Geliebte der Nacht
ausgesprochenes Genie, und Lucan war verdammt glücklich, ihn auf seiner Seite zu haben. „Wenn du sie nicht auftreiben kannst, Gideon, dann kann es niemand.“
Unter seinem Schopf aus kurzem, stacheligem blondem Haar zeigte der Computerguru des Stammes ein großspuriges, selbstsicheres Grinsen. „Und das ist der Grund, warum ich die große Kohle verdiene.“
„Ja, so was in der Art“, meinte Lucan und riss sich von den unaufhörlich weiterlaufenden Abfragen auf dem Bildschirm los.
Keiner der Stammeskrieger, die sich dazu verpflichteten, das Volk vor der Geißel der Rogues zu beschützen, tat das, weil er irgendeine Art von Belohnung dafür erhielt. Das hatte es noch nie gegeben, in der ganzen Zeit von der Gründung ihres Bündnisses – etwa zurzeit des Mittelalters der Menschen – bis heute nicht. Jeder Krieger hatte seine Gründe, sich in diese Gefahr zu begeben – zugegebenermaßen waren einige von ihnen edler als andere. Gideon zum Beispiel hatte sich, nachdem die Rogues seine Zwillingsbrüder, beinahe noch Kinder, außerhalb des Dunklen Hafens von London getötet hatten, als Einzelgänger auf die Jagd nach den Rogues gemacht, bis er auf Lucan getroffen war. Das war nun drei Jahrhunderte her, vielleicht einige Jahrzehnte mehr oder weniger.
Auch seine Fähigkeiten im Umgang mit dem Schwert waren damals außergewöhnlich, wurden nur übertroffen von seinem messerscharfen Verstand. Er hatte zahlreiche Rogues zur Strecke gebracht, doch gab er später seiner Stammesgefährtin Savannah zuliebe den direkten Kampf Mann gegen Mann auf und widmete sich fortan der technischen Seite des Kampfes gegen die Rogues.
Und der Vampir war verdammt gut darin.
Jeder der sechs Krieger, die aktuell an Lucans Seite kämpften, verfügte über seine ganz eigenen persönlichen Talente. Auch hatte jeder von ihnen mit seinen eigenen persönlichen Dämonen zu kämpfen, auch wenn niemand von ihnen übertrieben emotional war. Einige Angelegenheiten blieben einfach besser im Dunkeln. Derjenige unter ihnen, der wahrscheinlich noch mehr so empfand als Lucan selbst, war Dante.
Lucan bemerkte den jungen Vampir, als er aus einem der zahlreichen Zimmer des Hauptquartiers ins Techniklabor kam. Dante war mit seiner üblichen einfachen schwarzen Montur bekleidet, einem Motorradoutfit aus Leder und einem passenden Trägerhemd, das seine auffälligen, farbigen Tätowierungen und Symbole des Stammes zur Schau stellte. Sein beeindruckender Bizeps war rundherum mit komplizierten Bildern bedeckt, die für menschliche Augen seltsam abstrakt wirken würden, eine Reihe aus ineinander verwobenen Symbolen und geometrischen Mustern aus dunklen Hennafarben. Vampiraugen würden die Symbole als das sehen, was sie in Wirklichkeit auch waren: Dermaglyphen, angeborene Male, ererbt von den Vorfahren des Stammes, deren haarlose Haut von veränderlichen, tarnenden Pigmenten bedeckt gewesen war.
Normalerweise waren Glyphen eine Quelle des Stolzes für den Stamm, einzigartige Hinweise auf Abstammung und sozialen Rang. Gen-Eins-Angehörige wie Lucan trugen mehr und farbintensivere Male als die anderen Vampire. Seine eigenen Dermaglyphen bedeckten Vorder- und Rückseite seines Rumpfes und erstreckten sich bis hin zu den Schenkeln und den Oberarmen, überzogen seinen Nacken bis hin zu seiner Kopfhaut. Wie lebende Tätowierungen veränderten die Glyphen ihre Farbe entsprechend dem Gemütszustand eines Vampirs.
Die von Dante leuchteten im Augenblick in einem tiefen, gelbbraunen Bronzeton. Es konnte also noch nicht lange her sein, dass er Nahrung zu sich genommen hatte. Zweifellos hatte Dante, nachdem er und Lucan sich in der vorigen Nacht nach der Jagd auf die Rogues getrennt hatten, sich auf den Weg in das Bett – und zu der reifen, saftigen Ader – einer willigen weiblichen Blutwirtin aus der Menschenwelt gemacht.
„Wie läuft es?“, fragte er, ließ sich auf einen Stuhl fallen und legte einen großen gestiefelten Fuß auf den Schreibtisch vor ihm. „Ich dachte, du hättest diese Scheißkerle schon für uns in der Tasche, Gid.“
In Dantes Stimme war noch der Anflug des Akzents seiner Heimat zu erkennen, das Italien des achtzehnten Jahrhunderts, aber heute klang seine Stimme etwas rau, sicheres Anzeichen seiner inneren Unruhe und seines Wunsches nach Aktion. Wie um das zu unterstreichen, zog er eine seiner gebogenen Klingen aus einer Scheide an seiner Hüfte und begann träge mit der glänzenden Stahlklaue zu spielen.
Malebranche nannte er die gebogenen
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