Geliebte der Nacht
persönlichen Ehrenkodex, der sowieso schon ziemlich überreizt war, noch mehr, als er den Türknauf an ihrer Haustür drehte und ihn unverschlossen vorfand. Lucan hatte gewusst, dass es so sein würde; am Abend hatte sich Gabrielle seinen Annäherungen gegenüber äußerst empfänglich, wenn auch überrascht gezeigt.
Er hätte sie schon da nehmen können. Sie hätte seinen Durst bereitwillig gestillt, da war er sich sicher; der unendliche Genuss, den sie gehabt hätten, hätte seinen Untergang bedeuten können. Aber Lucan war in erster Linie dem Stamm und seinen Mitstreitern im Kampf gegen die Rogues verpflichtet.
Schlimm genug, dass Gabrielle den Mord vor dem Club gesehen und der Polizei und ihren Freunden davon berichtet hatte, bevor ihre Erinnerung an das Ereignis gelöscht werden konnte, aber es war ihr außerdem noch gelungen, Aufnahmen davon zu machen. Sie waren körnig und fast nicht zu erkennen, bedeuteten aber dennoch belastendes Material. Er musste die Bilder sicherstellen, bevor sie die Chance hatte, sie noch mehr Leuten zu zeigen. Zumindest das hatte er erreicht. Eigentlich sollte er bei Gideon im Techniklabor sein und den Rogue identifizieren, der vor dem La Notte entkommen war, oder mit Dante, Rio, Conlan und den anderen durch die Stadt fahren, um weitere ihrer kranken Brüder zur Strecke zu bringen. Und das würde er auch, wenn er erst diesen letzten Teil der Angelegenheit um die hinreißende Gabrielle Maxwell erledigt hatte.
Lucan schlüpfte in das alte Backsteingebäude in der Willow Street und schloss die Tür hinter sich. Gabrielles unwiderstehlicher Duft erfüllte seine Nase und führte ihn zu ihr, so wie in der Nacht am Club und später bei der Polizeiwache im Stadtzentrum. Leise bahnte er sich seinen Weg durch ihre Wohnung, durch das Erdgeschoss und die Treppe zu ihrem Schlafzimmer hinauf. Oberlichter in der Gewölbedecke ließen das blasse Leuchten des Mondes herein, das sanft über Gabrielles anmutige Kurven spielte. Sie schlief nackt in ihrem Bett, als erwarte sie seine Ankunft. Das zerwühlte Bettzeug war um ihre langen Beine geschlungen, und ihr langes, bronzefarbenes Haar lag in verschwenderischen Wellen aus rotem Gold um ihren Kopf herum ausgebreitet.
Ihr Duft hüllte ihn ein, süß und sinnlich, und ließ seine Zähne schmerzen.
Jasmin, dachte er lächelnd. Eine exotische Blume, die ihre duftenden Blütenblätter nur unter dem Einfluss der Nacht öffnete.
Öffne dich nun für mich, Gabrielle.
Aber er würde sie nicht verführen, entschied er, nicht auf diese Art. Heute Nacht wollte er nur kosten, nur so viel, dass er seine Neugier befriedigen konnte. Das war alles, was er sich selbst zugestehen würde. Wenn er damit fertig wäre, würde Gabrielle sich nicht daran erinnern, ihn getroffen zu haben, und auch nicht an das Grauen, das sie vor einigen Nächten in der Gasse erlebt hatte.
Sein eigenes Verlangen würde warten müssen.
Lucan trat an das Bett heran und ließ sich vorsichtig auf der Matratze neben ihr nieder. Er streichelte ihr weiches rotblondes Haar, strich mit den Fingern über die schlanke Linie ihres Arms.
Sie bewegte sich und stöhnte leise unter seiner sanften Berührung. „Lucan“, murmelte sie schläfrig, nicht ganz wach, aber im Unterbewusstsein spürend, dass er bei ihr im Zimmer war.
„Es ist nur ein Traum“, flüsterte er, erstaunt, seinen Namen auf ihren Lippen zu hören – und das, obwohl er keinerlei List, über die er als Vampir verfügte, angewandt hatte.
Sie seufzte tief auf und kuschelte sich gegen ihn. „Ich wusste, du würdest zurückkommen.“
„Das wusstest du?“
„Mm-hmm.“ Es war ein Schnurren in ihrer Kehle, rau und sinnlich. Ihre Augen blieben geschlossen, sie war noch immer im Reich der Träume. „Ich wollte, dass du zurückkommst.“
Lucan lächelte über ihre Worte und strich mit den Fingern über ihre glatte Stirn. „Hast du keine Angst vor mir, meine Schöne?“
Sie schüttelte leicht den Kopf und schmiegte ihre Wange an seine Handfläche. Ihre Lippen waren leicht geöffnet, und gleichmäßige weiße Zähne glänzten in dem spärlichen Licht, das von oben kam. Ihr Hals war anmutig, stolz, eine alabasterfarbene Säule über den zarten Schulterknochen. Wie süß sie schmecken würde, wie weich und köstlich auf seiner Zunge.
Und ihre Brüste … Lucan konnte der pfirsichzarten dunklen Brustwarze nicht widerstehen, die unter dem Bettzeug, das ihren Rumpf bedeckte, hervorlugte. Er reizte die kleine Knospe mit den Fingern,
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