Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte des Feuers

Geliebte des Feuers

Titel: Geliebte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
Vom Netzwerk:
einfach nur in Ruhe.« Dean zog die beiden Pistolen aus seinem Hosenbund und hob sie zwischen zwei Fingern hoch. Kevin nahm sie rasch entgegen, während einer der jüngeren Männer vortrat und die Waffen aus Deans Knöchelhalftern zog. Erst als Dean vollkommen entwaffnet war, ließ Ku-Ku ihre Pistole sinken. Dean packte Miris Hand und zog sie zu sich; sie spürte, wie er zitterte, roch seine Furcht. Er tippte ihr rasch eine Botschaft auf den Arm. Du bist verrückt.
    Stimmt , dachte sie. Und zwar vollkommen.
    Kevin schob die Brille die Nase hoch. Schweiß stand ihm auf der Stirn, trat unter seinem dichten Haaransatz hervor. Er starrte Miri an, die seinen Blick trotzig erwiderte. Sie schwiegen, bis er schließlich fragte: »Wo ist das Artefakt?«
    »Keine Ahnung«, log Miri.
    »Aber Sie haben hier danach gesucht.« Seine Stimme klang kalt und spröde.
    »Ich habe Owen gesucht«, erwiderte sie.
    »Er ist fort. An einem sicheren Ort. Es war nur zu seinem Besten, Dr. Lee.«
    »Wirklich? Wie erklären Sie dann das Blut in seinem Büro?«
    »Ein Unfall.« Er lächelte grimmig. »So etwas kommt vor, müssen Sie wissen.«
    »Na sicher«, erwiderte sie bissig. »Unfälle gehören einfach zu einer Entführung dazu.«
    Kevin zuckte mit den Schultern. »Ihre Entführung sollte eigentlich glattlaufen. Sehr bedauerlich, dass es nicht so funktioniert hat.«
    »Also haben Sie das bereits seit einer ganzen Zeit geplant.« Miri war fast übel. »Ich weiß nur nicht, woher Sie gewusst haben, dass die Jade gefunden werden würde.«
    »Das wussten wir auch nicht.« Kevins Stimme klang fast unheimlich tonlos, nicht so glatt und gespielt charmant wie vorher. »Aber wir sind immer wachsam. Wir haben diesen Tag länger geplant, als Sie sich vorstellen können, länger, als unser aller Leben dauert. Dr. Wills ist bedauerlicherweise über etwas gestolpert, das eigentlich hätte begraben bleiben sollen.«
    »Ist es Eifersucht?«, fragte sie ihn giftig. Dean kniff ihr ins Handgelenk.
    Kevin lächelte grimmig. »Ich bin kein vollkommener Mensch, Dr. Lee. Ja, ich war eifersüchtig auf Ihren Mentor, aber nicht deswegen. Seine ... seine Entdeckung hat bereits viel Leid und Tod zur Folge gehabt, und das wird auch so weitergehen.«
    »Fünfzehn sind bereits tot«, sagte Dean eisig. Miri erschrak, als sie sah, wie Kevin die Augen zusammenkniff.
    »Die Brände«, sagte er ruhig. »Sie wissen also davon.«
    »Man könnte sagen, ich hätte mir fast die Finger verbrannt.«
    »Und Sie wissen auch, wer sie gelegt hat?«
    Dean lächelte. Kevin sah Ku-Ku an, deren unbeteiligte Fassade einen Riss zu bekommen schien. Miri glaubte Furcht im Blick des Mädchens zu sehen, entweder Furcht oder einen tiefen Argwohn. Eine deutliche Vorahnung von Gefahr.
    Außerdem beunruhigte es Miri, dass Dean etwas wusste, das ihn mit Kevin und Ku-Ku verband. Vor allem, weil sie keine Ahnung hatte, wovon er sprach.
    »Sie sagten fünfzehn«, murmelte Ku-Ku. »Es sind aber nur vierzehn gestorben.«
    »Den Letzten vermisst man noch nicht. Es ist erst vor ein paar Stunden passiert. Ich habe ihn unmittelbar nach seinem Ende erwischt.«
    »Wo?«
    »Er war der Nachbar von Nummer vierzehn.«
    »Und war es ein schrecklicher Tod?«
    Dean zögerte. »Ich würde durchaus annehmen, dass er gelitten hat, ja.«
    Ku-Ku ballte die Linke zur Faust und fuhr mit den Knöcheln an ihrem Schenkel entlang. Kevin beobachtete sie. »Als Nächstes wird er hierherkommen.«
    »Er legt Sie alle wegen der Jade um«, erklärte Dean. »Oder stimmt das etwa nicht?«
    »Das geht Sie nichts an.«
    »Wenn Sie Miri wollen, geht mich das sehr wohl etwas an.«
    »Und ich sollte auf Sie hören?« Verächtlich verzog Kevin den Mund. »Sie bedeuten mir nichts.«
    »Wer bedeutet Ihnen dann etwas?«, konterte Miri. Sie musste sich einfach einmischen, auch wenn sie nichts verstand, wenn sie einfach nur mitten in ein weiteres Geheimnis sprang. »Wer hat Sie dazu gezwungen? Und warum die Jade? Warum Owen und ich? Geht es ums Geld?«
    »Geld?« Kevin machte ein angewidertes Gesicht. »Geld hat keine Bedeutung neben ... dem Glauben, Dr. Lee. Geld wäre eine Beleidigung, angesichts unserer Pflicht.«
    »Und gilt diese Pflicht einer Idee oder einer Person?«
    Kevin lächelte. »Glauben Sie an etwas Größeres, als Sie selbst es sind, Dr. Lee?«
    Miri antwortete nicht. Kevins Lächeln verstärkte sich noch, allerdings war es kein fröhliches Lächeln. Seine Augen wirkten verbittert, unglücklich, aber das war seiner Stimme nicht

Weitere Kostenlose Bücher