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Geliebte Diebin

Geliebte Diebin

Titel: Geliebte Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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aus lauschte er, während der Sänger eine traurige Ballade beendete. Er spähte nach oben. Noch immer war nichts von ihr zu sehen. Aber sie war ja noch gar nicht lange weg. Vielleicht brauchte sie Zeit, um sich zu fangen. Eine Dienerin mit einem leeren Tablett eilte respektvoll grüßend an ihm vorbei.
    Devlynn strich sich seine Tunika glatt und lehnte sich gegen einen Pfeiler am Fußende der Treppe. Diener liefen geschäftig hin und her, ein paar Gäste gingen die Treppe hinauf, und die Wachleute wechselten ihren Dienst, doch von der Lady war noch immer nichts zu sehen.
    Sei geduldig, sagte er sich, obwohl Geduld nicht gerade seine stärkste Eigenschaft war.
    Ein zweites Lied endete und er spähte zum wiederholten Mal nach oben. Nichts. Die ersten Zweifel tauchten in ihm auf. Nervös klopfte er mit den Fingern auf den Pfeiler und beobachtete, wie zwischenzeitlich eine Schüssel mit Rosinen, übergössen mit Brandy, in den Saal getragen wurde.
    Devlynn versuchte, seine Ungeduld zu verbergen, während der Brandy über den Rosinen angezündet wurde. Einige der Mutigeren versuchten, sich Rosinen aus dem brennenden Topf zu fischen. Sie zuckten natürlich zurück und jammerten, als sie sich die Finger verbrannten.
    »Autsch!«
    »Verdammt!«
    »Diese verfluchten Dinger.«
    Lachen erfüllte das Schloss. Bronwyn war auf dem Schoß ihrer Mutter eingeschlafen. Tante Violet döste und Collin amüsierte sich noch immer. Er schaute kurz zum Flur, wo sich sein Blick mit dem von Devlynn traf, ehe der Lord erneut die jetzt dunkle Treppe hinaufsah.
    »Hol dir eine!«, rief Collin einem der Gäste zu, der versuchte, sich eine brennende Rosine zu schnappen.
    Rauch kräuselte sich zur Decke, während die brennende Schüssel die heiter plaudernden, weinseligen Gäste beleuchtete und von einem zum anderen gereicht wurde.
    Hinter ihm ertönten Schritte und Devlynn wirbelte herum, weil er Apryll erwartete. Doch stattdessen entdeckte er nur den kahlköpfigen Sir Henry »M'lord, wollt Ihr nicht an dem Spiel teilnehmen?«
    »Ein anderes Mal«, lehnte Devlynn ab. Wenn sie sich nun verlaufen hatte? Black Thorn war ein großes Schloss mit gewundenen Fluren und verborgenen Türen. Wenn sie irgendwo falsch abgebogen war auf dem Weg zur Latrine ...
    Das Spiel war zu Ende, die anderen Kerzen wurden erneut angezündet und Devlynns Ärger legte sich, wurde ersetzt von einer immer stärker anwachsenden Unruhe. Hatte sie ihn absichtlich hier stehen gelassen, wie einen abgewiesenen kleinen Pagen? Er ging zu dem Torbogen, der in die große Halle führte, sein Blick wanderte durch den Raum, und er fragte sich, ob sie ihm wohl entkommen war. war sie irgendwie über eine der anderen Treppen in die Halle zurückgekehrt und hatte sich heimlich unter die Menschenmenge gemischt? Zweifel nagten an ihm. Er ballte die Hände zu Fäusten und suchte den Raum mit seinen Blicken ab, doch nirgendwo konnte er sie entdecken, kein schimmerndes weißes Kleid leuchtete inmitten all der roten, gelben und königsblauen Roben.
    »Hast du deine Frau verloren?«, fragte Collin belustigt, als er mit einem Mädchen im Arm an ihm vorüberschlenderte.
    »Nein.«
    »Wo ist denn der >Engel<, wie Tante Violet sie so passend genannt hat?«
    »Oben. Sie wird gleich nach unten ...«
    »AAAHHH!« Ein markerschütternder Schrei ertönte aus der oberen Etage.
    Devlynn erstarrte.
    Apryll war oben.
    Die Musik hörte auf zu spielen.
    Alle Gäste schwiegen.
    »Was zum Teufel... ?«, fragte Collin, während die Frau neben ihm ganz blass wurde.
    Ohne ein Wort zog Devlynn sein Schwert. Er hetzte nach oben, wobei er immer zwei Stufen auf einmal nahm. Hinter ihm ertönten Schritte. Collin folgte ihm. Genau wie die Wachen. Schwerter klirrten, Stiefel dröhnten auf der Treppe.
    Apryll, dachte Devlynn verzweifelt. Etwas war ihr zugestoßen. Das Herz schlug ihm bis zum Hals.
    »Was um alles in der Welt ist geschehen?«, schnaufte Collin, als sie oben angekommen waren.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Diese Frau ...?«
    Devlynns Herz schlug wie eine Trommel. Mit gezückter Waffe bog er um eine Ecke und hätte beinahe die Kinderfrau umgerannt, ein rundliches Mädchen mit einem Gesicht so weiß wie Quark und vor Angst weit aufgerissenen Augen.
    »M'lord ... oh, bei allen Heiligen, er ist nicht mehr da«, rief sie. Ihre Hände krallten sich in ihren Rock und ihre Lippen zitterten vor Angst. »Ich weiß nicht, wie oder ...«
    »Wer?«, wollte er wissen, doch schon in der nächsten Sekunde wusste er es. Sein Sohn?

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