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Geliebte des Feuers

Geliebte des Feuers

Titel: Geliebte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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kaltherzige Hundesöhne waren. Die Chancen hielten sich in beiden Fällen die Waage.
    Miri roch Kevin in dem Augenblick, da sie das Labor betrat. Sein Eau de Toilette war extrem widerlich. Das Duftwasser wurde von einer italienischen Firma gepanscht, die dafür mit dem Slogan warb, dass jede Frau sofort riechen sollte, wenn ihr Mann nach Hause kam. Sozusagen. Kevin liebte es.
    Nur war er nirgendwo zu sehen. Im Labor herrschte das reine Chaos. Auf dem Boden lagen Hautfetzen der Mumien verstreut, ein Anblick, bei dem sich Miri die Nägel in die Handballen grub und mit dem Gedanken spielte, Kevin einige Körperteile zu entfernen. Es mochte ja sein, dass bewaffnete Männer sie jagten, sogar Männer, die nicht sterben konnten, und vielleicht war es auch dumm, sich angesichts dieser Probleme über so etwas aufzuregen, aber Miri hatte ihre Grenzen, ihre Prinzipien, und das war eines davon. Man musste die Toten respektvoll behandeln. Erst recht die uralten Toten.
    Die Mumien waren ebenfalls verschwunden - außer Dean und Miri befand sich nur noch eine Person in dem Labor. Eine Frau. Miri erkannte sie.
    Es war eine Assistentin, eine graduierte Studentin, die sich Ku-Ku nannte. Sie saß am Computer und tippte hastig auf der Tastatur herum, unterbrach ihre Arbeit jedoch sofort, als Dean und Miri hereinkamen. Die Zöpfe schwangen ihr um den Kopf herum, als sie sich umdrehte, und die kleinen bunten Plastikklammern in ihrem glänzenden schwarzen Haar klackten. Sie trug Straßenkleidung und Latexhandschuhe und wirkte nicht sonderlich erfreut, die beiden zu sehen. Miri bemerkte einen schmalen Verlaufsbalken auf dem Bildschirm. Ein Löschprogramm. Es arbeitete.
    Ruhig, ganz ruhig. Ruhig!
    Ku-Ku stieß sich von dem Tisch ab und stand auf. Quer über die Brust hatte sie eine pinkfarbene Handtasche geschlungen; unter ihren violetten Tennisschuhen befanden sich Plateausohlen, so dass sie größer wirkte als Miri. Sie hielt sich gerade und schien angespannt, so als wäre sie bereit, schnell zu reagieren. Gut für sie. Denn wenn Miri sie in die Finger bekam, würde Ku-Ku ihr blaues Wunder erleben!
    »Hallo, Ku-Ku«, sagte Miri. »So spät noch bei der Arbeit?«
    Ku-Ku blieb stumm, was ungewöhnlich war. Sonst war sie der Stimmungsmacher des Teams, immer fröhlich und stets mit einer witzigen Bemerkung und einem Lächeln auf den Lippen. Doch jetzt sah sie Miri misstrauisch und mit zusammengepresstem Mund an. Als sie einen Blick durch den Flur zum Ausgang warf, dachte Miri: Du steckst ja so in der Patsche, Mädchen.
    Dean berührte Miris Ellbogen und drängte sie mit der Hüfte in Richtung Flur. Mit den Fingern trommelte er auf ihren Arm, dreimal. Ihr alter Kode.
    Beeilung, hieß das. Beeil dich, raus hier. Schnell, lauf und hör auf zu reden.
    Sie hörte am Ende des Ganges Stimmen und begegnete Ku-Kus Blick, wenn auch nur ganz kurz. Es schien, als hätten all diese gemeinsamen Mittagessen, die langen Arbeitsstunden und die gelegentlichen Frauengespräche nicht das Geringste bedeutet, gar nichts. Sie waren nur Schmierentheater gewesen, Mittel zum Verrat. Auf niemanden in Miris Leben war wirklich Verlass; sie war von Lügnern und Dieben umgeben.
    Aber nicht Owen, dachte sie. Und auch nicht Dean. Er nicht. Er hat dich nicht belogen, niemals.
    Wenn das nur wahr wäre. Vielleicht war es das. Vielleicht. Sie hoffte es. Früher einmal hatte es jedenfalls gestimmt. Aber jetzt ...
    Miri spürte ihn an ihrer Seite, stark und warm, ein Wunder, das nach zwanzig Jahren Wirklichkeit geworden war, und einen Augenblick lang fühlte sie sich wieder jung, war sie wieder sechzehn und berauscht von dem Gefühl, alles tun zu können, alles werden zu können, und dass ihr bester Freund an ihrer Seite sein würde, immer, ihr rechter  Arm, ihre Augen im Hinterkopf. Als sie das spürte, die alte Liebe, die alte Loyalität, dachte sie: Ja.
    Ku-Ku knurrte leise, und im nächsten Moment bog Kevin in Begleitung von zwei jüngeren Männern, die Miri nicht kannte, um die Ecke des Ganges. Er wirkte ganz anders als der Mann, den sie zu kennen geglaubt hatte, was allerdings nicht viel bedeuten mochte, weil sie ihn erst vor zwei Tagen kennengelernt hatte. Er war klein, sicher. Übergewichtig, vielleicht. Gerissen und intelligent und kleinlich, das ganz gewiss.
    Aber seine Augen waren jetzt anders, so wie die von Ku-Ku; ihr Blick war kalt, hart und gnadenlos. Es waren tote Augen, wie die der alten chinesischen Gangster, die auf den Gassen in Miris Viertel in Philadelphia

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