Geliebte der Nacht
wilden Fluch in die Dunkelheit. Der Hunger nach Gabrielle pochte noch immer in ihm, auch wenn er in Gedanken schon mit den Konsequenzen dessen haderte, was er ihnen beiden beinahe angetan hätte.
Gabrielle Maxwell war eine Stammesgefährtin, ein Mensch, dessen Blut und Gene einzigartig waren und diejenigen seiner Rasse ergänzten. Gabrielle und die wenigen anderen Frauen wie sie waren die Königinnen unter den menschlichen Frauen. Für das Volk der Vampire, das nur aus Männern bestand, war eine Frau wie sie eine verehrte Göttin, Lebensspenderin, dazu bestimmt, sich im Blut mit ihnen zu verbinden und die Nachkommen einer neuen Generation von Vampiren zur Welt zu bringen.
Und in seinem rücksichtslosen Verlangen, von ihr zu kosten, hätte Lucan beinahe selbst Anspruch auf sie erhoben.
4
Gabrielle konnte die erotischen Träume, die sie in ihrem Leben bisher gehabt hatte, an einer Hand abzählen, aber noch nie hatte sie etwas erlebt, das so heiß – um nicht zu sagen so real – gewesen war wie die Fantasie, die sie in der vergangenen Nacht erlebt hatte, mit Lucan Thorne in der Hauptrolle. Sein Atem war die nächtliche Brise gewesen, die durch das offene Fenster ihres Schlafzimmers geweht war. Sein Haar war die obsidianfarbene Dunkelheit gewesen, die die Dachfenster über ihrem Bett erfüllt hatte, seine Silberaugen der bleiche Mondschein. Seine Hände waren die seidenen Fesseln ihres Bettzeugs gewesen, die um ihre ausgestreckten Handgelenke und Knöchel geschlungen gewesen waren, um ihre Arme und Beine zu spreizen und sie unter ihm festzuhalten.
Sein Mund war pure Hitze gewesen, die jeden Zentimeter ihrer Haut versengt hatte und an ihr geleckt hatte wie eine unsichtbare Flamme. Jasmin hatte er sie im Traum genannt, und das sanfte Vibrieren des Wortes hatte ihr feuchtes Fleisch zum Erbeben gebracht, so wie sein warmer Atem die seidigen Locken zwischen ihren Beinen bewegt hatte.
Sie hatte sich unter seiner geschickten Zunge gewunden und gewimmert, sich bereitwillig einer Qual unterworfen, von der sie gehofft hatte, dass sie nie ein Ende haben würde. Aber es hatte geendet, viel zu schnell. Gabrielle war aufgewacht und hatte allein in der Dunkelheit in ihrem Bett gelegen, Lucans Namen gekeucht, während ihr Körper erschöpft und kraftlos dagelegen und sich nach mehr gesehnt hatte.
Noch immer war sie von dieser Sehnsucht erfüllt, und das machte ihr sogar noch mehr zu schaffen als die Tatsache, dass der mysteriöse Detective Thorne sie am Abend zuvor versetzt hatte.
Nicht dass sie in seinem Angebot, am Abend zu ihr zu kommen, so etwas wie eine Verabredung gesehen hatte, aber sie hatte sich darauf gefreut, ihn wiederzusehen. Sie wollte mehr über ihn wissen, war fasziniert davon, wie er sie offenbar auf den ersten Blick durchschauen, in ihr Innerstes blicken konnte. Natürlich wollte sie auch mehr darüber erfahren, was in jener Nacht vor dem Club wirklich passiert war, doch hoffte sie auch auf einen Abend mit Lucan, ein Gespräch, vielleicht bei einem Essen und einem Glas Wein. Dass sie sich zweimal die Beine rasiert hatte und aufregende schwarze Unterwäsche unter der Seidenbluse mit den langen Ärmeln sowie eine schicke dunkle Jeans trug, war reiner Zufall.
Gabrielle hatte bis weit nach neun Uhr auf ihn gewartet. Schließlich hatte sie es aufgegeben und Jamie angerufen, um zu hören, ob er in der Stadt mit ihr essen gehen wollte.
Nun saßen sie im Bistro Ciao Bella , in einer Nische mit Fenster. Jamie, der Gabrielle gegenübersaß, stellte sein Glas Pinot Noir ab und beäugte ihre beinahe unberührten Frutti di Mare . „Du schiebst dasselbe Stück Jakobsmuschel schon seit zehn Minuten auf deinem Teller herum, meine Süße. Magst du es nicht?“
„Nein, es ist hervorragend. Das Essen ist hier immer unglaublich gut.“
„Also liegt es bloß an deiner nervenden Begleitung?“
Sie blickte ihn überrascht an und schüttelte den Kopf. „Überhaupt nicht. Du bist mein bester Freund, das weißt du.“
„Aha“, erwiderte er lächelnd. „Aber ich bin kein Ersatz für deinen feuchten Traum.“
Gabrielle schoss die Röte ins Gesicht, als einer der anderen Gäste an einem Nachbartisch in ihre Richtung blickte. „Du bist manchmal ein Mistkerl, weißt du das?“, flüsterte sie Jamie zu. „Ich hätte dir nichts davon erzählen sollen.“
„Oh, meine Süße. Das braucht dir nicht peinlich zu sein. Wenn ich jedes Mal fünf Cent bekommen würde, wenn ich völlig scharf aufwache und den Namen von irgendeinem
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