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Geliebte Diebin

Geliebte Diebin

Titel: Geliebte Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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dann würde sie sich herzlich gern revanchieren. Aber im Moment... Sie kletterte von dem Bett und tastete mit der Hand nach einer Öffnung in dem Zelt, einer Stelle, wo sie genügend Platz finden würde, um sich hindurchzuwinden und dann ... was? Sollte sie in der Dunkelheit durch den Wald laufen? Ein Pferd stehlen? Versuchen, die Hunde zu überlisten? Um der Liebe der heiligen Maria willen, sie brauchte einen Plan. Sie hörte Schritte und warf sich schnell wieder auf das Lager, als sei sie gerade erst aufgewacht.
    Das Zelt öffnete sich und der Lord von Black Thorn stand vor ihr, mit einer Kerze in der Hand.
    »Ich wollte Euch gerade wecken«, sagte er, als seien sie gute Freunde ... oder Liebende. Sein Blick erfasste die Tunika, die sie angezogen hatte, doch machte er keine Bemerkung. »Es ist Zeit zum Essen.«
    Aprylls Magen knurrte und erinnerte sie daran, wie lange es schon her war, seit sie etwas gegessen hatte. Obwohl sie diesen Mann und seine Männer verachtete, ganz besonders den groben, fetten Mann mit Namen Lloyd, gehorchte sie ihm, stand auf und hielt nur inne, um ihre Stiefel anzuziehen.
    Als sie durch die Öffnung des Zeltes trat, erwartete sie ein Lagerfeuer, an dem der Soldat mit den Schweinsäuglein und noch ein anderer Mann dicke Scheiben von dem knusprigen, dampfenden Fleisch abschnitten. Auf dem Boden standen Pfützen, doch der Regen hatte aufgehört. Die Nacht war nun eisig kalt, der Wind heulte durch die kahlen Äste über ihnen.
    Devlynn schnitt ein Stück Fleisch für sie ab und sie setzten sich auf die bemoosten Steine und ließen sich von dem Feuer wärmen, das flackerte und knisterte und von dem Funken in den Himmel stiegen und dicker, qualmender Rauch.
    Die Soldaten saßen in einem Unterstand vor dem Feuer. Die Augen des feisten Soldaten blitzten hinterhältig. Himmel, war das ein widerwärtiger Kerl!
    »Wo sind die anderen?«, fragte sie und lutschte sich genüsslich die Finger ab. Das Fleisch war das beste, das sie je gegessen hatte. Sie leckte sich über die Lippen und wischte sich dann mit dem Ärmel über die Wange. »Der Fährtenleser. Ist er noch nicht zurück?«
    »Noch nicht«, gestand Devlynn und starrte zu dem Weg, als wolle er den Mann herbeizaubern. Er warf einem der Hunde einen Knochen zu. Der Köter schnappte danach und verschwand eilends damit zwischen den Bäumen, um sich seiner Beute in Ruhe zu widmen.
    Devlynn stand auf und wischte sich die Hände ab.
    »Was ist, wenn er nicht zurückkommt?«, fragte Apryll.
    Devlynns Gesicht verhärtete sich. »Ihr solltet lieber darauf hoffen, dass er bald kommt, denn wenn er das nicht tut, dann müsste ich annehmen, dass Euer Bruder ein falsches Spiel spielt.«
    »Möglicherweise kommt er aus eigenem Willen nicht zurück.«
    Er presste die Lippen aufeinander. »Nein, Bennett ist treu.« Aber sie hatte die Saat des Zweifels gesät. Irgendjemand verriet ihn - nicht nur einer. Jemand hatte Apryll und ihre Halunkenbande in Black Thorn hereingelassen. Und jemand hatte sie aus der Zelle des Einsiedlers im Turm befreit. Er dachte an all die Männer, die er schon viele Jahre kannte: Kirby, Spencer oder Rudyard, der Hauptmann der Wache. Waren sie ihm treu ergeben? Oder waren sie Verräter? Würden sie ihm dienen oder würden sie ihm willig den Hals aufschlitzen, mitten in der Nacht? Devlynn musterte über das Feuer hinweg die Männer, die ihm ihre Treue geschworen hatten, und er begriff, dass er nur sehr wenig von ihnen wusste - von ihrem Leben, ihrem Ehrgeiz, ihren Träumen.
    Vielleicht war es mit ihrer Treue gar nicht so weit her.
    Er nahm einen großen Schluck aus dem Krug mit Wein und wischte sich dann mit dem Handrücken über die Lippen. Welcher Halunke, der Black Thorn die Treue geschworen hatte, war zum Verräter geworden und hatte dabei geholfen, seinen Sohn zu entführen? Hatte ein Mann aus seiner Armee Seth oder Saunders umgebracht... Wer war es gewesen? Wer würde ihm die Pferde stehlen, sein Geld und seine Juwelen? Wer hasste ihn so sehr und besaß einen solchen Ehrgeiz, solchen Wagemut?
    Etliche Gesichter huschten an Devlynns innerem Auge vorbei. Seine Hand ballte sich unwillkürlich zur Faust, als er - nicht zum ersten Mal - begriff, dass er niemandem trauen konnte.
    Ganz besonders nicht dieser Verräterin, die behauptete, eine Lady zu sein.
    Die Männer waren mit dem Essen fertig. Sie warfen die Knochen ins Feuer, tranken noch einen großen Schluck Wein, schlangen die Umhänge um sich und legten sich unter den Unterstand, um zu

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