlich ich diese Mission mit Niko durchführen, nicht Conlan. Aber ich konnte dich nicht aus meinem Kopf bekommen. Ich dachte, wenn ich dich bekäme – wenn ich endlich in dir wäre –, würde das vielleicht mein Verlangen befriedigen, und ich könnte endlich normal weitermachen und dich vergessen. Also habe ich im letzten Moment Conlan diese Aufgabe übertragen, und er ist in dieser Nacht an meiner Stelle rausgegangen. Ich bin derjenige, der in diesem Tunnel hätte sterben sollen, nicht Conlan. Ich hätte es sein müssen.“
    „Mein Gott, Lucan. Du bist unglaublich, weißt du das?“ Sie klatschte mit ihrer Handfläche laut auf den Tisch und lachte hart und wütend auf. „Warum kannst du verdammt noch mal nicht ein bisschen nachsichtiger mit dir selbst sein?“
    Ihr unbeherrschter Ausbruch schien seine Aufmerksamkeit zu packen, was nichts anderes vorher geschafft hatte. Er blieb stehen und starrte sie an. „Du weißt, warum“, sagte er mit nun wieder ruhiger Stimme. „Du weißt es besser als irgendjemand sonst.“ Er schüttelte den Kopf, den Mund vor Selbstverachtung verzerrt. „Wobei sich ja gezeigt hat, dass auch Eva davon wusste.“
    Gabrielle dachte an die erschreckenden Vorkommnisse auf der Krankenstation. Alle waren entsetzt über Evas Tat und wie gelähmt von ihren wahnsinnigen Anschuldigungen gegen Lucan. Alle außer ihm. „Lucan, die Dinge, die sie gesagt hat –“
    „Sind alle wahr, wie du ja selbst erlebt hast. Trotzdem hast du mich verteidigt. Das war schon das zweite Mal, dass du mich davor bewahrt hast, dass meine Schwäche aufgedeckt wurde.“ Er wandte seinen düsteren Blick von ihr ab. „Ich werde dich gewiss nicht bitten, das noch einmal zu tun. Meine Probleme sind meine Angelegenheit.“
    „Und du musst sie ansprechen.“
    „Was ich muss, ist, ein paar Klamotten anziehen und einen Blick auf diese Bilder werfen, die Gideon hochlädt. Wenn sie uns genügend Informationen über den Grundriss der Nervenheilanstalt liefern, können wir heute Nacht zuschlagen.“
    „Was soll das heißen, heute Nacht zuschlagen?“
    „Das Gebäude aufmischen. Die Bude platt machen. Das verdammte Ding in die Luft sprengen.“
    „Das kann nicht dein Ernst sein. Du hast selbst gesagt, dass es da wahrscheinlich von Rogues nur so wimmelt. Denkst du ernsthaft, dass du und drei andere Kerle es überleben werden, eine unbekannte Anzahl an Gegnern anzugreifen?“
    „Das haben wir schon früher getan. Und wir werden zu fünft sein“, meinte er, als ob das einen Unterschied machen würde. „Gideon hat gesagt, er will an allem beteiligt sein, was auch immer wir tun. Er wird Rios Platz einnehmen.“
    Gabrielle lachte ungläubig auf. „Und was ist mit dir? Du kannst dich ja kaum auf den Beinen halten.“
    „Ich laufe ja herum.

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