Geliebte der Nacht
Personen vermerkt. Zwei letzten Monat aus dem Dunklen Hafen von Connecticut, ein anderer aus Fall River, und der Letzte hier aus dem Ort. Sie gehören alle zu der gegenwärtigen Generation; der Jüngste war nicht mal dreißig Jahre alt.“
„Scheiße“, meinte Rio mit einem leisen Pfiff. „Dumme Kinder.“
Lucan schwieg. Er empfand nichts angesichts dieser Vergeudung junger Leben, die zu Rogues geworden waren. Sie waren nicht die Ersten, und todsicher würden sie auch nicht die Letzten sein. In den Dunklen Häfen zu leben konnte einem unreifen Jungen, der das Gefühl hatte, sich beweisen zu müssen, ziemlich langweilig vorkommen. Der Reiz, den Blut und Eroberung ausüben konnten, saß tief, sogar in den späteren Generationen, die doch am weitesten entfernt von ihren Urahnen waren. Wenn ein Vampir Ärger wollte, insbesondere in einer Stadt von der Größe Bostons, konnte er ihn problemlos haben.
Gideon gab an seiner Computertastatur rasch eine Reihe von Befehlen ein, wodurch noch mehr Fotos aus der Datenbank aufgerufen wurden. „Hier sind die beiden letzten Aufzeichnungen. Dieses erste Individuum ist ein bekannter Rogue, Wiederholungstäter hier in Boston, obwohl er es offenbar geschafft hat, mehr als drei Monate nicht entdeckt zu werden. Das heißt, das war der Fall, bis Lucan ihn am Wochenende in der Gasse in Asche verwandelt hat.“
„Und was ist mit diesem?“, fragte Lucan und beäugte das letzte Bild, das des einzigen Rogue, dem es gelungen war zu entkommen. Sein Foto erschien in Form eines Videostandbildes, das vermutlich während einer Art Verhör aufgenommen worden war, denn der Vampir trug Fesseln und Elektroden. „Wie alt ist dieses Bild?“
„Ungefähr sechs Monate“, antwortete Gideon, nachdem er das Datum aufgerufen hatte. „Stammt von einer der Zweigstellen an der Westküste.“
„L. A.?“
„Seattle. Aber laut der Datei liegt auch in L.A. ein Haftbefehl gegen ihn vor.“
„Haftbefehle“, spottete Dante. „Verdammte Zeitverschwendung.“
Dem musste Lucan zustimmen. Für den größten Teil des Vampirvolkes in den Vereinigten Staaten und im Ausland wurden die Vollstreckung der Gesetze und die Festnahme der Individuen, die zu Rogues geworden waren, durch spezielle Regeln und Vorgehensweisen geregelt. Haftbefehle wurden geschrieben, Verhaftungen wurden vorgenommen, Befragungen wurden durchgeführt, und bei hinreichender Beweislage und in ordnungsgemäßen Verfahren wurden die Urteile verkündet. Das alles war sehr zivilisiert. Und selten effektiv.
Während der Stamm und seine Bevölkerung in den Dunklen Häfen geregelt und nach allen Regeln der Bürokratie zivilisiert lebten, waren seine Feinde unbesonnen und unberechenbar. Und sofern Lucans Bauchgefühl ihn nicht täuschte, bereiteten sich die Rogues nach Jahrhunderten der Anarchie und des allgemeinen Chaos wieder darauf vor, neue Mitglieder zu rekrutieren.
Falls sie nicht schon Monate damit beschäftigt waren.
Lucan starrte auf das Bild, das auf dem Bildschirm zu sehen war. Auf dem Videostandbild war der gefangene Rogue an einen senkrecht stehenden Metalltisch gefesselt. Er war nackt, der Kopf war kahl geschoren worden, damit der Strom, der während der Vernehmung wahrscheinlich durch seinen Schädel gejagt wurde, besser fließen konnte. Lucan hatte kein Mitleid mit der Qual, die er hatte erdulden müssen. Verhöre dieser Art waren oftmals notwendig, und wie Menschen, die unter dem Einfluss von Heroin standen, konnte ein Vampir, der an Blutgier litt, zehnmal so viele Schmerzen ertragen wie seine Stammesbrüder, ohne daran zu zerbrechen.
Dieser Rogue war ein großer Mann mit einer groben Stirn und dummen, primitiven Gesichtszügen. Auf dem Videobild knurrte er, und seine langen Fangzähne glitzerten. Seine hellen Augen um die elliptischen Schlitze seiner starren Pupillen blickten wild. Kabel bedeckten seinen riesigen Kopf und seinen Hals bis hin zu seiner muskulösen Brust und seinen an Hämmer erinnernden Armen.
„Mal angenommen, hässlich zu sein ist kein Verbrechen, wofür hat Seattle ihn festgenommen?“
„Lasst uns mal sehen, was es hier gibt.“ Gideon drehte sich wieder zu seiner Reihe von Computern um und rief auf einem anderen Bildschirm eine Aufzeichnung auf. „Er wurde für Waffenschieberei und Drogenhandel verhaftet – Waffen, Explosivstoffe, chemische Substanzen. Oh, dieser Typ ist ein richtiger Sonnenschein. Hat mit ganz schön ekelhafter Scheiße zu tun.“
„Hast du eine Ahnung, wessen Waffen er
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