Geliebte des Schattens - Kenyon, S: Geliebte des Schattens - Seize the Night (Dark Hunter 07)
bevor Otto mit dem Essen kommt?«
Er sah auf die Uhr. »Zwanzig Minuten, vielleicht eine halbe Stunde.«
Sie grinste. »Das reicht.«
Ehe er nachfragen konnte, zog sie ihr Shirt aus, schlang
es ihm um den Nacken und bedeutete ihm mit dem Finger, ihr zu folgen.
»Komm mit, General, ich werde deine kleine Welt mal ein bisschen aus dem Gleichgewicht bringen.«
Sie wusste es nicht, aber genau das hatte sie getan, als er sie das erste Mal im Kampf gegen die Daimons gesehen hatte. Und sie tat es seitdem unablässig.
Schließlich war es Stryker gelungen, sich ein wenig zu beruhigen. Zumindest äußerlich.
Innerlich kochte er noch immer.
Diese verdammte Zerstörerin und ihre elenden Lügen. Und dieser verdammte Acheron Parthenopaeus und seine idiotische Wahrheitsliebe.
Er würde die Welt von beiden befreien, und wenn es das Letzte war, was er tat. Doch er musste mit großer Umsicht ans Werk gehen.
Strategisch klug.
Wenn die Zerstörerin jemals herausfand, dass er derjenige gewesen war, der Desiderius aima gegeben und damit dafür gesorgt hatte, dass die Spathi Acheron verwunden konnten, wäre sein Leben bedeutungslos. Er musste mit großer Raffinesse vorgehen, wenn er sie beide außer Gefecht setzen wollte, und genau das würde er auch tun.
Endlich.
Die Luft um ihn herum begann zu sirren, als Desiderius um ein Blitzloch bat, damit die Spathi aus New Orleans nach Kalosis, der atlantäischen Hölle, heimkehren konnten.
Hier gab es kein Licht. Stattdessen herrschten ewige Dunkelheit und Trübnis. Bis zu der Nacht, als er seinen eigenen Sohn ermordet hatte, war es ihm egal gewesen.
Doch nun nicht mehr.
Stryker hob die Hand und öffnete das Portal.
Desiderius, noch immer ein körperloser Dunst, kehrte zurück.
Angewidert musterte Stryker den Daimon. Es hatte eine Zeit gegeben, als er große Stücke auf ihn gehalten hatte, doch seit Desiderius im Kampf gegen einen einfachen Dark Hunter und seine menschliche Gefährtin kläglich versagt hatte, empfand er nur noch Verachtung für ihn.
Wollte er nicht um jeden Preis verhindern, in die Schusslinie der Zerstörerin zu geraten, hätte er Desiderius noch nicht einmal Gelegenheit gegeben, wieder in seine körperliche Gestalt zurückzukehren. Wenn es Desiderius jedoch gelang, Acheron zu verwunden, war er bereit, dem Daimon die Reinkarnation zu gewähren.
»Ich dachte, du wolltest …«
»Wogegen kämpfe ich?«, fragte Desiderius, dessen formlose Essenz in der düster erhellten Kammer aufflackerte.
»Du weißt genau, wogegen du ankämpfst.«
»Nein«, widersprach Desiderius. »Was war das für eine Substanz, die den Anführer der Dark Hunter niedergestreckt hat?«
»Das braucht dich nicht zu interessieren. Bring mir das Kind, das ist das Einzige, was dich kümmern soll.«
»Ich verstehe aber nicht, warum.«
Stryker lachte. »Das wirst du auch niemals tun. Bring mir dieses Kind, sonst werde ich dich in die ewige Vergessenheit verbannen.«
Wüsste er es nicht besser, hätte er geschworen, dass der Geist die Zähne bleckte.
»Acheron hat mich aus dem Körper dieser elenden Schlampe geworfen. Die beiden haben sich gegen mich geschützt. Ich brauche einen anderen Körper.«
Stryker hielt inne, als gellende Schreie der Daimons von draußen hereindrangen. Bestimmt suchten Apollymis Charontes noch immer nach demjenigen, der ihr aima gestohlen hatte.
Aber keiner würde bei ihm danach suchen. Das würden sie nicht wagen.
Offen gestanden war er nicht länger in der Stimmung für diese Spielchen. Seine Mutter, die Zerstörerin, hatte angeordnet, er müsse warten.
Doch er war die Warterei leid.
An jenem Tag, an dem er das Blut seines eigenen Sohnes vergossen hatte, um sie zu besänftigen, waren ihm das erste Mal einige Dinge aufgefallen.
Und als seine Mutter ihn gebeten hatte, ihr das Kind des einstigen Dark Hunters und seiner menschlichen Gefährtin zu bringen, war der Groschen gefallen. Dieses Kind, bekannt als Marissa Hunter, hielt das Gleichgewicht des Universums in seinen winzigen Händen.
Wer immer sie besaß, besaß automatisch den Schlüssel zur ältesten, einfachsten Macht aller Zeiten.
Sie war das Schicksal der gesamten Welt.
Die Zerstörerin wollte dieses Kind um jeden Preis für sich haben, um die Kontrolle zu erlangen.
Stryker verkniff sich ein bitteres Lachen. Sie würde Marissa nur über seine Leiche bekommen. Am Ende wäre er derjenige, der das Schicksal der Welt lenkte, nicht Apollymi.
»Arod, Tiber, Sirus, Allegra!«, rief er.
Die vier
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