Geliebte des Schattens - Kenyon, S: Geliebte des Schattens - Seize the Night (Dark Hunter 07)
im Wagen des Jungen ausgesetzt. Er hatte solche Angst bekommen, dass er sich prompt in die Hose gemacht hatte, ehe Tabitha ihn erlöst und die Schlange wieder eingefangen hatte.
Es hatte zwar zwei weitere Tage gedauert, bis sie und
ihre Schwester sich versöhnt hatten, doch am Ende hatten sie es getan. Niemand hegte länger als ein paar Wochen einen Groll gegen den anderen. Wie böse sie einander auch sein mochten, würden sie einander doch niemals ernstlich wehtun oder Schaden zufügen. Niemals.
Meine Güte, was musste das für eine Familie sein, in der Valerius’ Bruder selbst nach zweitausend Jahren noch Blitze auf ihn absandte?
Als sie zum Laden ihrer Schwester gelangten, waren Vals Brauen und Wimpern von einer weißen Frostschicht überzogen, und sein Gesicht hatte eine ungesunde gräuliche Färbung angenommen.
»Alles in Ordnung mit dir?«
»Es wird mich schon nicht umbringen«, sagte er leise. »Mach dir keine Sorgen. In ein paar Minuten wird ihm langweilig werden, dann lässt er mich wieder für eine Weile in Ruhe.«
»Und für wie lange?«
»Normalerweise für ein paar Monate, manchmal auch länger. Ich kann nie genau sagen, wann er zuschlägt. Er überrascht mich eben gern.«
Tabitha war entsetzt. »Weiß Ash, dass er das mit dir macht?«
»Zarek ist jetzt ein Gott. Wie sollte Ash ihn an etwas hindern können? Er findet es nun mal rasend komisch, mich zu piesacken, so wie du es mit deinem Schwager machst.«
»Aber ich bin niemals absichtlich gemein zu ihm. Na ja, einmal vielleicht, als ich ihm eine Schachtel Haarwuchsmittel geschickt habe, aber das war nur ein Scherzgeschenk, und am Ende hat er etwas Richtiges bekommen.
« Sie berührte Valerius’ eiskalte Hände und bemerkte, dass er zitterte wie Espenlaub.
Ihr blutete das Herz. Sie blies in ihre Hände, rieb sie aneinander und legte sie ihm aufs Gesicht, das so eiskalt war, dass ihre Wärme innerhalb von Sekundenbruchteilen verflogen war.
Er warf ihr einen dankbaren Blick zu, ehe er sich von ihr löste.
In diesem Augenblick waren sie von einer dichten, schwefelfarbenen Wolke umgeben.
Hustend hielt Tabitha sich die Nase zu und drehte sich zu ihrer Schwester um, die hinter ihr stand und irgendetwas Unverständliches murmelte.
»Was machst du da?«, fragte sie.
»An ihm haftet der Geruch des Todes. Du wolltest ihn doch nicht ernsthaft zu mir in den Laden bringen, oder?«
»Doch.« Sie riss Tia die kleine Holzschale aus der Hand. »Würdest du bitte mit diesem blöden Voodoo-Kram aufhören? Das Zeug stinkt wie die Pest.«
Tia streckte die Hand aus. »Gib das her.«
»Hör auf, sonst kippe ich das Zeug auf die Straße.«
Augenblicklich trat Tia einen Schritt rückwärts.
Tabitha betrachtete das rötlich-goldene Pulver und kräuselte angewidert die Oberlippe. »Also, ich hätte gut und gern auf dieses stinkende Scheißzeug verzichten können. Gerade erzähle ich Val noch, dass meine Familie eigentlich ganz nett sei.« Sie reichte Tia die Schale.
»Du brauchst Schutz«, erklärte Tia trotzig. »Irgendetwas ist hier, das spüre ich genau.«
»Vielleicht ist es ja dein Verstand, der an die Tür klopft. Lass ihn ruhig rein.«
Tia warf ihr einen vernichtenden Blick zu.
Tabitha grinste. »Schon gut, war nur ein Scherz. Ich weiß ja, was du meinst. Ich spüre es auch.«
Tia blickte zu Valerius hoch, der noch immer schlotternd vor ihr stand. »Wieso ist er pitschnass und völlig durchgefroren?«
»Das ist eine lange Geschichte«, erwiderte Tabitha, die den Verdacht hatte, dass Valerius nicht allzu begeistert wäre, wenn sie ihrer Schwester von seinem durchgeknallten Bruder erzählen würde. »Das ist meine Schwester Tiyana, auch Tia genannt.«
»Hi.« Tia nahm Valerius am Arm und zog ihn in den Laden.
Er warf Tabitha einen panischen Blick zu.
»Es ist schon okay. Meistens ist sie ziemlich verrückt, aber gefährlich ist sie nicht.«
»Von einer Irren, die in ihrer Freizeit Vampire jagt, will ich keine Kommentare über meine geistige Gesundheit hören. Sie sollten sie mal sehen«, sagte Tia zu Valerius und schob ihn an mit Grisgris-Beuteln, Voodoopuppen, Kerzen und Souvenirkram vollgestopften Regalen vorbei. »Sie glaubt, jeder schwarz gekleidete Mann sei ein Vampir. Haben Sie eine Ahnung, wie viele schwarz gekleidete Männer in New Orleans herumlaufen? Diese Frau macht einem Angst. Ehrlich!«
Tia wandte sich um. »Chelle, pass bitte für eine Minute auf den Laden auf, ja?«, sagte sie zu ihrer Angestellten, die eine soeben
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