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Geliebte Diebin

Geliebte Diebin

Titel: Geliebte Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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der kalte Atem des Winters dem Priester in das rundliche Gesicht blies. Er dachte an die Kapelle und an sein warmes Zimmer. Doch er bewegte sich nicht vom Fleck, er rieb sich nur die Hände und trat von einem Fuß auf den anderen. Wer hatte Sir Payton umgebracht? Wohin waren die Männer gegangen, nachdem sie ihn erstochen und Geneva vergewaltigt hatten? Waren es die Soldaten von Black Thorn gewesen oder hatten sich Paytons Männer gegen ihn und gegen die Zauberin gewandt? Aber warum? Wegen Goldes? Wegen der Frau? Aus Zorn? Oh, wer verstand schon die Beweggründe der Männer? Er rieb sich die dicken Arme und fühlte, wie der Wind sich drehte. Er war bitterkalt und so scharf wie der Biss einer Natter. Wo war Lady Apryll? Warum war sie noch nicht zurückgekommen? Sein gutmütiges Herz blutete bei dem Gedanken, dass auch sie sich womöglich in tödlicher Gefahr befinden könnte. Würde sie das gleiche entsetzliche Schicksal treffen, das auch Geneva hatte erleiden müssen? Oh, dieser Winter war nicht gut, überhaupt nicht gut.
    Er dachte an Geneva mit ihrer ruhigen, gelassenen Stimme und ihren geräuschlosen Schritten. Sie war stets ausgeglichen gewesen und auch wenn er ihre dunklen Künste ablehnte, so hatte er sie doch stets nur freundlich und intelligent erlebt - eine Frau, dessen war er sicher, die den einzigen wahren Gott verstehen und akzeptieren würde, wenn man ihr nur genügend Zeit ließ. Oh, wie sehr hatte er sich nach dem Tag gesehnt, an dem sie über die Schwelle der Kapelle treten würde, ihre Sünden ablegen und Gott als ihren Vater akzeptieren könnte.
    Wieder machte er das Kreuzzeichen, dann betete er um Genevas Leben.
    Er hörte, wie Männer näher kamen, Schritte knirschten auf dem gefrorenen Boden und über dem Heulen des Windes hörte man Fetzen einer ärgerlichen Unterhaltung.
    »Vater Benjamin«, sagte Vater Hadrian, worauf die Schultern des alten Priesters sich ergeben senkten. »Wo seid Ihr gewesen? Ich dachte, Ihr wolltet die bettlägerigen Leute besuchen, die nicht zur Messe kommen konnten. Himmel - was ist das? Oh, nein. Das ist ja Lord Payton!«
    »Sir Payton«, korrigierte Benjamin ihn und versuchte, sich seine Verachtung für den jüngeren Mann nicht anmerken zu lassen.
    Er fühlte, wie sich der jüngere Priester über die Leiche beugte und hörte einen weiteren Mann - Sir Brennan? -, der leise vor sich hin fluchte. »Ermordet. Man hat ihm ein Schwert in den Leib gestoßen.«
    »Um der Liebe Gottes willen, was ist geschehen?« Ja, das war Brennans tiefe, besorgte Stimme.
    »Ich weiß es nicht genau«, gestand Benjamin und erzählte all das, was er herausgefunden hatte.
    »Ihr habt ihn aber nicht entdeckt, als Ihr die bettlägerigen Leute besucht habt«, warf ihm Hadrian vor.
    »Das ist wahr. Ich habe mich entschieden, weiter in den Wald zu reiten.«
    »Warum?«, wollte Hadrian misstrauisch wissen, und als Benjamin nicht sofort antwortete, setzte er hinzu: »Ihr habt mich angelogen, und auch Sir Brennan habt Ihr angelogen, den Lady Apryll zu ihrem Stellvertreter ernannt hat. Das wird nicht ohne Folgen bleiben. Wartet, bis die Lady zurückkehrt. Ich nehme an, Ihr habt keine Spur von ihr gefunden oder von den anderen, die mit Payton losgeritten sind?«
    »Nein, nur Geneva.«
    »Die Hexe!«, rief Hadrian verächtlich. »Gott hat sie bestraft für ihr heidnisches Benehmen.«
    »Nein, ich glaube nicht...«
    »Ihr könnt Eure Erklärungen abgeben, wenn Lady Apryll wieder da ist«, unterbrach Hadrian ihn.
    »Das werde ich«, stimmte ihm Benjamin zu.
    »Also, Ihr habt behauptet, dass die Zauberin überlebt hat? Wo ist sie?«
    »Geneva ist in der Hütte, Iris und Britt kümmern sich um sie.«
    »Wie ich schon sagte, Gottvater hat sie büßen lassen wegen ihres heidnischen Benehmens.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Bah! Was wisst Ihr denn schon, alter Mann?«, schnauzte Hadrian ihn an. »Ihr habt kein Rückgrat, um Euch gegen die Heiden zu widersetzen, nicht wahr?« Während Benjamin Luft holte, um zu protestieren und ihm zu erklären, dass Jesus sich oft unter die Sünder gemischt hatte, fügte Hadrian hinzu: »Ich
    will keine Entschuldigungen hören. Ihr habt eine Stellung hier in Serennog, eine Stellung, die ihre Pflichten hat. Was für ein Beispiel gebt Ihr den anderen, Vater Benjamin, indem Ihr das Schloss verlasst, mich und Sir Brennan anlügt und dann mit dem toten Sir Payton und einer halbtoten Sünderin zurückkommt, die selbst gelogen hat, um das Schloss verlassen zu können und ihre

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