Geliebte Diebin
durchsuchen sollen, zwanzig Männer sollen sich bereitmachen, mit mir loszureiten.«
»Du solltest besser hier bleiben«, schlug Collin vor. »Du bist der Lord, und du hältst deine Gäste hier fest, einige sogar gegen ihren Willen. Du musst mit ihnen reden. Ich werde die Bastarde finden, die das getan haben. Ich werde die Hunde mitnehmen und die besten Jäger und die stärksten Soldaten. Glaube mir, sie werden dafür zahlen.«
Der Gedanke, im Schloss zu bleiben, in den Räumen auf und ab zu laufen und auf Neuigkeiten von seinem Sohn zu warten, war für Devlynn nicht zu ertragen. Er konnte nicht hier am Feuer sitzen und den Klagen lauschen, während in seinem Kopf die Gedanken um Yales Sicherheit kreisten und er nichts tun konnte. »Ich werde kurz zu meinen Gästen sprechen. Danach wird jeder von ihnen sich noch mit dem Sheriff unterhalten. Morgen können sie dann abreisen.«
»Sie werden wütend sein.«
»Bei weitem nicht so wütend wie ich.«
»Sie könnten sich gegen dich wenden. Sie könnten zu Feinden werden statt wie jetzt deine Verbündeten.«
»Ihr Treueeid kümmert mich nicht. Mich interessiert nur mein Sohn«, brummte Devlynn.
Collin wirkte beunruhigt. »Bruder, bitte. Es würde besser sein, wenn du im Schloss bleibst. Du bist der Lord.«
»Aye, und es ist mein Sohn, der vermisst wird. Ich werde losreiten.« Er deutete mit dem Finger auf seinen Bruder. »Ruf den Sheriff.«
»Er ist schon unterwegs.«
»Dann werdet Ihr« - er zeigte auf den Hauptmann der Wache - »die Suchmannschaft zusammenstellen. Wir werden Männer brauchen, Waffen, Pferde und Vorräte. Ich will, dass nur die besten Männer mit mir reiten.« Zornig lief er auf und ab und befahl: »Collin, du wirst den Verräter finden. Irgendjemand in den Mauern dieses Schlosses hat den Feind hereingelassen. Finde heraus, wer es war.«
»Der Feind war diese Frau«, wagte Collin zu behaupten, als er auf das blutbefleckte Kleid blickte.
Devlynn schnaubte. »Aber sie war nicht allein. Jemand in diesem Schloss hat uns alle betrogen. Er hat diese Frau hereingelassen. Er hat an dem Verschwinden meines Sohnes mitgewirkt, vielleicht hat er ihm sogar etwas gegeben, das ihn müde gemacht hat. Wenn das so ist, dann handelt es sich um jemanden, dem ich vertraue.« Devlynn sah seinen Bruder eindringlich an und erklärte mit leiser, entschlossener Stimme: »Mach keinen Fehler, finde den Judas und stelle ihn bloß. Wenn ich herausfinde, wer er ist, wird er zahlen, und zwar mit seinem Leben.«
Collins Lächeln war so kalt wie der Tod. »U nd ich werde dir dabei helfen.«
»Gut. Alle, ich meine damit jeden Mann, jede Frau und jedes Kind innerhalb von Black Thorn, sind verdächtig.« Ein Dutzend Gesichter kamen ihm in den Sinn. Sein Innerstes zog sich zusammen. Welcher der vertrauten Diener hatte ihn betrogen und warum? Für Gold? Aus Rache? Wegen irgendeines Versprechens? Warum?
Oder war es vielleicht sogar ein Mitglied der Familie gewesen? Seine Schwester oder sein Bruder?
Was war mit den Gästen? Würden die Lords aus der Nachbarschaft ihn nicht mit Freuden betrügen, für die Möglichkeit, Black Thorn für sich zu gewinnen?
Oder war es jemand anderes? Er dachte an den Weihnachtsmann und an die vermummten Gestalten, die ihm gefolgt waren. Maskiert. Kostümiert. Mit verhüllten Gesichtern. Fremde.
»Außer der Familie«, erklärte Collin.
»Einschließlich der Familie«, brummte Devlynn und griff nach seinem Schwert. »Ich vertraue niemandem mehr.«
Diese Worte hatte Miranda noch gehört, als sie das Zimmer betrat. Ihr Gesicht rötete sich vor Wut, ihre Augen blitzten vor Empörung. »Das ist unerhört!« Sie hielt die schlafende Bronwyn in den Armen eng an sich gedrückt und funkelte ihren Bruder aus grünen Augen an. Musik ertönte aus der großen Halle, man hörte das Gewirr der Unterhaltungen, doch die Fröhlichkeit der vergangenen Stunden war verschwunden. Misstrauen und Gerüchte hatten mittlerweile die Heiterkeit ersetzt. »Du kannst den Lord von Derwynn nicht als deine Geisel hier behalten. Und was ist mit Lady Camille von ...«
»Sie werden bis morgen hier bleiben«, beharrte Devlynn. »Die meisten Gäste hatten sowieso vor, die Nacht hier zu verbringen, also macht es für sie keine Umstände.«
»Weil sie bleiben wollten, nicht weil sie dazu gezwungen worden sind.«
Bronwyn seufzte verträumt auf, ihre Lippen öffneten sich ein wenig. Devlynns Herz zog sich zusammen. Wo war sein Sohn? War er verletzt? Lebte er oder ... nein, Devlynn
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