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Geliebte des Feuers

Geliebte des Feuers

Titel: Geliebte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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überall auf dieser ganzen ausgeflippten Insel.
    Etwas, das mit diesem roten Jadestein zu tun hatte.
    Die Doppeltüren des Lieferanteneingangs standen offen. Sie landeten auf einem kleinen Parkplatz mit einer Frachtrampe. Hinter sich hörte Miri Schritte auf dem Asphalt und drehte sich um. Es war Kevin. Für einen Mann seiner Größe und seines Alters bewegte er sich überraschend schnell. Vielleicht lag es aber auch an den lodernden Flammen, die durch den Flur fauchten und ihm den Hintern rösteten. Er stieß mit Miri zusammen und hätte sie beinahe umgeworfen. Dean schlang Kevin den Arm um den Hals, zog ihn zurück und schleuderte ihn zu Boden. Der Fakultätsleiter versuchte, Miri mit sich zu reißen. Sie sank auf ein Knie ...
    ... und sah, was sie mit den Mumien getan hatten. Weil sie praktisch in ihnen kauerte. Vielmehr in ihren Resten, die aus wenig mehr als viertausend Jahre altem Staub bestanden. Kevin und seine Männer waren auf den Mumien herumgetrampelt, bis sie nur noch zerbrochene Fragmente, winzige Fetzen waren, hatten sie quasi in Dünger verwandelt, oder sogar in weniger als das. Es war noch viel entsetzlicher, als sie befürchtet hatte.
    »Wie konnten Sie das tun?«, fuhr sie Kevin an, während  Dean Kevins Schultertasche durchsuchte. Er fand eine der Pistolen, die man ihm abgenommen hatte, und zielte damit auf den älteren Mann. Kevin schien das nicht zu bemerken. Er starrte Miri und Dean nur mit weit aufgerissenen Augen an, während sich seine Lippen wie in einem lautlosen Gebet bewegten.
    »Geben Sie mir den Jadestein«, forderte Dean ihn auf. Zu Miris Überraschung gehorchte der ältere Mann, ohne zu zögern, und zog das Artefakt aus der Jackentasche. In dem Gebäude gellte ein zweiter Schrei auf. Im nächsten Augenblick schrillte der Feueralarm. Miri hörte aufgeregte Stimmen, die sich näherten. Es waren Studenten, die noch gearbeitet hatten und jetzt von dem Lärm angelockt wurden. Kevin hielt die Arme in Richtung Dean ausgestreckt, nachdem er ihm den Stein gegeben hatte. Es war eine Geste der Unterwerfung, ein Gebet, ein Flehen um Gnade - und es bestürzte Miri.
    »Hören Sie damit auf!«, blaffte Dean. »Warum starren Sie mich so an?«
    »Weil Sie nicht wissen, was Sie da haben«, erwiderte Kevin. »Und weil Sie nicht einmal wissen, was Sie eigentlich sind.«
    »Was ich bin?« Dean warf einen Blick an dem Mann vorbei auf das Gebäude. »Was soll das heißen, zum Teufel?«
    Kevin schüttelte den Kopf. »Nehmen Sie die Jade, und verschwinden Sie hier. Sofort, bevor er Sie findet. Er darf Sie auf keinen Fall finden!«
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Miri, während Dean ihren Ellbogen packte und sie wegzog. »Warum tun Sie das? Wieso haben Sie Ihre Meinung geändert und helfen uns?«
    Kevin antwortete nicht, sondern presste nur die Lippen zusammen. Dean zog Miri weiter mit sich, aber sie widersetzte sich ihm. »Warum Owen?«, rief sie. »Warum ich?«
    »Weil wir es tun mussten«, brach es aus Kevin heraus. Er wirkte plötzlich erbärmlich und klein, wie ein hilfloser alter Mann. »Weil sie sagte, es wäre das Ende, wenn wir es nicht täten.«
    »Wer sagte das? Sie? Ihr Boss ist eine Frau?«
    »Sie ist keine gewöhnliche Frau«, antwortete Kevin mit einer Überzeugung, die genauso erstaunlich war wie alle Veränderungen, die eben mit ihm vorgegangen waren.
    »Sie lässt zu, dass Sie sterben«, gab Dean zurück. »Wer auch immer Ihre ungewöhnliche Chefin sein mag, sie lässt zu, dass ihre Leute von diesem Ding da drin verbrannt werden. Und ihr wollen Sie folgen? Aber wofür? Für ein ... ein Buch? Ein Buch und einen Körper?«
    Ein Buch und einen Körper? Miri drehte sich ungläubig herum, aber Dean sah immer noch Kevin an, der ihn mit einem so tiefen Entsetzen anstarrte, dass ihr klar wurde: Jedes Wort, das Dean geäußert hatte, entsprach der Wahrheit.
    »Sie wissen es!«, flüsterte Kevin, und plötzlich fiel es Miri schwer, den Mann weiterhin als das Ärgernis zu betrachten, ihn als liebgewonnenes Feindbild zu hätscheln. Sein Gesicht schien plötzlich einem Fremden zu gehören, einem Monster, wenn auch einem schwächlichen, kläglichen Monster. All das sah sie in seinen weit aufgerissenen Augen.
    »Nein«, antwortete Dean. »Aber Sie könnten mich aufklären.«
    Kevin griff mit zitternden Fingern in seine Tasche und zog einen Schlüsselbund heraus. Er warf es Miri zu und deutete dann auf den kleinen, schmuddeligen dunkelblauen Lieferwagen, der in ihrer Nähe stand. Miri lief zum

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