Geliebte des Schattens - Kenyon, S: Geliebte des Schattens - Seize the Night (Dark Hunter 07)
dessen, was er beschrieb, löste sich ein Stöhnen aus den Tiefen von Tabithas Kehle. »Sieh
zu, dass du Otto loswirst, dann gehöre ich dir die ganze Nacht.«
Mit einem letzten leidenschaftlichen Kuss kniff er sie in die Hinterbacken. »Bleib genauso, wie du bist. Ich will mein Essen von dir lecken.«
Tabitha biss sich auf die Lippe, als sie ein weiterer Schauder überlief. »Alles klar.«
Eilig stand Valerius auf, knöpfte sein Hemd zu und schloss seine Hose. Er warf ihr einen heißen, verheißungsvollen Blick zu und ließ sie allein.
Tabitha zog die Decke hoch und glitt zwischen die schwarzen seidenen Laken, in denen noch sein würziger, maskuliner Duft hing.
»Was tue ich hier eigentlich?«, fragte sie sich. Gewissermaßen schlief sie mit ihrem schlimmsten Feind, und sie genoss es in vollen Zügen.
Schlimmer noch, am liebsten wäre sie hier geblieben.
Für immer.
»Das alte Lied«, sagte sie leise. Es schien, als fühle sie sich grundsätzlich genau zu den Männern hingezogen, die sie niemals haben konnte.
Eigentlich sollte sie aufstehen und mit Amanda und Kyrian so schnell wie möglich aus der Stadt verschwinden, doch sie brachte es nicht über sich. Was sollte Valerius ohne sie tun?
Und, was noch viel wichtiger war - was sollte sie ohne ihn tun?
12
Ash blieb abrupt stehen, als er Kyrian durch die angelehnte Bürotür erblickte. Es war kurz nach vier Uhr früh, und obwohl Kyrian und Amanda gelegentlich länger aufblieben, war es ungewöhnlich, den einstigen Dark Hunter allein um diese Uhrzeit anzutreffen.
Mit schief gelegtem Kopf beobachtete er, wie Kyrian über einem Papierstapel brütete und gedankenverloren an seinem Haar zupfte. Ash konnte seine Frustration förmlich spüren.
Behutsam klopfte er an.
Kyrian hob den Kopf und nahm seine Brille ab. »Oh, hey«, sagte er leise, als Ash die Tür ein Stück öffnete. »Ich dachte, du bist Amanda, die will, dass ich endlich ins Bett komme.«
»Nicht für alles Geld der Welt«, konterte Ash, ging hinein und trat vor den schwarzen Chippendale-Schreibtisch, auf dem diverse Papiere und handschriftliche Notizen verstreut lagen. »Was tust du so spät noch?«
»Ich konnte nicht schlafen. Ich …« Kyrian unterbrach sich.
»Was?«, fragte Ash besorgt.
Erschöpft stieß Kyrian den Atem aus. »Du hast ja keine Ahnung, wie das ist, Ash. Jeden Tag. Es ist so schwer. Erinnerst du dich überhaupt noch daran, wie es war, ein Mensch zu sein?«
Ash stellte seinen Rucksack auf den Boden. Sein langjähriger Freund schien völlig durcheinander und panisch zu sein.
Normalerweise beantwortete Ash keine Fragen nach seiner Vergangenheit, doch Kyrian brauchte dringend Zuspruch; und nach allem, was sich heute Nacht mit Nick, Simi, Zarek, Tabitha, der Zerstörerin und den Daimons abgespielt hatte, konnte er offen gestanden auch etwas Trost vertragen. »Ja, ich erinnere mich noch daran, aber ich will verdammt sein, wenn ich in dieser Erinnerung schwelge.«
»Mag ja sein, aber ohne dass ich dir zu nahe treten will - bei deinem Tod warst du blutjung und hattest nicht dieselbe Verantwortung auf deinen Schultern ruhen wie ich jetzt.«
Ash musste sich ein bitteres Lachen verkneifen. Wenn Kyrian wüsste …
Er würde, ohne mit der Wimper zu zucken, sein Schicksal und seine Verantwortung gegen die des einstigen Generals eintauschen.
»Sieh dir das an«, fuhr Kyrian fort und schob ihm ein Blatt Papier zu. »Vergiss diese verdammten Daimons. Die schlimmsten Blutsauger sind Anwälte und Versicherungsmakler. Großer Gott, kennst du die Statistik für Verkehrsunfälle? Ich habe Angst, meine Frau und mein Kind auch nur in ein Auto zu setzen. Früher gab es in meinem Badezimmerschränkchen eine Tube Zahnpasta und ein paar Pflaster, heute stapeln sich dort Medikamente gegen Schmerzen, hohen Blutdruck, Cholesterin und Gott weiß was noch alles.«
»Tja, schließlich hast du deinen Körper vierzig Jahre lang mit Junkfood vollgestopft.«
»Ich war unsterblich!«, maulte Kyrian, ehe er blass wurde. »Ich werde wieder sterben, Ash. Nur dass diesmal wohl keine Artemis da sein wird, die mir ein Angebot unterbreitet.« Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Meine Frau wird eines Tages sterben, und meine Tochter …«
»Darüber brauchst du dir heute doch noch keine Gedanken zu machen.«
Kyrian starrte ihn fassungslos an. »Keine Gedanken machen? Du hast leicht reden. Schließlich wirst du nicht sterben. Der Tod ist alles, worüber ich im Moment nachdenken kann, besonders nachdem
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