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Geliebte der Nacht

Geliebte der Nacht

Titel: Geliebte der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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hielten sich an einen ähnlichen Ehrenkodex; und das war es, was sie von ihren gesetzlosen Blutbestienbrüdern unterschied.
    Sein Magen zog sich zusammen, als ihm abermals der Blutgeruch in die Nase stieg. Speichel lief ihm in seinem ausgedörrten Mund zusammen.
    Wann hatte er eigentlich das letzte Mal Nahrung zu sich genommen?
    Er konnte sich nicht erinnern. Es war schon eine Weile her. Sicher mehrere Tage, und das reichte nicht aus, um zu überleben. Er hatte eigentlich einen Teil seines Hungers – sowohl den organischen als auch den anderen, den sinnlichen – in der vergangenen Nacht mit Gabrielle Maxwell stillen wollen, aber dazu war es ja nun nicht gekommen. Nun zitterte er vor Verlangen nach Nahrung und war dem Tode zu nahe, um an irgendetwas anderes zu denken als daran, die Grundbedürfnisse seines Körpers befriedigen zu müssen.
    „Lucan.“ Dante presste seine Finger gegen den Hals des Mannes und versuchte seinen Puls zu fühlen. Auch seine Fangzähne waren ausgefahren, durch den Kampf, aber auch als Reaktion auf den Duft der Lache aus karmesinrotem Leben. „Wenn wir noch viel länger warten, wird das Blut ebenfalls tot sein.“
    Und dann hätten sie keine Verwendung mehr dafür, da nur frisches Blut, das noch durch menschliche Adern gepumpt wurde, den Hunger der Vampire stillen konnte. Dante wartete ab, obwohl es offensichtlich war, dass auch er sich nichts mehr wünschte, als seinen Kopf zu senken und seinen Hunger an dem Menschen zu stillen, der zu dumm gewesen war zu fliehen, als er noch die Chance dazu gehabt hatte.
    Aber Dante würde warten, selbst auf die Gefahr hin, dass es dann zu spät sein würde. Denn es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass Vampire aus späteren Generationen nicht in der Anwesenheit eines Älteren Nahrung zu sich nahmen, insbesondere, wenn dieser Ältere zum Gen-Eins-Stamm gehörte und fast vor Hunger starb.
    Im Unterschied zu Dante stammte Lucan von einem der Alten ab, einem von acht Alienkriegern, die von einem weit entfernten, dunklen Planeten gekommen und vor Tausenden von Jahren auf der feindlichen, unwirtlichen Erde gestrandet waren. Um zu überleben, hatten sie sich von dem Blut menschlicher Opfer ernährt und in ihrem Bluthunger ganze Völker dezimiert. Manchmal hatten diese fremden Eroberer Nachkommen mit menschlichen Frauen – den ersten Stammesgefährtinnen – gezeugt und so eine neue Generation des Vampirvolkes hervorgebracht.
    Diese wilden Vorfahren aus einer anderen Welt waren inzwischen alle verschwunden, aber ihre direkten Nachkommen lebten weiter, in Lucan und ein paar vereinzelten anderen. Sie waren das, was in der Gesellschaft der Vampire einem Königshaus am nächsten kam – respektiert und durchaus gefürchtet –, während die große Mehrheit des Stammes jünger war und aus der zweiten und dritten Generation sowie den zahllosen späteren Generationen stammte.
    Der Hunger war bei den Gen-Eins-Angehörigen am stärksten, ebenso wie die Gefahr, der Blutgier zu erliegen und zu einem Rogue zu werden, bei ihnen am größten war. Der Stamm hatte gelernt, mit der Gefahr zu leben. Die meisten der Gen-Eins-Generation konnten mit ihrer Schwäche umgehen, sie tranken nur dann Blut, wenn es nötig war, und nur so viel, wie sie zum Überleben brauchten. Denn wenn sie erst einmal der Blutgier verfallen waren, gab es kein Zurück.
    Der Blick aus Lucans geschlitzten Augen senkte sich auf den zuckenden und flach atmenden Menschen auf dem Asphalt. Das animalische Knurren, das er hörte, stammte aus seiner eigenen trockenen Kehle. Als Lucan auf den Duft des vergossenen, lebensspendenden Blutes zuging, neigte Dante seinen dunkelhaarigen Kopf leicht, aber respektvoll und zog sich zurück, damit der Altere in Ruhe Nahrung aufnehmen konnte.

5
    Er hatte sich gestern Abend nicht einmal die Mühe gemacht, sie anzurufen und ihr eine Nachricht zu hinterlassen.
    Typisch.
    Er hatte wahrscheinlich eine wichtige Verabredung mit seiner Fernbedienung und dem Sportprogramm im Fernsehen. Oder vielleicht hatte er auch, nachdem er ihre Wohnung neulich abends verlassen hatte, eine andere Frau getroffen, etwas, was mehr Spannung versprach, als Gabrielles Mobiltelefon den ganzen weiten Weg bis nach Beacon Hill zu karren. Zum Teufel, vielleicht war er ja sogar verheiratet oder lebte in einer festen Beziehung mit jemandem. Nicht dass sie ihn gefragt hätte, und selbst wenn: Wer weiß, ob er ihr die Wahrheit gesagt hätte? Schließlich waren Polizisten notorische Frauenhelden, und Lucan Thorne

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