Geliebte der Nacht
einen geheimen Verehrer“, antwortete Jamie äußerst dramatisch. Er zog den Zettel mit dem Spruch heraus, las ihn und rollte dann mit den Augen, als er den Papierstreifen auf seinen leeren Teller warf. „Was ist aus den guten alten Zeiten geworden, als diese Dinger tatsächlich noch eine Bedeutung hatten? Wie auch immer, vor ein paar Tagen wurde ich eines Abends in ein Penthouse bestellt, um Gabbys gesamtes Werk einem anonymen Käufer zu zeigen. Und alles wurde gekauft – bis auf das letzte Stück.“
Megans Augen wurden groß, als sie Gabrielle anblickte. „Das ist wunderbar! Ich freue mich so für dich, Süße!“
„Wer auch immer sie gekauft hat, muss eine ausgeprägte Vorliebe für Maskeraden haben.“
Gabrielle warf ihrem Freund einen Blick zu, während sie den Scheck in ihre Handtasche schob. „Was meinst du damit?“
Jamie schluckte ein Stück des zerbrochenen Glückskekses herunter und wischte sich dann die Krümel von den Fingern. „Also, als ich an der Adresse ankomme, die sie mir gegeben haben – eines dieser Firmengebäude mit vielen Parteien –, treffe ich in der Eingangshalle auf so eine Art Bodyguard. Er sagt nichts zu mir, sondern murmelt bloß irgendwas in eine drahtlose Sprechmuschel und führt mich dann in einen Aufzug, der uns ins oberste Stockwerk des Gebäudes bringt.“
Megans Augenbrauen wanderten in die Höhe. „Das Penthouse?“
„Ja. Aber jetzt kommt es. Der Raum ist leer. Alle Lichter in der Suite brennen, aber drinnen sind keine Leute. Keine Möbel, keine Ausstattung, nichts. Nur Wände, die aus Fenstern bestehen, aus denen man die ganze Stadt überblicken kann.“
„Das ist merkwürdig. Findest du nicht, Gabby?“
Sie nickte, und ein schleichendes Gefühl von Unbehagen breitete sich in ihrem Körper aus, als Jamie fortfuhr.
„Also, der Bodyguard sagt mir, ich soll das erste Foto aus der Mappe nehmen und es zu der Fensterreihe in Richtung Norden bringen. Draußen ist es dunkel, und ich drehe ihm jetzt den Rücken zu, aber er sagt zu mir, ich soll jedes Foto vor mir in die Höhe halten, bis er mir die Anweisung gibt, es beiseite zu legen und das nächste zu holen.“
Megan lachte. „Mit dem Rücken zu ihm? Warum wollte er, dass du das tust?“
„Weil der Käufer von woanders zusah“, antwortete Gabrielle leise. „Irgendwo in Sichtweite der Penthousefenster.“
Jamie nickte. „Offensichtlich. Ich konnte nichts hören, aber ich bin mir sicher, dass der Bodyguard – oder was auch immer er war – durch den Hörer seines Headsets Anweisungen erhielt. Um ganz ehrlich zu sein, wurde ich allmählich ein bisschen nervös wegen der ganzen Sache, aber es war cool. Und schließlich ist ja nichts Schlimmes passiert. Alles, was man wollte, waren deine Fotografien. Ich war erst bis zum vierten vorgedrungen, bevor ich nach dem Gesamtpreis für alle Bilder gefragt wurde. Also habe ich hoch gepokert, wie ich schon sagte, und der Preis wurde akzeptiert.“
„Seltsam“, bemerkte Megan. „He, Gab, vielleicht hast du das Interesse eines wahnsinnig attraktiven, aber zurückgezogen lebenden Milliardärs erweckt. Nächstes Jahr um diese Zeit tanzen wir vielleicht auf eurer prächtigen Hochzeit auf Mykonos.“
„Igitt, bitte“, keuchte Jamie. „Mykonos ist so out. All die Schönen und Reichen sind in Marbella, Liebling.“
Gabrielle schüttelte das merkwürdige Gefühl von Zweifel und Argwohn ab, das Jamies seltsamer Bericht in ihr hervorgerufen hatte. Wie er schon gesagt hatte, es war ja nichts Schlimmes passiert, und außerdem hatte sie einen fetten Scheck in ihrer Brieftasche. Vielleicht würde sie Lucan zum Abendessen einladen, da das Essen, das sie gestern Abend zur Feier des Tages gemacht hatte, auf ihrer Küchentheke verkommen war.
Nicht dass sie auch nur das kleinste bisschen Reue über den Verlust ihrer Manicotti aufbringen konnte.
Ja, ein romantisches Abendessen mit Lucan klang großartig. Hoffentlich würden sie auch ein Dessert haben … und Frühstück ebenfalls.
Sofort hob sich Gabrielles Laune. Sie lachte mit den beiden anderen, als diese weiterhin skurrile Ideen darüber austauschten, wer der mysteriöse Sammler tatsächlich sein mochte und was das für Gabrielles Zukunft bedeuten konnte – und damit auch für ihre. Sie waren noch immer mit diesem Thema beschäftigt, als der Tisch bereits abgeräumt und die Rechnung bezahlt war. Die drei verließen das Restaurant und betraten die sonnenbeschienene Straße.
„Ich muss mich beeilen“, erklärte Megan
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