Geliebte des Feuers
anzumerken. »Ich glaube, Dr. Lee. Ich glaube sehr daran. Aber mehr noch glaube ich daran, dass es Geschöpfe auf dieser Welt gibt, die zwar keine Götter sein mögen, die es aber wert sind, angebetet zu werden, die sich bemühen, diese Welt zu verändern, sie zu verbessern. Ich glaube auch, dass wir uns als Rasse dem Ende unserer gegenwärtigen Existenz nähern und dass niemand unbeschadet davonkommen wird. Nicht einmal jene, die sich mit dem Überirdischen verbünden. Etwas Entsetzliches ist im Anzug. Der Jadestein mag nur ein Teil davon sein. Ein Zeichen.«
»Ein apokalyptisches Omen? Wollen Sie behaupten, dass es bei alldem nur darum geht?«
»Und falls das stimmt«, setzte Dean hinzu, »wie passen da Miri und Owen ins Bild? Ich kann mir, ehrlich gesagt, weit überzeugendere Botschafter des Bösen vorstellen.«
Kevin antwortete nicht sofort, was Miri angesichts seiner demonstrativen Bereitschaft, seine sogenannte Mission poetisch zu verbrämen, wunderte. Sie warf Ku-Ku einen kurzen Seitenblick zu. Das Mädchen wirkte vollkommen ausdruckslos. Dann musterte Miri die beiden jungen Männer, die schwitzten, herumzappelten und dabei auf ihre Hände und in Miris Gesicht starrten.
Plötzlich kannte Miri die Antwort.
»Sie wissen es nicht, hab ich recht?«, sagte sie. »Und genauso wenig Ahnung haben Sie von dem Jadestein. Man hat Ihnen einfach nur einen Text eingebläut, den Sie herunterleiern können, wenn Ihnen Zweifel wegen Ihrer Taten kommen. Aber das hat mit mir gar nichts zu tun. Man hat Ihnen Befehle gegeben, das ist alles. Sonst haben Sie keinen Schimmer.«
»Ich weiß genug«, widersprach Kevin. »Mehr Wissen wäre nur hinderlich.«
»Sie klingen wie der Angehörige einer Sekte.«
»Ich ziehe den Ausdruck Religion vor.« Er lächelte. »Und die Ironie dieser Situation ist wirklich eine weit bessere Belohnung, als es irgendeine Wahrheit jemals sein könnte. Ich wollte diese Fakultät schon vom ersten Tag an von Ihnen und Dr. Wills befreien, und jetzt bekomme ich den idealen Vorwand dafür.«
»Wow«, rief Dean. »Großartige Bösewicht-Rede. Ich hab echt eine Gänsehaut bekommen. Sexy.«
»Aber nächstes Mal sollten Sie sich auch noch die Hände reiben und wie irre herumkichern«, schlug Miri vor. »Das wäre wahrhaftige Poesie.«
Kevin errötete. Ku-Ku beugte sich vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Ihre bunten Haarspangen klapperten wie Knochen, als sie um ihre Zöpfe klackten. Sie ließ Miri nicht aus den Augen. Die hatte das Gefühl, von einer rosa-violett gestreiften Schlange gemustert zu werden.
Sie lächelte das Mädchen an. Dean drückte ihre Hand.
»Nicht«, flüsterte er. »Wir haben unser Klugscheißer-Guthaben aufgebraucht, Bao bei. Halt den Mund.«
»Sie hat Schmerzen verdient«, stieß Miri zwischen den Zähnen hervor, während sie weiter lächelte. »Und ich bin mit absoluter Sicherheit die perfekte Person, um ihr diese Schmerzen zu bereiten.«
»Und das hier ist mit absoluter Sicherheit nicht gerade der beste Zeitpunkt dafür.«
»Sag mir nicht, was ich tun soll.«
»Als hätte ich das je gekonnt«, murmelte er.
»Wir müssen gehen«, sagte Kevin. »Dr. Lee kommt mit uns. Sie, Sir, bleiben hier.«
»Ganz bestimmt nicht«, gab Dean zurück. »Da müssen Sie mich schon umbringen.«
Kevin schüttelte den Kopf. »Sie können sie nicht beschützen. Sie ist Ihrer Hilfe entzogen.«
»Ich glaube, Sie wissen nicht, was ich alles tun kann und werde, um diese Frau zu beschützen.« Deans Stimme klang so hart und gemein, dass Miri zusammenzuckte. »Das können Sie sich nicht einmal vorstellen.«
»Ich halte Sie vor allem für einen einzelnen Mann, der relativ leicht zu bezwingen ist.«
Ku-Ku und die beiden Männer stürzten sich auf Dean. Er ließ Miri sofort los und stürzte unter dem Gewicht der drei wie ein Felsbrocken zu Boden. Aber nur einen Moment lang, dann begannen seine Fäuste und Beine zu wirbeln, trafen auf Fleisch und Knochen. Miri versuchte, dem Gewühl mit einem Satz zu entkommen, aber eine kräftige Hand packte ihren Nacken und ließ sie nicht los. Sie wurde sofort schlaff, zog die Beine an und überließ den Rest der Schwerkraft. Sie schlug hart auf dem Boden auf. Ihre Tasche öffnete sich, und der Inhalt rollte heraus.
Sie sah den roten Jadestein. Kevin bemerkte ihn ebenfalls. Er starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an und holte Luft, so tief und bebend, dass Miri eine Gänsehaut über den Körper lief. Dann stieß er einen fast klagenden Laut aus, der Miri
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