Geliebte des Sturms - Croft, S: Geliebte des Sturms - Riding the Storm - ACRO Series, Book 1
den Kopf und erbrach. Aus allen seinen Poren quoll kalter Schweiß, und der lockerte die Fesseln an seinen Handgelenken. Aber eine Befreiung auf diese Art wäre extrem schmerzhaft.
»Tut mir leid, Remy. Manchmal nehmen sich meine Mitarbeiter zu viele Freiheiten heraus. Heutzutage ist es schwierig, gutes Personal zu finden.« Ein britischer Akzent. Kultiviert. Aalglatt.
Remy hob den Kopf und ärgerte sich, weil er wieder doppelt sah. Immerhin stellte er fest, dass der Mann klein und stämmig war und sich nicht bemühte, die.44er Magnum zu verbergen, die er in einem Schulterhalfter über einem Nadelstreifenhemd trug, komplett mit Krawatte.
»Willkommen auf der Party. Ich heiße Charles.«
»Wo ist mein Vater?«
»Alles zu seiner Zeit, T-Remy, alles zu seiner Zeit.«
»Jetzt haben Sie mich , also brauchen Sie ihn nicht mehr. Lassen Sie ihn frei.«
»Wie loyal …« Charles zündete sich eine Zigarette an und stieß Rauchringe hervor, die in der schwülen Luft hängenblieben.
»Meinen Teil der Vereinbarung habe ich eingehalten.«
»Ah, das ist es ja, Remy - Sie haben die Regeln nicht befolgt. Sie sollten allein hierherkommen. Sicher verstehen Sie, dass wir nichts riskieren dürfen, solange wir ACROs heißen Atem im Nacken spüren, obwohl die drei Agenten, Ihre Begleiter, nichts mehr unternehmen können. Und ich glaube, Sie wissen, wie es ist, wenn man von ACRO in die Enge getrieben wird.«
Dazu gab Remy keinen Kommentar ab. Diese Genugtuung missgönnte er Charles. Doch das schien den Kerl nicht zu stören.
»Gewiss, Sie verfügen über eine erstklassige Ausbildung, Remy, aber das wird Sie letzten Endes nicht retten. Denn Sie sind das Opfer eines machtvollen Fluchs, dem bisher niemand auf den Grund gehen konnte, trotz aller Mühe.«
Eine Begabung, kein Fluch. In Remys Ohren echote Haleys Stimme. Aber so gern er auch daran glauben würde - lebenslange Qualen und Demütigungen hatten ihm bewiesen, dass echte Talente kein so schweres Leid verursachten.
Haley. Bei der Erinnerung an ihren Namen, den er aus seinem Gedächtnis zu streichen versucht hatte, falls die Feinde Gedanken lasen, begann sein Tattoo zu jucken. Angestrengt dachte er an Donner und Blitz, an Tornados. Nichts dergleichen konnte er heraufbeschwören. Er hustete, dann ächzte er, weil er damit seinen Rippen Schmerzen bereitete.
Sofort war Charles an seiner Seite, eine Flasche in der Hand. »Trinken Sie etwas Wasser.«
»Wo ist Haley?«
»Und wenn ich Ihnen versichere, Miss Holmes geht es gut?«
»Und wenn ich erkläre, ich glaube Ihnen kein Wort?«
Charles nickte, als würde er zustimmen, schaltete einen Videomonitor neben der Tür ein, und das Bild einer friedlich schlummernden Haley erschien.
Also ist sie okay. Erleichtert atmete Remy auf und fragte sich, wie lange dieses Gefühl anhalten würde. »Wie geht es meinem Vater?«
»Nicht so gut. Das müsste Sie freuen, nach allem, was er Ihnen angetan hat. Nur durch seine Schuld befinden Sie sich überhaupt in dieser Situation.«
»Ich will ihn sehen«, sagte Remy und hasste sich selbst, weil Charles mit seiner Vermutung teilweise Recht hatte.
»Wie Sie wünschen.« Charles drückte auf eine Taste seiner Fernbedienung, und das Videogerät zeigte den Raum, in dem Remy senior gefangen gehalten wurde. Geschunden, verängstigt, verletzt, verloren … »Wollten Sie das sehen?«
»Was verlangen Sie von mir?«
»Arbeiten Sie für Itor.«
»Danke, ich habe schon einen Job.«
»Bei ACRO? Bilden Sie sich ein, die Leute würden Sie retten, Remy? Jetzt sind Sie genau da, wo die Sie haben wollen.«
Darauf antwortete Remy nicht. Doch das spielte keine Rolle.
»Für ACRO sind Sie nur eine Waffe. Wenn diese Agenten Ihnen was anderes erzählen, lügen sie.«
»Und wie weiß ich, dass Sie nicht lügen?«, stieß Remy hervor, ehe er sich beherrschen konnte.
Charles lächelte, als hätte er auf die Frage gewartet. »Um zu erklären, was die ACRO-Typen mit Ihnen planen - die werden Sie wie ein Lieblingshaustier in einen
Käfig sperren, so wie das Familienskelett in den Schrank - bis Sie irgendwas für sie tun müssen. So wie es Ihr Vater versucht hat. Armer, loyaler Remy - jedes Mal fällt er wieder drauf rein.«
Die Worte trafen ihn mitten ins Herz. Doch er zwang seinen Körper und seine Gesichtsmuskeln, entspannt zu bleiben. Im Ist-mir-scheißegal-Modus. Wie gern würde er dem Widerling sagen, er solle verschwinden, die Beine unter ihm wegtreten, alle seine Kraft aufbieten, um auszubrechen …
Dann
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